21.07.2009

Was, schon vorbei???

Nach dem wunderbar entspannten Aufenthalt in Sun Peaks sollte es weiter gehen nach Lillooet. Hier hat mal der kanadische Goldrausch begonnen. Die Stadt ist seitdem immer nur kleiner geworden und hat sich keine neue Attraktion ausgedacht, die es ermöglichen könnte, Menschen anzuziehen. Also ein kleines Goldgräberstädtchen mit wenig zum Angucken. Dafür mit einem Couchsurufing-Administrator. Also auch Couchsurfing geht in Kanada. Ist zwar spannend, bei einem komplett fremden auf dem Sofa (oder Gästebett) zu übernachten, aber eine Erfahrung ist es wert. Oh halt, es gibt ja noch eine deutsche Bäckerei in Lillooet. Dort gibt es alles, was es auch bei deutschen Bäckern in Deutschland gibt: Brownies, Nanaimo-Bar.... Ok und Bretzeln und Mohnkuchen und Brot, aber keine Brötchen.
Der Weg nach Vancouver führt weiter über Whistler (eine wahre Schande, dass das Hostel mit DEM Panorama geschlossen wird). Die Baustelle, die vor einiger Zeit 30km lang war, ist nahezu fertig. Nicht mal 30 Minuten habe ich gebraucht, um mit dem Auto dort entlangzufahren. Waren es doch auch dem Hinweg noch gute 70 Minuten. In Whistler ist es ebenfalls warm. 35° sind hier scheinbar auch im Gebirge keine Seltenheit. Zum Glück gibt es in Whistler einen von Kanadas besten Eisläden. Cows Eis hat nicht nur die kuhlsten Sorten, die kuhlsten Ideen, sondern auch wirklich das leckerste Eis, das sogar noch besser ist als das von D Dutchman Diary. Sorten wie Moo York Cheesecake und Moosedroppings lassen den noch so heißen Tag erträglich werden. Alleine für das Eis würde ich wiederkommen. Für den Olympia-Wahnsinn allerdings nicht. Kein Geschäft, kein Hostel und kein Restaurant kommt an Olympia vorbei. Zu den olympischen Spielen werden vorsorglich schon mal die Preise angehoben und reichlich Werbung gemacht. Nein Danke, dann komme ich lieber nicht im Frühjahr 2010 zu den Spielen...
Meine Whistler-Wanderung ist dank der Hitze recht kurz und wieder mal bärenlos verlaufen. Schade, kein einziger Bär hat meinen Weg gekreuzt. Warum mögen die mich eigentlich nicht?
Da die Zeit im Zeitraffer an mir vorbeigezogen ist, steht nun ein letztes mal auf dieser Reise Vancouver auf dem Programm. Fast schon vertraut wirkt die große Stadt. Komisch, ich war doch erst 3 Tage hier. Das Ethnologiemuseum ist nicht sehenswert. Die wenigen Exponate sind zwar schön dargestellt, aber das reicht mir nicht. Ich hätte gerne mehr über die Kultur der First Nation People erfahren. Wenn nicht im Ethnologie Museum, wo dann? Leider habe ich ziemlich kurz darauf die Erfahrung gemacht... In Gastown, etwas abseits der Hauptstraße. Dort gibt es viele First Nation People. Die meistens recht ungepflegt und oft wohl auch dem Alkohol näher als der rauen Wirklichkeit. Ob das Integration auf kanadisch ist? Ich hoffe nicht, erlebe es aber leider doch. Dazu fällt mir nur eins ein: grauenvoll! Während ich in der warmen Abendsonne an den traurigen Gestalten vorbei, Richtung Chinatown gehe, frage ich mich immer wieder nach dem Warum. Aber eine Antwort finde ich nicht. Chinatown, nun ja, das habe ich in den vergangenen Monaten deutlich bunter, lebendiger und authentischer erlebt. Vielleicht ist das kanadische Chinatown einfach weniger bunt, weniger lebendig und doch ein bisschen europäisch?!
Um der Sahnehaube auf meinem Leben noch die Schokoraspeln aufzusetzen, habe ich mir am letzten Tag noch einen weiteren Traum erfüllt. Fliegen... Nicht nur im großen Lufti-Flieger, sondern ganz ohne schützende Hülle um mich herum. Auf dem Boden eines Flugzeugs sitzend, gegen die Flugrichtung, an einen völlig fremden gekettet bis auf 10500ft (was in etwa 3,2004km entspricht ging es ziemlich steil hoch. Der Himmel blau, die Wölkchen weiß und die Welt da unten so klein. Dann ging die Tür auf und schwups, kullerte mein Körper durch die Luft. Mit rasender Geschwindigkeit presst sich die Luft in meine Nase, mein Kopf wird aufgeblasen und ja, ich fliege... Ein unbeschreibliches Gefühl. So unbeschreiblich, dass mir die Worte fehlen. Fliegen ist einfach fliegen... Zum Sterben schön - so zu sterben (vielleicht ohne Aufprall) - das Fliegen ist es wert!
Viel zu schnell sind die 50 Sekunden freier Fall vergangen und der Schirm öffnet sich, viel zu schnell bin ich am Schirm hängend nach unten geschwebt und wieder auf dem Boden der Tatsachen und viel zu schnell, wirklich viel viel zu schnell war diese Reise vorbei. Ich bin doch grad erst zu Hause losgegangen, habe doch grad erst das erste Visum beantragt und meine Packliste gemacht. Und habe ich nicht gerade erst angefangen, die Welt zu erleben???
Ja, das war gerade erst! Und gerade jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem ich die Welt von einer anderen Seite zu erleben anfangen soll. Und zwar von der Kopfseite des grünen Tuches. Das wird sicher auch spannend! Ganz anders spannend als die Welt da draußen, aber eben auch aufregend.

16.07.2009

Wenn Gastfreundschaft einen Namen hat

Warum ich wieder nach Sunpeaks gefahren bin, obwohl ich etwas neues hätte kennen lernen können? Ganz einfach, weil es in Sun Peaks ein wunderbares Hostel gibt und außerdem noch eine ganze Menge Wanderwege, die erkundet werden wollen. Die Fahrt hintenrum über die Schotterstraße ist abwechslungsreich und entschädigt für so manchen Kilometer auf den schnurgeraden Highways. Was auch immer der Baum mit den Schuhen da zu suchen hat... Wikipedia wartet mit etwas skurrilen Erklärungen auf. Es könnte ein Drogenumschlagplatz sein oder Erinnerungsstücke nach einem Bandenkriegsmord... Wie auch immer, es sieht lustig aus und ist eine nette Abwechslung in der Einöde der kanadischen Prärie. Nach der einen Nacht vor einer Woche ist es schon fast wie nach Hause kommen. Herzlicher als herzlich ist der Empfang. Gemütliches Klönen bis in die Nacht und weiter am nächsten Morgen. Mit dem Lift Richtung Top of the World, die letzten Kilometer zu Fuß weiter. Wieder umgeben von den Blumen übersäten Auen, umschwirrt von Milliarden Mücken und anderen Stechviechern, die zum Glück nur zum Angriff ansetzen, wenn es windstill ist. Also eher kein Picknick... Banane im Gehen schmeckt auch. Kleine Bäche durchziehen die Au, hier und da führt der Weg über einen dieser Wasserläufe, mal ist es matschig, mal fest, mal bergauf, mal bergab. Ein paar Tierspuren sind auf dem Weg. Aber wo sind die Bären? Nicht mal Himbären gibt es hier. Schade, das war in Vancouver wirklich toll. Problemlos konnte ich einen ganzen Tag auf den Bergen um sun Peaks herum verbringen. Die Luft ist warm, die Sonne scheint, am Himmel spielen ein paar Schäfchen fangen und in der Ferne schimmer die Rocky Mountains durch den Dunst. Ja, schön ist es hier. Auch der zweite Tag steht im Zeichen des Wanderns. Eine etwas kürzere Wanderung, weil es ja weiter nach Lillooet gehen soll.
Eigentlich mag ich ja keine Werbung, aber dieses Hostel hat die Werbung verdient. Ein Zuhause auf Zeit, auch wenn es nur 2 Tage sind.
Wenn Gastfreundschaft hat, dann heißt sie York und Nicola!

14.07.2009

Bärenwarnung, aber warum? Es sind doch keine Bären da...

Revelstoke ist viel kanadischer als die anderen Alpendörfer, die sich versehentlich nach Kanada verirrt haben. Revelstoke liegt am Fuße der Rocky Mountains, ist im Winter Ski-, Snowboard- und Schneemobilgebiet und außerdem der Ort, der am dicht an 3 Nationalparks mit wunderbaren Wandermöglichkeiten liegt. Der Ort selber besteht aus Planquadraten, einem Pub, einem Supermarkt, einer Touristeninfo und viel Natur mit Blockhütten und normalen Häusern. Schön ist das nach den Papphäusern aus Österreich. Das Hostel ist endlich mal ein "normales" Hostel, ein bisschen dreckig, die Mitarbeiter seeeehr entspannt und kein kostenloser Tee und Kaffee. Ich hatte diese Hostelatmosphäre fast schon vermisst. In der Touristeninformation gibt's die Nationalparkticket. 3 Tage und dann am 4 Tag bis 16 Uhr, also los, Bären! Ich komme!
Der erste Nationalpark, der Glaciernationalpark soll viele Gletscher beheimaten. Leider liegen die immer ganz weit oben in den Bergen und erfordern einiges an Kletterfähigkeiten. Der einfachste Weg besticht durch einen geringen Höhenunterschid von gerade mal 400m auf 5km. Die ersten 3km ist es tatsächlich auch gut zu laufen. Seichte Steigung, gefolgt von leichtem Gefälle. Sollten es nicht 400m Höhenunterscheid werden? Jaaa, auf den letzten 2km. Herrlich, Steilwandkletttern ohne Ausrüstung. Treppensteigen würde ich dagegen als Retnersport einordnen... Es ist warm, der Ausblick ist grandios. Berggipfel mit Schneemütze, darunter dichter grüner Tannenwald, hier und da ein See, blauer Himmel und Schäfchenwolken. Nur der Gletscher, der ist nicht anzutreffen. Der wohnt nämlich ein paar hundert Meter weiter oben in den Bergen. Und auf eine richtige Kletterpartie (im Nationalparkzentrum sagte der Ranger "ja, könnt ihr machen, wir empfehlen eine Sicherung mit Seilen) habe ich nicht so richtig viel Lust. Warum auch immer.... So habe ich dann zwar nicht den Gletscher gesehen, aber von seinem Wasser getrunken. Zusammen mit einer sehr seltenen Tierart, der "ich-lasse-mich-von-DEET-nichtbeeindrucken-und-steche-trotzdem-durch-die-Hose-Mücke" lasse ich mich von den felsigen Bergen beeindrucken und stelle mir vor, wie es wohl im Winter hier aussehen mag. Das wäre auch noch mal ein Urlaubsziel, Rockies im Winter. Der Vorteil jetzt am Sommer und an der Tatsache, dass ich nicht nur nach Jasper oder Banff gefahren bin, sondern auch im so laaaaangweiligen Glaciernationalpark unterwegs bin, ist dass die Touristenmassen an Ort und Nationalpark vorbeifahren. Hier ist fast keiner. Eine weitere Wanderung führt mich zu dem Treffpunkt der Wasser. Hier fließen 2 Flüsse zusammen und bilden unter lautem Getöse ein gemeinsames Flussbett. Ich könnte stundenlang dem Wasser zugucken, wie es türkisgrün aufeinander zufließt und dann mit weiß schäumender Kraft eins bildet. Die Steine, die im Wasser liegen sind durch die ungeheure Kraft des nassen Elements weich und rund geschliffen. Und aus jedem Blickwinkel ergeben sich neue Formationen. Ja, das nenne ich spektakulär! Überall hängen Schilder mit Bärenwarnung. Ich bin zwischendurch mal ganz still, aber trotzdem kommt kein Bär zum Vorschein.Schade, wo sind die denn alle? Der nächste Nationalpark war der Yoho. Yoho ist direkt in den Rocky Mountains. Schneebedeckte Gipfel säumen den Weg, der uns zu den Wapta Falls führt. Diese Wasserfälle gehören zu den wasserreichsten in Nordamerika. Sie sollen an 3. Stelle nach den Niagarafällen kommen. Wer weiß... Der Weg ist angenehm zu gehen, die Aussicht auf die Wasserfälle wirklich schön. Einige Meter senkrecht hinunter stürzen sich die Wassermassen und ich kann ganz dich daneben stehen. Ich werde sogar ein bisschen nass vom Wassernebel. Die Erfrischung tut wirklich gut, in der Hitze des Tages. Das Autothermometer zeigte 31°, als es zu den Fällen losging. Die Höhe scheint die Temperatur gar nicht zu beeindrucken, denn es bleibt trotz 1500m ü. NN heiß.
Oh fast hätte ich vergessen, das spannendste Erlebnis auf der gesamten Autofahrt zu erwähnen. Eigentlich nur ein kleines unscheinbares Schild am Straßenrand. Der Inhalt und die Konsequennz macht es spannend. Ich bin nämlich zum ersten mal in meinem Leben über eine Zeitzonengrenze gefahren, konnte direkt auf der Linie stehen (habe ich dann auf dem Rückweg auch gemacht und dabei überlegt, welche Seite von mir wohl älter ist, die rechte, westliche, die eine Stunde früher auf der Uhr erlebt oder die linke, östliche Seite, die eine Stunde später erlebt).
Zurück zum Park. Die Wanderung zum Emerald Lake bekommt einen etwas feuchten Beigeschmack. Es gießt in Strömen. Wie auch immer das passieren konnte, dass es innerhalb von Minuten von grellem Sonnenlicht zu Platzregen kommt... Im blauen Ganzkörperkondom ist es warm und anstregend. Den ganzen Weg lasse ich daher lieber bleiben und kehre nach einiger Zeit um. Gut, dass es im Auto sowohl Klimaanlage als auch Heizung im Auto gibt.
Mein Lieblingsnationalpark ist eigentlich der unscheinbarste, der der im Reiseführer zwar erwähnt, aber nicht näher beschrieben wird. Als erstes der Boardwalk auf dem Skunk Cabbage Trail an. Flora und Fauna sind sicher interessant, wenn man Interesse an Insekten und Amphibien hat. Die einzigen Tiere, die sich in reichlichen Mengen zeigen, sind mal wieder die Mücken. Aber dieses mal war ich schlauer, ich habe mich überall, also auch unter den Klamotten mit DEET eingecremt. Ha, jetzt sehen die Surre-Viecher aber alt aus. Die schwirren zwar um alles herum, was sich bewegt, stechen jetzt aber nicht mehr. Weiter geht es zum Meadows to the Sky Parkway. Eine 25 km lange Straße, die am Ausgangspunkt vieler Wanderungen endet und eigentlich schon selber ein Erlebnis ist. 25km bergauf mit wunderschönen Ausblicken in die Columbian Mountains. Die Almwiesen sind von unzähligen kleinen Blumen übersät, hier und da guckt ein kleiner Pika aus seinem Bau und ich frage mich, ob mein Gehirn nicht jetzt schon mit Eindrücken überfordert ist. Wenn es stimmt, dass es die Blumenwiese im August ihren Blütenhöhepunkt hat, wie übervoll soll es dann sein. Ich bin froh jetzt hier gewesen zu sein. Mein Gehirn wäre im August sicher geplatzt...
Ein besonders schöner Wanderweg soll zum Eva Lake führen. Über endlose Auen, die immer noch mit Blumen übersät sind, im Hintergrund die schneebedeckten Gipfel und die endlose Weite der kanadischen Berge. Am Wegrand liegen noch einzelne Schneeflecken, die zusammen mit den Baumskeletten eine unbeschreibliche Atmosphäre bilden. Unbeschreiblich ist das einzige Wort, das mir zu dieser Umgebung, zu dieser Kulisse und dem Bergpanorama einfällt. Es ist erstaunlich warm, dafür dass dieser Wanderweg auf 2000m Höhe liegt. Das Wasser ist in der Windstille spiegelglatt und die Bäume und Wolken spiegeln sich im Wasser. Wären ein paar Mücken weniger vorhanden, würden sich mehrere wirklich schöne Picknickplätze ergeben. Aber so? Das geht gar nicht. Kaum ist es windstill (weil ich zum Beispiel stehen bleibe...) sitzen ungefähr 2000 Mücken pro Quadratzentimeter auf mir. Ich entwickel langsam einen Hass auf dieses hohe Summen und das Kribbeln auf der Haut.
Also kein langes Picknick am See, wieder zurück und noch 2 ultra-kurze Wanderungen von je einem Kilometer, bevor es nachmittags zurück ins Hostel geht. Das Eis von D'Dutchman Diary entschädigt für alle Mücken, die sich mir genähert haben und morgen soll es weiter gehen. Wieder nach Sun Peaks. Es war soooo schön dort...

Nationalpraks und das Drumherum in Kanada

12.07.2009

Skigebiete im Sommer oder der alpine Alptraum

Immer weiter führt der Weg in die Berge. Oder auch nicht. Auf der Karte sah es so aus, aber die Straße scheint eine ungeahnte Wendung genommen zu haben und in Nevada oder Texas gelandet zu sein. Wo sonst habe ich denn auf diesem Kontinent eine braune Sandwüste mit wenigen Dornenbüschen zu erwarten? Gleich kommen sicher ein paar wilde Cowboys durch die Prärie galoppiert, von Polizisten verfolgt, weil sie die einzige Bank im Ort ausgeraubt und dann eine Schießerei im Saloon angefangen haben. Auf jeden Fall spinnt sich dieses Szenario in meinem Kopf zusammen, als ich durch diese Einöde fahre. Nach dem Regen der letzten Tage setzt sich jetzt so langsam die Sonne durch. Sonne heißt hier scheinbar auch Hitze. 30° stehen auf dem Autothermometer, das direkt über der Kompassanzeige sitzt. Die Straße ist weit und mittelviel befahren. Eine Abzweigung kündigt Sun Peaks an. Sun Peaks klingt gut, vor allem, weil dort ein Hostel ist. Dort angekommen weht Grillduft durch die Luft und ein niedliches kleines Hostel erwartet seine einzigen Gäste für diese Nacht. Herrlich! Das Hostel steht direkt neben einem Skilift. Im Winter muss es ein Traum sein. Im Sommer ist das Skigebiet ebenfall ein Traum, allerdings ein Alptraum... Skipisten im Sommer sehen aus wie rasierte Köpfe auf denen versehentlich ein paar Haarbüschel stehen geblieben sind. Ich überlege mir das Slalomfahren in Zukunft!
Auch das Sun Peaks Dorf ist eher, nun ja, hässlich. Papphäuser auf die Styroporsteine geklebt worden sind, damit ein Alpendorf in Kanada entstehen kann. Warum machen die sowas? Kann es nicht einfach bei kanadischen Blockhütten bleiben? Trotz der Hässlichkeit des Dorfes ist die Atmosphäre so schön, dass es Mittag wird, ehe es Richtung Revelstoke und den dazugehörigen Nationalparls weitergeht.

09.07.2009

Von der Küste in die Berge

Nach dem Wal-Abenteuer habe ich mich noch mal aufs Wasser gewagt. Dann allerdings ohne einen Wal zu sehen. Dafür habe ich meinen eigenen Motor angestrengt beim Kayakfahren. Zum Glück hat es nur ein wenig genieselt, war nicht weiter schlimm, denn ich hatte ja meine gemütliche neuseeländische Regenjacke an... Da ich mich in der Schärenwelt nicht so gut auskenne, habe ich mich für eine geführte Wanderung entschieden. Phil zeigt uns Seesterne und Seetangkrabben. Sogar einen kleinen Snack (Seetang) gibt es. Nicht gerade mein Lieblingsessen... Durch das ständige gegen die Wellen anpaddeln wird mir wenigstens nicht kalt. Es ist schwierig die Stunden auf dem Boot zu beschreiben. Das Ufer versinkt im Nebel und Regen, das Dorf der First Nation People liegt auf einer Insel. Es gibt sie also doch, die First Nation People. Hier sehen sie gar nicht so aus, wie in meiner Vorstellung. Ich hatte sehr klischeebehaftet eher an Winnetou gedacht, weniger an asiatisch aussehende Kanadier... Trotzdem sind die First Nation People im täglichen Leben eher nicht vorhanden. Ich weiß nicht mal, welche Sprache das eigentliche Kanadisch ist... Den Abend nach dem Kayakabenteuer verbringe ich wieder im Hostel, dicht am Kamin...
Der Weg in die Berge führt über Port Albernie und wieder einmal Nanaimo. Dichter Regen prasselt gegen die Scheiben des Autos und ich bin einmal mehr froh, dass das Auto eine Heizung hat. In Nanaimo wieder das gleiche Hostel. Alle komischen Leute sind noch da. Grmpf! Mit ein bisschen Planung steht fest, dass es von hieraus weiter nach Whistler und dann über Sun Peaks nach Revestoke gehen soll. Am nächsten Morgen also die Fähre von Depature Bay nach Horseshoe Bay. Eine ruhige Fahrt nur unterbrochen vom kurzen Adrenalinschub, ausgelöst durch eine Delfinschule, die neben der Fähre herumspringt. Ach ja, das auf die Fähre kommen war ebenfalls ein kleines Abenteuer. Reservieren kostet 17,50$ extra. Nicht gerade wenig, dafür, dass es auch Karten an der Tageskasse gibt. Nächstes mal würde ich mir das genau überlegen, ob ich nciht doch reservieren. Als 3.letztes kann das kleine silberne Auto auf die Fähre fahren... Puh, was für eine Aufregung!
Die Fahrt nach Whistler ist gar nicht so spektakulär. Und das soll in den Bergen sein? Wo sind denn die Berge hin? Die ganze Strecke ist eine einzige Baustelle. Eine Baustelle für die olympischen Winterspiele im nächsten Jahr. Die finden nämlich in Vancouver und Whistler statt. Die Olympiasachen in den Souvenirgeschäften sind zahlreicher als alles Ahornblätter zusammen. Nun denn... In Whistler gibt es diverse längere und kürzere Wanderungen. Ich nehme einen mittellangen Weg und erkunde die Umgebung. Zum Glück regnet es nicht die ganze Zeit. Der Ort gehört neben Kiel zu den eher weniger besuchenswerten Orten der Welt. Jedes Bergdorf in den Alpen ist authentischer. Für das Alpenflair muss ich nicht nach Kanada fahren. Die Wanderun um den Altasee herum war zwar schön, aber ich will spektakulär!
Mal sehen, was sich die nächsten Tage noch so tut in Sachen "spektakuläre Ausblicke".

08.07.2009

Die Qual der Aus-Wal...

Vancouver Island hat ja noch eine Menge mehr zu bieten als nur die Hauptstadt von BC. Nanaimo (ob das wohl mal ein Name in native ist?) und Tofino (ich schmecke weißes Nougat...). Und noch viiiiiiiel mehr. Leider reicht mein Konto nicht mehr für alles, so musste ich eine kleine Auswahl treffen. Die Wa(h)l fiel auf den Pacific Rim National Park. Und das nicht nur, weil es dort Wale gibt, sondern auch eine Menge mehr zu tun. Ein Zwischenstopp in Nanaimo, dem größten Altenheimkomplex der nördlichen Hemisphäre. Ein kleines Örtchen mit eben vielen Altenheimen. Nett am Meer gelegen, trotzdem windstill und mit einer gemütlichen Hafenpromenade. Ein Spaziergang an der Promaneda entlang, bringt einige Vögelchen vor meine Augen. Ich will doch aber Wale und Bären und Wölfe und Seehunde... Ein anderes mal vielleicht. Nach diesem Spaziergang von 4 Stunden bin ich ein wenig erledigt, warum eigentlich? Im Hostel, das von einem sympathischen alten Kanadier geführt wird, sind komische Leute. Ein kleiner Psycho, der ein Kinderbuch schreiben will und ein ekliger Franzose, der in Unterhose durch die Gegend läuft und für mich am allerschlimmsten ein Bilderbuch-Pink Puffer. So was habe ich noch nie in Echt gesehen... So krass.
Als ich Nanaimo verlasse, hat sich das Wetter um 180° gewandelt. Es ist grau und Wasser tröpfelt von oben. Na toll, jetzt haben die Wale sicher keine Lust mehr, aus dem Wasser zu gucken. Trotzdem gehts weiter nach Tofino. Durch den dichten Regenwald bis an die Westküste führt der Weg. Es nieselt nur noch, dann also in den Regenwald. Rucksäcke bleiben im Auto und ich ziehe los in den Regenwald. Die Bäume sind groß, fast wie Kauri Trees, nur nicht ganz so schön. Ich bin froh, als ich abends im Hostel bin und da vor dem Kamin sitzen kann. Welch ein herrlicher Sommertag.
Da ja auch hier vor der Küste Wale leben, habe ich mich zum Whale Watching angemeldet. Früh morgens sollte es losgehen. Und das dann auf einem kleinem Boot mit 11 anderen Wal-hungrigen. Wir hoppeln mit dem kleinen Boot übers Wasser. Anders als Hoppeln ist es nicht zu beschreiben, dieses auf und ab springen. Spritzwassergeschützt in einer roten Ganzkörperschwimmweste, die eher an einen Schneeanzug als an eine Schwimmweste erinnert (nur noch mal zur Erinnerung, es ist Juli und Hochsommer auf dieser Seite der Erde) geht es vorbei an einem Adlernest vor dem 2 Mini-Adler (beide haben die Größe eines ausgewachsenen Huhns) sitzen auf ihre fischenden Eltern warten und durch die Schärenwelt vor der Küste der Insel. Dichter Nebel umgibt das Boot... Und wo sind jetzt endlich die Wale??? Wir fahren hin und her, halten das Hydrophon ins Wasser und hören nichts... Muss ich jetzt meine Drohung in die Tat umsetzen? Wenn sich nämlich kein Wal zeigen sollte, werde ich noch vor Ende des Jahres nach Norwegen fliegen und Walsteak kaufen, es zubereiten und essen. Dabei ein Video drehen und es mit walischen Untertiteln versehen nach Kanada schicken und dort versenken... Dann das! Eine Fontäne in der Ferne. Ein Buckelwal! Einer? Nein, eine Kuh mit ihrem kleinen 7 Tonnen Kälbchen. Leider sind die beiden weit weg, so dass ich kurz in Erwägung ziehe doch noch den Wal zu braten. Wir stehen eine Weile herum und gucken den beiden zu. Dann fahren wir weiter. In einer Bucht sollen Grauwale herumschwimmen. Nichts wie hin. Auf dem Weg taucht plötzlich eine Flosse auf. Dann noch eine. Und schon wieder. Wer war das? Ein Schweinswal. Juche! Schon eine 2. Wa(h)l... Aber wo sind denn jetzt die Grauwale. Da ist dann endlich eine der berühmten Fontänen. Wow, drei Walarten bei einem Ausflug. Wir gucken gemütlich den weit entfernten Tieren zu, das Boot schaukelt und es nieselt. Dann ein ohrenbetäubendes Zischen. Wer hat denn jetzt die Dusche angestellt? Und seit wann kommt das Duschwasser von unten? Nein, es war keine Dusche, es war ein Wal!!!! 2 Meter vor dem Boot ist er vorbeigeschwommen! Und hat einfach mal kurz ausgeatmet. Auch wenn keiner der Wale einen Sprung vorgeführt hat, ist die Walsteak-Idee jetzt gestorben. Immerhin habe ich eine Waldusche bekommen und Seepocken auf Wahlrücken sehen können. Sogar das Nasenloch habe ich genau sehen können. Wie kann es nur sein, dass diese Tiere so unglaublich faszinierend sind? Wie können 40 Tonnen so elegant durchs Wasser gleiten? Ich bin dankbar und glücklich auf dieser Welt leben und all das Schöne sehen zu dürfen!

05.07.2009

In Gedenken an die Königin Victoria

Nicht nur ein Bundesstaat in Australien hat den Namen der Ex-Ex-Ex-britischen Königen bekommen, sondern auch der kleine Fleck Welt am südlichen Zipfel von Vancouver Island. Victoria ist vielleicht nicht die größte und beeindruckenste Stadt Kanadas, aber sicherlich eine der britischsten. Mit den wichtigsten Gebäuden, die auch in England stehen könnten, wirkt das Stadtbild ungemein europäisch. Das Parlamentsgebäude ist reich verziert und, oh Wunder, viktorianisch! Auch das Hotel "Empress" sieht aus wie aus Europa eingeschleppt. Wieterhin verwöhnt die Sonne meine Stimmung. Die Vitamin-D3-Hormon-Produktion läuft auf Hochtouren. Neben einem leider sehr teuren Museum (trotzdem sehenswert) wirbt das Dörfchen mit einem Stadtrundgang. Ok, im Endeffekt hätte ich gut darauf verzichten können. Denn Chinatown habe ich schon in "richtig" gesehen und auch unter Künsterviertel verstehe ich eher etwas wie Monmatre und nicht einen Häuserblock in Victoria. Ein Häuserblock ist ja nicht ewig riesig. Also insgesamt hat mir die Atmosphäre in Victoria wirklich gut gefallen. Besonders niedlich war das Helmcken-Haus. Herr Helmcken war ein englischer Gynäkologe und Feldarzt (welch eine Kombi...) und Politiker, der nach Kanada ausgewandert ist und unter anderem dafür gesorgt hat, dass die Eisenbahn einmal durch das Land gebaut wird und dass British Columbia zu Kanada und nicht zu den USA gehört. Ein kleiner Nationalheld. Nach so einem ganzen langen Tag in der Stadt (und dem Aufstehen um 5.30, um rechtzeitig an der Fähre zu sein) habe ich mir vorgenommen früh ins Bett zu gehen. Frühr wird es auch. Oder ist 2 Uhr etwa spät??? Hin und wieder muss ich auch mal telefonieren!

Der ganz normale Wahnsinn

Am 1.7. ist Canada Day, aha... Wusste ich auch nicht, habe ich aber mal mitgenommen. Allerdings habe ich nicht bis zum Feuerwerk abends gewartet, sondern bin mittags Richtung Seattle abgedüst. So spannend war die Ausstellung der Fernsehsender zum Thema "wir sind Olympia" auch nicht. Abgesehen von der Grenze, die eine Sache für sich war, war der Highway nach Seattle ziemlich unspannend. Vier bis sechsspurige Straßen, breit, gut ausgebaut und mit strengen Geschwindigkeitsbegrenzungen. An der Grenze durfte ich dann erstmal zweieinhalb Stunden rumsitzen und warten. Und warum? Jaaaaa, wenn ich das wüsste... Als endlich das kleine silberne Auto, das so aussieht, als würde in jedem Moment James, der Butler aussteigen, an vorderster Stelle stand und ich die Pässe durch das Fenster reichen durfte. Auf mein fröhliches "Das Esta-Formular habe ich im Internet ausgefüllt" kam ein mitleidiges Grinsen. Ja, aber ist das hier ein Flughafen? Nein, offenbar nicht. Also aussteigen, das grüne Ding ausfüllen und lauter Fragen beantworten. Was für einen Beruf ich denn ausüben würde... Naja Tochter? Ich sage einfach Student. So kann mir nix passieren. Ob ich denn in all den Ländern irgendwie gearbeitet hätte? Ööööh, nee... Ob wir in den USA denn terroristische Anschläge planen. Lass mich kurz überlegen. Nein! Und wie es mit meiner Teilnahme an den Verbrechen im 3. Reich aussieht. Also in Anbetracht der Tatsache, dass ich knappe 40 Jahre nach Ende des Krieges geboren bin, ist diese Frage schon schwierig zu beantworten. Ich kann mich jetzt nicht aktiv an die Zeit erinnern. Ach egal, ich mache einfach mit. Ist doch irgendwie ganz putzig.
Seattle ist ganz anders, als ich mir das vorgestellt habe. Die Innenstadt mit den Hochhäusern ist gigantisch riesig. Und dann eine Straße weiter stehen kleine Einfamilienhäuser und es ist wie in einem kleinen Dorf. Spannend! Das Hostel ist niedlich, das Wetter ist gut, ziemlich warm. Dann zur Space Needle, mitten in einem Vergnügungspark gelegen. Das Stadion in der Nähe ist eine waffenfreie Zone, Weder Stich noch Schusswaffen sind drinnen erlaubt. Ok, dann kann ich also nicht reingehen, nicht, dass ich mein Taschenmesser abgeben muss (hatte ich auch nicht vor)...
Die Märkte direkt am Wasser sind niedlich, lauter kleine überdachte Stände an denen man alles kaufen kann. Fisch, der durch die Gegend geworfen wird und Leder aus Büffelhaut. Direkt in der Innenstadt gibt es ein wunderbares Restaurant. Es gibt köstliche Injerra. Fast so gut wie das in Äthiopien. Ich bin drei mal dran vorbeigelaufen und jedes mal wurde der See in meinem Mund größer und das Wasser war kurz davor mir aus dem Mund zu tropfen. Gute Idee, dann dort essen zu gehen. Mmmhhh.
Auch das SAM, das Pioneer Quarter mit dem allerersten Starbucks der Welt dürfen nicht fehlen. Ich hätte gerne so viel mehr Zeit in dieser spannenden Stadt. Der Weg führt weiter durch den Olympic National Park nach Port Angeles. Das Hostel dort ist, nun ja, wie soll ich das beschreiben? Ein Knusperhäuschen in Renovierung kommt dem Ist-Zustand am nächsten. Die Fahrt war einmalig. Eine kleine Ozean-Querung mit inbegriffen. Die Sonne lacht vom blauen Himmel herunter und verwöhnt uns mit Ausblicken über den Pazifik. Das tiefdunkelblaue Wasser des blitzt immer mal zwischen den dichten grünen Bäumen durch, dann wechselt die Landschaft und wir fahren direkt neben dem kilometerlangen weißen Strand. Vögel fliegen herum und singen ihre Lieder und ich bin dankbar aus meiner tiefen Heimwehstimmung ein wenig befreit zu werden. Die friedliche Stille hier im Nationalpark tut mir gut. Auch das Gegenteil, die Warenvielfalt in amerikanischen Supermärkten gehört sicherlich zu einem der Highlights des Urlaubs.
Port Angeles hat außer einem Wanderweg am Strand wenig zu bieten. Da das Wetter besser als gut ist, gehört diese 4-Stunden-Wanderung auf jeden Fall ins Programm. Müde und trotzdem heiter blicke ich dem nächsten Tag entgegen.

03.07.2009

Adrenalin am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen

13 Stunden 10 Minuten - ein neuer Rekord in meiner Flugstatistik. Ebenfalls neu ist auch mein Schlafrekord. 9 Stunden... Fliegen ist einfach die beste Medizin gegen Schlaflosigkeit, Heimweh und Adrenalinmangel. Mitten über dem Pazifik, also lange bevor ich Land erahnen konnte, knatterte nämlich die Anfrage nach einem Medical Doctor durch die Lautsprecher. So viel Adrenalin, wie mir da in die Knie geschossen ist, habe ich schon seit Jahren nicht mehr zusammenbekommen. Mein erster Gedanke ist "unsichtbar werden" mein zweiter Gedanke ist "sofort unsichtbar werden". Was hätte ich auch tun können? Blutdruck messen, fragen seit wann die Frau in den Kindergarten geht und ob es ihr Spaß macht? Ähm, vielleicht nicht. Ein wichtig aussehender Mann mittleren Alters stürmt duch den Gang. Auch ohne Durchsage hätte ich eine Berufsaussage für den treffen können. Internist! (Ok, Tierarzt oder Anwalt wäre auch gegangen, aber alles andere ist nicht möglich). Ich werde langsam wieder sichtbar und hoffe, dass ich schnell viel Erfahrung sammel, um irgendwann auch so wichtig durch den Gang zu schweben und den Rest der Fluges in der Businessclass zu verbringen. In Kanada angekommen (das kollabierte Weibchen wird von kanadischen Paramedics abgeholt) schmuggel ich als erstes mal Honig über die Grenze. Ha! Das wäre in NZ nicht gegangen! Der Stempelmann klickt schnell einen Stempel in den Pass und das Rucksackkarusell braucht 2 Ewigkeiten, bis es meinen Rucksack ausspuckt. Angeblich ist nämlich die Airline dafür verantwortlich, dass die Rucksäcke in hübscher Ordnung auf dem Band liegen. Alle Flughafenmitarbeiter, die die anderen Pasagiere und ich ansprechen, ob sie nicht den Stau oben an der Ausgabe (den die Air New Zealand Mitarbeiter unten im Keller gar nicht sehen können) beseitigen können, werden abgeschmettert. Vielen Dank! So warten wir alle 1-2 Stunden. Ich bekomme schnell ein Auto zugeteilt und fahre meine ersten Kilometer auf kanadischem Boden. Zum Glück ist alles geometrisch angeordnet, so dass ich auch ohne Ahnung das Hostel schnell finde. Mit 4 Menschen ist das 10 Quadratmeterzimmer ein wenig voll belegt, aber ich will hier ja auch nur schlafen. Die erste Nacht ist ungewohnt. Habe ich doch an diesem Sonntag, den ich 2 mal erlebt habe, bis Mittags um 12 geschlafen. Und wie kann man jetzt einen Tag 2x erleben? Ganz einfach, ich bin abends um 20 Uhr in Auckland ins Flugzeug gestiegen, habe Filme gesehen und geschlafen, eben bis mittags 12 Uhr und bin dann um 14 Uhr desselben Tages in Vancouver angekommen. Ob ich nun eigentlich einen Tag jünger oder älter bin?!
Um Vancouver zu erkunden braucht man nicht viel .Ein paar bequeme Schuhe reichen eigentlich schon aus. So besteht der erste Erkundungsrundgang aus einem Spaziergang durch und um den Stanley Park. Eine riesige Parkanlage auf einer kleinen Halbinsel im Westen von Vancouver. Hier stehen ein paar Totempfähle herum, schön aufgebaut, um fotografiert zu werden. Dann gibt es eine 9-Uhr-Kanone und ein paar Strände. Schon nett, dass dieser Park mitten in der Stadt ist. Bieber und Waschbären sollen hier leben. Leider zeigt sich keiner von denen. Auch nicht an dem Biebersee, der pittoresk inmitten des Parkes liegt. Es gibt sogar einen Kinderföhn, eine Art Autowaschanlage für Kinder, nur ohne das Waschen. Man stellt das nasse Kind rein, drückt einen Knopf und es wird trocken gepustet. Warum gab es sowas bei uns nicht? Ich hätte sicher lieber gebadet, wenn ich hinterher durch so eine Anlage geschickt worden wäre. Der Weg ist recht lang und mit den vielen kleinen Abstechern nach links (rechts ist nur Wasser) füllt der Parkbesuch fast den ganzen Tag. Kanadier füllen ihre Wraps übrigens mit Reis. Eine interessante Geschmackskombination... Ich bleibe aber lieber bei Gemüse beim nächsten mal.
Den Rest des Nachmittags verbringe ich damit die Stadt wieter zu erkunden. Eine interessante Stadt, irgendwie riesig und doch gar nicht so groß. Die Wolkenkreatzer lassen mich glauben, dass es eine Millionenmetropole ist und die kleinen Straßen mit den Einfamilienhäusern erinnern mich eher an ein kleiens neuseeländisches Dorf. Ich spaziere gemütlich am Wasser entlang und überlege, wo ich jetzt die Wale, Bären und Wölfe sehen kann. Auch einen 2. Tag konnte ich in Vancouver, genauer gesagt in North Vancouver gut aushalten. North Vancouver ist eigentlich eine eigene Stadt, am ehesten vergleichbar mit Norderstedt. EIne Stadt vor den Toren der richtigen Stadt. Aber das tolle an dieser Stadt vor der Stadt ist der große Wald. Eigentlich berühmt für die Hängebrücke, die dort über eine Schlucht gespannt baumelt. Leider war genau an diesem Tag die jährliche Inspektion und die Brücke somit gesperrt. Ein bisschen schade, aber nicht weiter wild, denn ein netz von Wanderwegen durchzieht diesen Park. Meiner fürht mich als erstes runter zum Fluß, das Wasser ist kristallklar und eiskalt. Über die Jahre hat es die Steine weich geschliffen, so dass sie jetzt mit weichen Konturen im Wasser liegen und zum drauf sitzen einladen. Die Sonne verwöhnt mein immer noch etwas eimwehgeplagtes Gemüt. Es ist wirklich nett hier. Grüne Farne, hohe Bäume, gut ausgebaute und ausgeschilderte Wege. Mein Weg führt mich weiter zum Rice Lake, ein See der vor allem durch seine spiegelglatte Wasseroberfläche, in der sich die umliegenden Bäume spiegeln, besticht. An kleinen Wasserfällen vorbei und plötzlich ist es nachmittag. Wo ist denn nur die Zeit geblieben??? Auf dem Weg sind weitere Parks, hier lassen sich die Rundwege allerdings in einem Stündchen gut ablaufen. Ein Leuchtturm ist auch zu bewundern. Hoffentlich weist er mir einen Weg Richtung Seattle, denn das ist mein nächstes Ziel.

02.07.2009

Bienen & Kiwis, Wind & Sonne, Fish & Chips

Nachdem Wellington mich mit eher trüben Regenwetter empfangen hat, konnte es ja nur besser werden. Ich habe auf jeden Fall fest daran geglaubt. Und da der Glaube ja nicht nur Berge versetzt, sondern auch Wolken vergrätzt, war ab meinem 2. Tag in Wellington schönstes Winterwetter. Blauer Himmel, kein Regen und wenig Wind. Ich habe eben einen guten Einfluss auf das Wetter. Obwohl ich bei jedem Wetter schon schlechte Erfahrungen mit Katamaranen und der Cook Straight gemacht habe, lasse ich mich dazu überreden wieder auf so ein Ungetüm zu steigen und nach Matiu Island zu fahren. Die Insel ist zum Glück geschützt in der Bucht von Wellington und nur 20 Minuten vom Hafen entfernt. Der Hinweg gestaltet sich problemlos. Kaum Wellen und keine 20 Minuten später stehen auf der Insel, die ursprünglich mal ein Pa, eine Versteidigunsanlage, dann eine Quarantänestation für Menschen, dann ein Gefängnis für Kriegsverbrecher, dann eine Quarantänestation für Tiere war und zu guter Letzt umfunktioniert wurde zum Nationalpark und Naturerlebnis für die Bewohner der Hauptstadt, die auch mal neuseeländische Natur sehen und nicht nur von australischen Vögeln belästigt werden wollen. Damit die australischen (und sonstwie ausländischen) Plagen nicht versehentlich auf die Insel eingeschleppt werden, müssen wir unsere Taschen kontrollieren, ob da auch keine Maus drin sitzt und die Schuhe, ob da nicht noch der Dreck der Stadt drin hängt. Wir sind alle tierfrei (kommt einem Wunder nahe, bei dem Tierreichtum im Haus...). Der Rundweg beginnt mit einem kleinen Berg. Oben auf dem Berg eine Gedenktafel für die verstorbenen. Tja, so ist das bei einer Quarantänestation. Die sind ja nicht zum Spaß erstmal festgehalten worden. Und welcher Kiwi will schon Pest, Cholera oder Typhus in seiner Stadt haben? Die Insel ist klein, bietet aber Neuseeland von oben bis unten. Cabage Trees und Silverferns stehen neben Kowhai und Pohutekawa Bäumen. Rein theoretisch sollten wir auch Tuataras sehen können. Aber denen ist das Wetter wahrscheinlich noch zu kalt. Wenn ich wechselwarm wäre, würde ich jetzt auch nicht raus wollen. Vor einem Weta-Motel bleiben wir staunend stehen. Diese Rieseninsekten haben sich tatsächlich in den kleinen Motelzimmern eingenistet. Als Nachbarn haben sich ein paar kleine Kakerlaken gefunden. Wie lecker... Ein Schild weist auf eine historische Eisenbahn aus dem späten 19. Jahrhundert hin. Wie historisch! Auf dem Weg treffen wir Schafe, eine Verteidigungsanlage aus dem 2. Weltkrieg und jede Menge Wind. Wo kommt der denn jetzt her? Der Rückweg wird, dank des Windes, etwas schaukelig. Ich hoffe nur, dass meine Wetterzaubereien jetzt nicht aufhören. Zum Glück wird der Wind wieder weniger und der nächste Tag kann kommen. Ich habe ein bisschen Kultur geplant.
Mein Weg führt mich ins Te Papa. Ob sich da wohl viel verändert hat? Ich bin schließlich seit 2002 nicht mehr da gewesen. Der Eingang ist immer noch skandinavisch freundlich. Auch die Ausstellungen haben nichts von ihrem Charme verloren. Informativ und unterhaltsam erzählt das Museum die Geschichte Neuseelands, der Menschen und Tiere, der Natur und der Götter. Neu ist ein gigantischer Tintenfisch. Der größte, der jemals lebendig gefangen und dann in Gießharz ausgestellt wurde. Er kommt aus der Antarktis und ist versehentlich von einem Fischfänger gefangen worden. Beide waren an dem selben Beutefisch interessiert und wollten nicht locker lassen. Die Zweibeiner haben den Achtarmer besiegt, eingefroren, untersucht und in Formalin und Gießharz konserviert. Seine Geschichte ist mit einem Video dokumentiert und Stofftiere, Armbänder und T-Shirts können als Riesencalamar-Souvenir im Te Papa Shop gekauft werden. Ich kann drauf verzichten. Viel spannender finde ich die Videocollage zum Selbermachen. Auf einem Monitor kann ich 6 Motive auswählen (oder selber Bilder oder Videos aufnehmen) und die dann an einer großen Leinwand mit einem Zauberstab selber anordnen und mit Spezialeffekten verschönern. Ein tolles Spielzeug. Warum gab es sowas bei uns nicht im Kindergarten. Selbst in der Schule hätte ich noch viel Spaß daran gehabt. Wenn ich viel Geld habe (trotz mittelfristigem Plan mit oberster Priorität), dann baue ich mir auch so eine Wand mit Zauberstäben ins Wohnzimmer. Die kann ich dann ja nach Belieben gestalten.
Sonst hat sich wenig im Museum verändert. Die wechselnden Ausstellungen sind halt andere, aber der Rest ist gleich geblieben. Tut auch mal gut, so viel bekanntes und trotzdem schönes und spannendes wieder zu sehen.
Nach einem kurzen Mittagstreffen geht mein kultureller Weg weiter in das Stadtmuseum. Ja, auch aus angeschwemmten Bierdosen kann man eine Ausstellung machen. Das Museum ist niedlich, hat aber wenig zu bieten. Ich habe nach 2 Stunden wirklich jeden ausgestellten Gegenstand gesehen und jeden Film angeguckt (waren immerhin 2x4 Minuten). Ich bummel durch die Innen- “Stadt“ und überlege mir, wie ich die zahlreichen Sehenswürdigkeiten auf die verbleibenden Tage verteilen kann. Wellington kann ein durchschnittlicher Tourist sicher in 2 Tagen komplett gesehen haben. Ich habe ja nun schon das Te Papa und das Stadtmuseum gesehen und Matiu Island. Was bleibt also übrig? Was MUSS ich noch sehen? Klar, das Cable Car. Nix wie los, ich fahre also mit dem Cable Car den Berg hoch, in den Botanischen Garten. Dass der Kartenverkäufer mich fragt, ob ich heute denn nicht zur Schule muss, bringt mich eher zum Schmunzeln. Wenn der wüsste...
Die Fahrt ist kurz. Ich durchstreife das Cable Car Museum und spaziere durch den Botanischen Garten. Thematisch angeordnet (hier Kakteen, da Farn, dort empfindliche Pflanzen) ist es ein schöner Park.Etwas gewöhnungsbedürftig ist der Highway, der mitten durch den angrenzenden Friedhof zieht. Ob das wohl ein Wink mit dem Laternenpfahl sein soll? Meinen Nachmittag verbringe ich im Bienenkorb. Die Bienen hier, die stechen nämlich nicht, sondern sind rot und klappern mit den Flügeln. Ach nee, das war Buzzy Bee, das beliebteste Spielzeug in NZ. Die Bienen aus dem Bienenkorb regieren das Land. Also das Parlamentsgebäude ist eine architektonische Schönheit und hat durchaus Ähnlichkeit mit einem Bienenstock. Ich muss alles mögliche abgeben. Von Fotoapparat über Jacke bis hin zu Portemonaie und Postkarten. Naja, die Kiwis werden schon drauf aufpassen. Der Mann, der die Führung der Gruppe übernimmt (bei Interesse: jeden Tag, jede volle Stunde von 10-16 Uhr, im Sommer vielleicht auch länger). rät ganz richtig, dass ich von der oberen Hälfte unseres Planeten komme. Dann die übliche Überlegung, wo ich herkommen könnte. Es fallen bunt durcheinander geraten Ländernamen wie England? Irland? USA? Kanada? Ich bin ehrlich ein bisschen stolz auf meinen so gar nicht deutschen Akzent. Mich wundert es immer, wenn ich bei Leuten, die schon seit längerer Zeit im englischsprachigen Ausland leben, nach 2 Sätzen sagen kann, wo sie herkommen. Warum können einige Leute besser als andere eine Sprachemelodie übernehmen? Und wiederum andere gar nicht? Sind das unterschiedliche anatomische Vorraussetzungen?
Auf jeden Fall war die Tour durch den erdbebensicheren Bienenstock kurzweilig und interessant. Ich habe eine Menge gelernt und leider auch gleich eine ganze Menge wieder vergessen. Ich weiß noch, dass das spanische Königspaar gerade da war, die Reste vom Buffett wurden abgetragen, als wir durch den Saal geschlichen sind. Und ich kann mich an den Premierminister erinnern. Er hatte einen Anzug an und ist auf der rechten Seite gegangen. Neben einem anderen Minister. Geplant war dieses Treffen nicht und ich hätte auch viel lieber Helen Clark dort gesehen, aber ein krönender Abschluss der Bienenkorbführung. Im Palament-Shop kann ich gerade davon absehen die Parliamints zu kaufen. Wobei ich die Idee ziemlich gelungen finde!
Den wettertechnisch besten Tag in Wellington habe ich auch am besten genutzt. Ich habe erst Tahi kennengelernt. Tahi ist ein einbeiniger Kiwi, der im Zoo in Wellington wohnt. Der Zoo ist durchaus sehenswert. Klein, aber freundlich, hell und, soweit ich es beurteilen kann, fühlen sich die Tiere wohl. Zu bestimmten Uhrzeiten kommen die Tierpfleger zu den Gehegen und erzählen was über ihre Tiere. Sie kennen jedes Tier mit Namen und können die Eigenheiten beschreiben. Besonders bei den Schimpasen ist es eine heiteres Interaktionsspiel zwischen Pflegerin und Affen. Am besten gefallen hat mir aber immer noch der Kiwi-Vogel. Ob nun Tahi oder ein anderer, egal! Die sind soooo putzig, wenn die Berge rauf und runter hoppeln. Wahrscheinlich stammen die Känguruhs doch von den Kiwis ab. Das würde auf jeden Fall erklären, warum die Beuteltiere auch so niedlich sind.
Der Zoobesuch war allerdings nur der Auftakt zu einem wunderbaren Tag. Ich habe an diesem Nachmittag meinen Träumen Flügel geschenkt und mich mitnehmen lassen. Die Flügel hingen an einer gelben Piper Tomahawk, die dem Wellington Aero Club gehört. Zusammen mit diesem kleinen knuffigen Flugzeug habe ich 27 Minuten Wellington von oben sehen dürfen. Ich verstehe zwar immer noch nicht, wie es möglich sein kann, dass ein so schweres Gerät, wie dieses Flugzeug (und beim Steuern mit den Füssen war der gelbe Vogel schwer!!!) sich in der Luft halten kann, aber ich kann die Erklärung wiedergeben und einfach drauf vertrauen, dass doch jemand einen unsichtbaren Faden in der Hand hält und mich immer genau in die schönste Region der Welt, in diesem Fall die Luft, steuert. Fliegen ist so ziemlich die beste Erfindung, die in den letzten 1000 Jahren gemacht wurde. Ich weiß gar nicht, wie ich das Gefühl beschreiben kann. Dem Himmel nah, trifft es am besten, glaube ich. Wortwörtlich beflügelt freue ich mich auf die nächsten Abenteuer. Leider ist in Wellington außer dem Mt Victoria nicht mehr viel zu sehen. Dafür treffe ich mich noch mit einer Klassenkameradin, die ich seit fast 10 Jahren nicht mehr gesehen habe. Eigentlich wollte ich ihr Haus in Hamilton kennenlernen, aber da hat sich leider ein Wasserrohr eine schwere Fraktur zugezogen. Für uns etwas weit hergholt und unverständlich, Trines erste Reaktion: "Oh nein, jetzt habe ich eine heiße Quelle in meinem Haus!" In NZ kann das allerdings passieren. Leider geht auch dieser Urlaub vom Urlaub einmal zu Ende. Ich bin am Boden zerstört, als ich mich Richtung Flughafen in Auckland bewege, fühle mich richtig tief traurig. Das einzige, was mich vom umbuchen abhält, ist die Tatsache, dass ich weiß, dass das nächste Jahr kommen und mich wieder nach Neuseeland bringen wird. Schließlich habe ich es dem Grenzbeamten versprochen!

Mit neuen und alten Bildern, weil NZ einfach schön ist...
God's own country