23.06.2012

Zwischen gigantischen Schneewänden

An einem wunderschönen Freitag ging es los. Kurvige Straßen bis in die Gipfelhauptstadt Norwegens, da erstmal einkaufen. Vorbei an dem Ort, wo die Katze die Magensonde gegessen hat und dann links weg zum Campingplatz.Nach den guten Erfahrungen von vor 2 Jahren hat der Platz auch dieses mal mit warmen Sonnenstrahlen, tollen Hütten und Luxusbädern überzeugt. Die Junisonne verwöhnt uns beim Grillen am Wasser, abends hören wir die Wellen ans Ufer schwappen und die Vögel singen - sonst nichts. Am nächsten Morgen ist der Himmel ein bisschen bedeckt, beim Frühstück drohen die Teller durch die Gegend zu fliegen, aber wir halten sie fest. Wegfliegen nicht ohne uns! Im nächsten Supermarkt versorgen wir uns mit ein bisschen Blubberwasser und frischen Obst und weiter geht es zum höchsten Wasserfall mit der kürzesten Fallzeit im nördlichen Mittelwestnorwegen. Um dahin zu kommen, muss man an der größten Haselnussanpflanzung zwischen Bergen und Trondheim vorbei, links die Haselnussbäume, rechts der Eikesdalvatn. Vom Parkplatz zum Wasserafll sind es ca 45 Minuten. Der Weg ist mal besser und mal schlechter. Dieses Jahr wohl noch nicht von so vielen Touristen begangen, schließlich ist der Wasserfall noch nicht geöffnet für diese Saison. Nur von 21.6-21.8. fließt die volle Wassermenge den Berg hinunter, den Rest des Jahres entweder gar nichts, weil oben nur Eis und Schnee ist oder ein kleines Rinnsal, weil der Rest zur Energiegewinnung genutzt wird. Das kleine Rinnsal entpuppt sich als kräftiger Wasserfall - was denn da mehr Wasser....? Wir staunen. Nach einer kurzen Pause auf dem parkplatzeigenen Picknickplatz geht es weiter. Der als Baustraße gedachte Aursjøvegen ist nicht umsonst, nur war die Mautanlage ausgefallen, als wir da waren. Aber für das Erlebnis darf der Betreiber auch gerne Eintritt nehmen. Langsam geht es den Berg hoch. Rechts unten liegt der See, an dem wir eben noch entlang gefahren sind. Bis dahin sind es jetzt mehrere hundert Meter - senkrecht nach unten. Und dann ein kleiner Tunnel. Wahoooo.... Zusammen mit dem Mussolini-Tunnel mein Lieblingstunnel. Einspurig, klar. Sandboden, auch klar. Eng, natürlich. Und kurvig, selbstverständlich. Ich hätte noch mal gedreht und wäre zurück gefahren und dann noch mal und noch mal. Was für ein Erlebnis! Am Ende des Tunnels wartet der Schnee auf uns. Das Schneeräumfahrzeug ist mitten durch die Eiswüste gefahren und hat eine Spur freigeräumt. Rechts und links nebem dem Auto liegt der Schnee meterhoch, mitten im Juni. Zwischen diesen Schneewänden fahren wir auf holpriger Straße durch die schönste Einöde der Welt - die norwegische vidde, Hochebene. Wir wagen uns an den Abgrund und liegen nur wenige Centimeter entfernt von der Kante, sehen Wasserfälle und Bergseen, in denen sich inzwischen wieder die Sonne spiegelt. Wir gehen spazieren und genießen die Aussicht. WIr brauchen nichts weiter, uns fehlt es an nichts. Hier ist ein kleines Paradies. Ach Goethe, Du und Dein Augenblick. Schick Deinen Faust hierher, ganz ohne Teufel. Den brauchen wir gar nicht. Hier kann die Welt stillstehen. Tut sie aber nicht. Wir auch nicht, wir fahren weiter und genießen jeden Atemzug in dieser Welt. Kommen zum eigentlichen Ziel der Straße. Die Straße war ja für den Bau des Stausees gedacht. Schön, dass sie heute auch für mich geöffnet ist. Der See ist noch zugefroren und liegt in magischer Ruhe da. Nur haben wir hier keine Übernachtungsmöglichkeit. Klar, wir könnten im Auto schlafen, aber... Also weiter nach Sunndalsøra. Dort finden wir einen schnuckeligen kleinen Campingplatz mit einer ebenso niedlichen Hütte. Da machen wir es uns bequem und genießen die Sonnenstrahlen, bis sie hinter den Bergen verschwinden. Am nächsten Morgen ist dann wieder das gewohnte Wetter zurück. Grauer Himmel und Regen. Wir fahren nach Tjelle. Das Wetter passt zu dem Unglück, was sich vor etwas mehr als 250 Jahren hier zugetragen hat. Eine gewaltige Steinlawine hat das Drof erschüttert. Wir sind aber hier, um den Ort zu fotografieren. Schließlich soll Baby-Tjelle ja wissen, wo sein Name eigentlich her kommt. Zurück geht es über Molde und Midsund. Wir erkunden eine alte Bunkeranlage und genießen den Fahrtwind auf den verschiedenen Fähren. Das Leben ist so schön hier.