29.07.2012

Tropfenförmige Sonne

In Norwegen gibt es zwei Jahreszeiten. Den grünen Winter und den grauen Winter. Im grauen Winter schneit es, allerdings schmilzt der Schnee, bevor er auf die Erde kommt und es regnet. Manchmal stürmt es auch. Im grünen Winter regnet es nie. In Wirklichkeit ist es die Sonne, die in dicken Tropfen vom Himmel fällt. Fast jeden Tag durften wir dieses gigantisch tolle Wetter erleben. Ganz besonders eindrucksvoll war es an einem Wochenende. Ich hatte Besuch. Am Freitag war noch unnormal blauer Himmel. Blauer Himmel bedeutet Gefahr. Große Gefahr. Der Wald könnte abbrennen. Am Samstag wollten wir nach Geiranger fahren. Wie im Juli so üblich zogen wir uns Wollhemden, lange Pullover und dicke Jacken an, Mütze und Schal und los ging die Fahrt. Durch tiefe Pfützen, vorbei an umgestürtzen Bäumen. Ja, war ein bisschen windig hin und wieder. Scheibenwischer und Heizung laufen auf Hochtouren. Trotzdem mag keiner seine Jacke ausziehen, es könnte ja kalte Luft reinziehen. Oben an Ørnesvingen, will ich auf den Ort zeigen. Nix. Nur graue Wand. Dann halt nicht, wir fahren den Berg runter und gucken die Kreufahrtschiffe an, bemitleiden Touristen, die in viel zu dünnen Klamotten frieren und verziehen uns schnell in das Café Olé. Nachdem wir alle Fenster und Türen abgedichtet haben, zieht es nicht mehr und wir können die nassen Jacken ausziehen. Auf den Ausflug nach Dalsnibba verzichten wir. Graue Wolke haben wir heute schon gesehen. Das Wetter lässt uns auch am Sonntag nicht im Stich. Die Wolken verfolgen uns. Aber viel besser als Waldbrand!