02.11.2014

Ten-nine-eight...

Der bekannte und vertraute Countdown. Jeder weiß wie es weitergeht und doch ist das erleben eines solchen Countdowns etwas ganz besonderes. An der floridianischen Atlantikküste liegt der eher unscheinbare Ort Cocoa. Ziemlich wenig zu sehen, direkt im Ort. Eine Küstenstraße mit Palmen. Ich mag das ja leiden, aber deswegen sind wir nicht hier. Auf der Insel, direkt gegenüber liegt Cape Canaveral mit dem Kennedy Space Center. Das ist definitiv ein Grund diesen Ort zu besuchen, Palmen gibt es (fast) überall in Florida, aber Raumschiffe und Raketenstarts nur hier. Gut geplant ist halb gewonnen. Aber welche der Touren sollen wir machen? Die Entscheidung wird uns abgenommen, weil einige der Touren schon ausgebucht sind, lange bevor wir überhaupt daran gedacht haben zu buchen. Morgens als wir losfahren ist es schon ziemlich warm. Na dann mal viel Spaß, hoffentlich ist der Park auch ein bisschen schattig. Lange Menschenschlangen überall. Meine Lust schwindet. Überraschend schnell geht es voran und nach kaum 10 Minuten Warten sind wir drin. Wir wuseln uns durch und finden den Bus, der zu unserer Tour gehört. Ein bisschen Führung ist bitter nötig, zumindest für mich. Ich habe keine Ahnung von gar nichts. Gut, ich wusste, dass ein gewisser Herr Armstrong mal auf dem Mond war. Aber welche Mission das war und warum und wieso - davon hatte ich keinen blassen Schimmer. Ich hatte schon vermutet, dass die Vorbereitungen für diese Weltraumflüge eher umfassend waren, aber was genau da passiert ist? Tja... Immerhin hatte ich während der Tour einen kleinen Moment das Gefühl, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen. Allem voran finde ich heraus, dass die Mondmissionen seit den 70-Jahren nicht mehr stattfinden. Ich dachte ja immer, die würden da immer noch hinfliegen. Falsch gedacht. 
Wir laufen durch verschiedene Ausstellungen, sehen einen Film über die Mondlandung. Alles ist einfach erklärt und überall gibt es Souvenirgeschäfte und Kiosks. Ich hätte mir durchaus ein wenig mehr "reine Information" vorstellen können. Dass der erste Mensch auf dem Mond Amerikaner war, habe ich nach der x-ten "wir-sind-eine-Nation-der-Raumfahrer-Tafel" verstanden. Einmal im Kleingedruckten stand, dass die Russen auch mal im Weltraum waren. Ich dachte immer, die wären die ersten gewesen, die einen Menschen in den Weltraum geschickt hatten... Ach egal, das hier ist ein Museum über amerikanische Raumfahrt, nicht über Weltgeschichte. 
So langsam wird es Mittag. Die Sonne brennt. Aber wir wollen raus. Raus in die Sonne. Mitten in der Sonne sind Tribünen aufgestellt. Sonnensegelbasteln konnten wir ja schon längst. Und dann sitzen wir da und braten, während wir warten. Bilder von Menschen an Computern tauchen auf riesigen Leinwänden auf. Schier endlose Checklisten werden abgearbeitet und alles scheint gut zu laufen. Dann geht er los, der Countdown. Erst sehe ich nur etwas helles, dort in der Ferne. Nach einer kurzen Weile kommen Krach und eine Druckwelle. Gebannt starre ich mich vielen hundert Menschen zusammen in den Himmel und sehe Altas V, eine Rakete mit GPS-Satellit in den Wolken verschwinden. Kurzes Schauspiel, aber aufregend war es. Sehe ich ja nicht jeden Tag. Vermutlich war es das erste und das letzte mal, dass ich einen Raketenstart vor Ort gesehen habe. 


Wir bummeln weiter durch die Ausstellung, gucken die Raumfähre Atlantis an und probieren alles aus, was es zum Ausprobieren gibt. Und schwupps ist es so spät, dass das Kennedy Space Center zu macht und wir nach Cocoa Beach zurück fahren. Unsere phantastische Gastgeberin bereitet uns Gaumenfreuden, die ihresgleichen suchen. Was für ein Tag!