09.09.2009

Beutel ohne Känguru

Auch nach dem Reisen musste das Leben weitergehen. Meine Versuche ein erfülltes Leben als Tochter mit großzügiger Apanage zu verbringen werden brutal abgeblockt und so muss ich mich dann doch zu den Sandmännchen gesellen. Ich könnte mir zwar besseres vorstellen, als ausgerechnet jeden Tag anderen beim Schlafen zuzugucken, aber irgendwo muss das Geld ja herkommen. Das noch nicht verdiente Geld ist schon fest eingeplant, jetzt muss es immer nur schnell Ende des Monats werden, damit ich mein Geld in die Luft schicken kann.
Die Aufnahme in Europas modernstem OP war aufregend. Zumindest für mich. Die letzten 2 Tage in Freiheit habe ich zitternd und vor Aufregung wirr im Kopf verbracht. Was ist wenn? Tausend und eine mögliche Situation schwirrte durch meinen Kopf. Zum Glück hat sich noch keine der Horrorvisionen bewahrheitet.
Abgesehen von einem Chirurgiechef, der wissen wollte, ob ich die Tochter des Oberarztes sei und mir mal den Berufsalltag anschauen wolle. Oder der Raumpflegerin, die wissen wollte, ob ich eine neue Praktikantin wäre, sind alle ganz nett. Manche mag ich lieber als andere, aber das ist wohl auch normal. So richtig viel passiert im Krankenhausalltag nicht. Ich gehe hin, hoffe auf baldigen Feierabend und gehe dann wieder nach Hause. Mein Zuhause auf Zeit ist das großartige Wohnheim des Krankenhauses, das sich seit den späten 60er Jahren nicht mehr verändert hat. Wieder eine Erfahrung aus der Reihe "das muss man erlebt haben".
Leider haben die Beatmungsbeutel kein Känguru an dem sie hängen. Die Tage im OP könnte so viel unterhaltsamer und lustiger sein, wenn in jedem dieser auf Eisbär gekühlten OPs 1-2 Kängurufamilien sitzen und umherspringen würden. Zumindest der Beutel hätte dann seinen Namen zu recht...
So ziehen die Tage ins Land, mit ihnen schwinden die Euros und ich freue mich auf die Wochenende und gute Luft in Uetersen!