31.07.2006

Die Arbeit in Addis

Meine Arbeit in Addis war ganz unterschiedlich. Dienstag und Sooabend war OPD (outpatientday). Dort durften fast alle Menschen hinkommen, die nicht krank genug waren fuer's Krankenhaus und sich einen Arzt nicht leisten koennen. Was im klartext heisst: Wunden aller Art, Hautausschlaege, Verbrennungen, Tumoren und alles in katastrophalen Zustaenden. Verbandsmateril hatte ich reichlich dabei. Aber eine 8kg schwere Kiste hat lange nicht gereicht. Ich habe hier, erst unter sehr knapper anleitung, dann alleine Abszesse gespalten, Verbaende gemacht und sogar genaeht. Wobei ich dazu sagen muss, dass es KEINE Schmerzmittel beim OPD gibt. Das einzige Medikament beim OPD ist Tetrazyklin-Salbe. Die wird auch grosszuegig auf alles geschmiert, was dort auftaucht. Ob Skabies oder Verbrennung, Schnittwunde oder Ulkus: Tetrazyklin muss helfen.
Die restlichen Tage der Woche war ich auf de Frauenstation. Dort gibt es zwei Frauenstationen. Eine "nur TB-Station" und eine TB+ Station. Die Frauen auf der zweiten Station waren alle schwerstkrank. Die meisten wohl AIDS, wobei das oft nicht getestet wurde, weil es keine Rolle spielt. Die Dekubiti waren unvorstellbar riesig und wieder keine Schmerzmittel. Bei meiner Schatzsuche im Medikamentenschrank habe ich neben Paracetamol und Ibuprofen ein paar Flaschen Tramal gefunden. Auf meine Frage warum es nicht verabreicht wird, antwortete eine der Schwestern: weil es hier nicht gebraucht wird.
Dass einige der Frauen unter unvorstellbaren Schmerzen litten, brauche ich nicht weiter auszufuehren. Vor dem Verbandwechsel habe ich heimlich Tramal verteilt. Und ich bin nicht erwischt worden :-)
Oft hat das Verbandwechseln und Dekubitisversorgen einer Patientin den ganzen Vormittg gedauert. Dann kam am Nachmittag die naechste Patientin dran.
Auch nicht-medizinisch war reichlich zu tun. Alte Frauen streicheln, mit Kindern an der Hand laufen, Kindern die Fingernaegel lackieren, bettlaegrige Patienten bewegen, behinderte Kinder fuettern. Der koennte 48 Stunden haben und ich waere trotzdem niemals fertig geworden.