Schade, dass Kagbeni so mitten auf dem Weg liegt. Hier würde ich gerne mal übernachten - im Yak Donald Hotel. Und dann dort einen Burger essen. Jetzt bin ich offiziell ausgereist, aus dem Königreich Mustang. Da es noch so viel anderes aufregendes in der Welt zu entdecken gibt, wird es wohl die erste und letzte Reise in dieses Reich gewesen sein. Ich bin zwiegespalten. Auf der einen Seite möchte ich noch mal und noch mal und noch mal hierher, auf der anderen Seite, habe ich noch nichts von Zentralasien gesehen, kaum Afrika südlich der Sahara, Südamerika, Kanada, Russland.... Ach ja.
Kagbeni ist eine Grenze. Ab hier ist die Wüste vorbei, ab hier sind die Religionen wieder gemischt, ab hier sind die Touristen wieder etwas häufigere Weggefährten. Genau wie der Regen. Pünktlich in Kagbeni fängt es an zu regnen. Der Weg nach Jomsom zieht sich ewig lange hin. Eher nassgeschwitzt als nassgeregnet komme ich an. Was mache ich jetzt mit dem angefangenen Tag? Es regnet, das Museum hat in der Regenzeit auch nicht auf und Internet gibt es nicht. Zum Lesen bin ich eigentlich zu müde und außerdem ist mir kalt.
Das Abendessen ist doppelt lecker. Gerstenbrei statt Reis und dann die Currys und zur Feier des Tages sogar mit ein paar Bröckchen Ziege drin.
Der Weg zurück sollte eigentlich im wahrsten Sinne des Wortes im Fluge vergehen. Aber bei Dauerregen und entsprechend tiefen Wolken, ist an einen Flug nicht zu denken. Ich storniere den Flug, bekomme das Geld und mache mich zu Fuß auf den Weg. Es regnet, es ist eklig und ich frage mich, was ich mir dabei eigentlich gedacht habe. Nachmittags bin ich in Kalopani, dem Ort mit dem schwarzen Wasser. Zumindest ist das meine Übersetzung. Kalochia heißt zumindest schwarzer Tee. Ich nehme das erstbeste Guesthouse. Ich bin komplett durchweicht und nur dankbar ein Dach über dem Kopf zu haben. Mein Zimmer ist gleichzeitig auch Lagerplatz für Reisvorräte. Riecht ein bisschen nach Maus, aber es ist trocken. Zumindest regnet es nicht direkt rein. Klamm und feucht ist es, aber was solls. Ich ziehe mir die letzten trockenen Klamotten an, meine Notration sozusagen, und krieche in den Schlafsack. Nach einem kurzen Nachmittagsschlaf, habe ich das Gefühl, dass alles, aber wirklich alles feucht und eklig ist. Abendessen und wieder in den feuchten Schlafsack. Früh morgens wache ich auf, weil ich meine etwas auf den Füßen gespürt zu haben. Die arme Maus hat sich bestimmt furchtbar erschrocken, weil ich mich so erschrocken habe. Lange muss das Mäuschen mich auch nicht mehr ertragen. Ich ziehe früh weiter.
Der Weg schraubt sich langsam den Berg runter. Es wird wärmer und wärmer. Trockener werde ich zwar nicht, aber zumindest friere ich nicht mehr. Je weiter ins Tal ich komme, umso grüner und tropischer wird es. Bald laufe ich vorbei an Bananenplantagen und die kleinen Wasserfälle am Straßenrand bieten eine angenehme Erfrischung. Kalte Cola, köstlich - wenn es sonst nur lauwarmes Wasser gibt. Als ich in Tatopani ankomme, bin ich gleichzeitig erleichtert und traurig. Der aktive Urlaub ist vorbei, ab jetzt werde ich mich wieder transportieren lassen.
Um den Urlaub so zu beenden, wie das letzte mal, schlafe ich auch hier - ein letztes mal zu den Geräuschen des Dschungels ein.