23.08.2006

Wüste im Winter....

Gleich nach dem Aufstehen geht's mit dem Minibus nach Dire Dawa. Die Fahrt dauert nicht lange und ist recht angenehm. Schon auf dem Weg wird es immer wärmer. Von den Überschwemmungen ist nichts mehr zu sehen. Hier ist Wüste!
Hier und da ein Kamel oder ein Kind mit einem Wasser-Benzin-Krug. Schon nach einer Stunde sind wir da. Es ist wahnsinnig heiß und stickig. An der Busstation finden wir einen Open-Taxi-Fahrer, der uns zum Markt fährt. 30 Birr müssen wir ihm zahlen und dann dürfen wir auf den Markt gehen. Die Luft steht und überall wimmelt es von kleinen und größeren Fliegen. Ekelhaft!!!
Nach einer guten Stunde im Gewirr der Gassen auf dem Markt, beschließen wir in irgendeinem Cafe etwas zu trinken.
Auf dem Weg zu einem Cafe gehen wir durch ein Wadi. Vor wenigen Tagen sollen hier Wassermassen tausende Menschen in den Tod gerissen haben. Jetzt ist alles staubtrocken.
Das Skelett einer Kuh ist das einzige was hier an die Überschwemmung erinnern könnte. Auf der anderen Wadi-Seite ist ein riesiger Klinik-Complex. Mit Delivery-Service ;-)
Und endlich ein Cafe, in dem es nicht zu voll ist. Vollkommen erschlagen von der Hitze, dem Gedränge und den Fliegen genießen wir ein Ambo.
Schnell steht auch der Entschluss wieder nach Harar zurück zu fahren. Glücklicherweise bekommen wir schon auf dem Weg einen Minibus nach Harar. Wir fahren Richtung Stadtausgang und dann werden plötzlich die Gardinen zugezogen. Der Fahrer hält an und nimmt einige Bündel Chat mit an Bord. Diese werden unter den Sitzen verstaut. Weiter geht's mit geschlossenen Fenstern und vorgezogenen Gardinen. Nach ein paar Checkpoints sind wir wieder in Harar. Zu unserem Glück haben wir sogar die Möglichkeit eine Tröpfeldusche zu nehmen. Jeder ca 1 Minute, dann ist das Wasser wieder alle. Aber auch wenige Sekunden kaltes Wasser sind sehr erfrischend nach so einem Tag.

21.08.2006

Harar, die ummauerte Stadt

Morgens ging es pünktlich los wieder in die Stadt. Schon um neun Uhr war es warm. Unser erster Weg führte ins Mermaid-Cafe: frühstücken. Zum Tee gab es Blätterteig mit Gemüse-Rührei gefüllt. Sehr lecker, wenn auch scharf, da das Gemüse Chilischote hieß.
Die Stadt brummte schon früh morgens. Auf dem Marktplatz ist jeden Morgen Chat-Markt. Chat hat ähnliche Eigenschaften wie Haschisch und ist zumindest in Harar frei verkäuflich. Eigentlich jeder Mann kaut diese Blätter. Chatkauende Frauen habe ich fast gar nicht gesehen.
Der Markt war beeindruckend. Um etwa zehn Verkäuferinnen scharten sich bestimmt 100 Menschen. Das Feilschen war ohrenbetäubend. Gekauft habe ich auf dem Chat-Markt nichts. Zu groß war die Angst vor der Droge. Weiter durch die Altstadt. Es ist warm und von überall dringen die Faranji-Rufe an uns heran. Wir gucken uns ein altes Haus an, das in einer für Harar typischen Bauweise gebaut wurde. Von dem großen Innenhof aus können wir in den Ausstellungsraum gehen und allerhand Kram angucken. Säbel, Dolche, Schwerter, aber auch Schmuck, Kleidung und Kissen hängen an den Wänden. Völlig benebelt von den vielen Eindrücken ziehen wir weiter durch die wahnsinnig verwinkelte Stadt. Werden von Jungs abgefangen, die uns eine Kaffeeröterei zeigen und den frischen Kaffee probieren lassen. Ich durfte selber Kaffeebohnen aus der Röstmaschine nehmen und daran riechen und sie essen. Man kann die Bohnen sogar so essen. Und so schlecht schmecken die gar nicht.
Vor der Kaffeerösterei warten schon wieder andere Kinder, die uns unbedingt das Geschäft ihrer Eltern zeigen wollen. Da es noch früh (mittags) ist, gehen wir mit. In einem wiederum sehr hübschen Innenhof werden wir gleich begrüßt. Und in einen kleinen Raum gezerrt. Dort gibt es wieder alles zu kaufen, was man eigentlich auch nicht braucht. Vieles aus Kenia importiert. Beim Stöbern fällt mein Blick auf eine kleine Vitrine in der cremefarbene Figuren stehen. Ob das elfenbein ist, möchte ich wissen. Natürlich lautet die Antwort. Ich bin entsetzt und möchte den Laden so schnell wie möglich verlassen. Ich will in keinem Geschäft sein, in dem Elfenbein verkauft wird. Die Besitzerin versucht uns beizubringen, dass Elfenbein nichts schlechtes ist und dass wir bis zu 200g besitzen dürften.
Trotzdem verlassen wir ganz schnell das Grundstück. Weiter bummeln wir durch die Gassen, durch die nicht mal Pferdewagen passen würden.
Chacha, unser Guide, hat uns empfohlen im AliBaba essen zu gehen. Da es schon nachmittag ist, und wir richtig hungrig sind, machen wir uns auf den Weg. Wie üblich gibt es keine Speisekarte. Es gibt auch keine Auswahl. Es gibt Reis.
Kurze Zeit später hat jede von uns einen Teller mit dampfendem Reis und rötlicher Sauce vor sich auf dem Teller. Der Reis ist oberköstlich. Mit Zimt und Kardamom gewürzt, leicht salzig und scharf. Die Sauce, von der ich eigentlich nicht wissen wollte, was drin war, war auch erstaunlich lecker. Ebenfalls mit Zimt gewürzt und scharf. Die kleinen Bröckchen versuche ich vergeblich als Gemüse zu interpretieren. Es gelingt mir aber nicht. Am Abend klärt Chacha mich auf: Es war Kamel... Ein Feiertag, an dem traditionell Fleisch gegessen wird. In diesem Fall Kamel. Immerhin war es verdammt lecker.
Nach dem Essen sind wir über die großen Märkte gelaufen. Der muslimische Markt liegt innerhalb der Stadtmauer. Ein paar Kinder spielen mit einer Fußballhülle. Aus Spaß am Leben kicke ich mit. Die Kinder freuen sich riesig. Bestimmt eine halbe Stunde spielen wir so. Plötzlich sind wir in der "Fleisch-Abteilung". Große Neugier macht sich breit. WIr beenden das Plattballschießen und werfen einen Blick auf die Fleischverkäufer. Es war ganz schön warm heute und das Fleisch hing die ganze Zeit, nur vom Luftzug der Millionen Fliegen gekühlt, in der Sonne.
Etwas abseits sitzt ein Mann vor einem schwarzen Haufen. Beim näher kommen entpuppt sich der Haufen als ein von Fliegen belagerter Kamelschädel. Gut, dass ich da noch nicht wusste, was ich zum Mittag gegessen hatte...
Der Mann schabt mit einer Art Messer die letzten Fleischreste vom Knochen. Yummy!
Nach diesem kleinen Schock geht's weiter zum christlichen Markt, der befindet sich außerhalb der Stadtmauer. Hier ist es ähnlich bunt, wie innerhalb der Mauern. Mich faszinieren immer wieder die Gewürze. Und hier auch die Butter und die Milch, die natürlich vollkommen unverarbeitet und ungekühlt den Tag überlebt.
Inzwischen ist es schon fast Abend geworden. Nach einem kurzen Abstecher ins Hotel, machen wir uns auf den traditionellen Heiler zu besuchen. Chacha nimmt uns wieder mit und dann stehe ich auch schon in dem ehemaligen Palast von Kaiser Haile Selassie. Ein grünes Haus, das mich eher an Indien erinnert, als an Afrika. Der Heiler ist nicht fähig zu heilen. Er hat zuviel Chat gekaut. Überall liegen und sitzen chat-kauende Männer herum. Die Atmosphäre ist mystisch und ich bin froh, als wir wieder losgehen, um gemeinsam noch einen Chai oder Makyato zu trinken.
Abends fängt es an zu regenen. Wir sitzen auf dem Balkon des Hotels und essen eine Knolle und Sambussa. In der Ferne meinen wir das Lachen der Hyänen zu hören. Aber ist es wirklich in der Ferne? Nein, direkt vor dem Hotel laufen die Tiere umher und suchen im Abfall nach Essbarem. Ein Rudel von mindestens 12 Tieren ist unterwegs. Irre, die Viecher laufen direkt durch die Stadt. Nach einer ganzen Zeit des Staunens, geben wir uns dem Schlafbedürfnis geschlagen. Am nächsten Morgen klingelt nämlich wieder früh der Wecker...

Harar und Dire Dawa

Ich hatte mir in den Kopf gesetzt unbedingt Dire Dawa und Harar zu sehen. Also sind Martina und ich los! Die einzige Eisenbahnstrecke Äthiopiens verläuft von Addis über Dire Dawa nach Djibouti. Am Bahnhof saßem drei Männer mit ihren Maschinengewehren. Beim Versuch das Bahnhofsgebäude zu betreten wurden wir sehr schnell zurückgerufen. Wir könnten da nicht rein. Also habe ich die Männer vor dem Bahnhof gefragt (die uns übrigens auch zurück gerufen hatten), wann der Zug fährt. "No train today!" Meine Frage nach einem Zug morgen wurde mit "No train tomorrow!" beantwortet. Da auch in den nächsten Tagen "NO TRAIN!" kein Zug fahren würde, haben wir uns für den Bus entschieden, der morgens um sechs Uhr abfährt. Die Nacht vor unserer Abfahrt haben wir im Gerba-Hotel geschlafen. Das war ein Abendteuer für sich. Komisch war schonmal, dass wir keine Registration ausfüllen mussten. Und billig war es außerdem. Für die Nacht haben wir zu zweit insgesamt 25 Birr bezahlt (also 2,50€). Die drei Hotalzimmer lagen hinter der Bar. Im Nachhinein bin ich relativ sicher, dass wir das Zimmer auch für eine kürzere Zeit, (so eine Stunde!) hätten bekommen können.
Abends wurden wir dann von unseren Zimmergenossen begrüsst. Die Kakerlaken sind zu der ohrenbetäubenden Musik an den Wänden herum gelaufen. Ein kurzer Check ließ deutlich werden, dass es absolut keinen Sinn machen würde alle Kakerlaken zu erschlagen. Also haben wir nur die erschlagen, die größer waren als 4 cm.
Zum Glück war das Zimmer relativ dunkel, so dass ich nicht sagen kann, wie dreckig das Bett wirklich war. Ich hatte ja meinen Schlafsack!
Am nächsten Morgen ging es früh los. Busche, unser Taxifahrer, hat uns zum Busbahnhof gebracht. Als wir auf ihn gewartet haben, konnten wir die Löwen im nahegelegenen Löwenzoo brüllen hören. Das war vielleicht unheimlich! Es klang so, als ob die gleich hinter dem nächsten Auto sitzen würden.
Zum Glück sind wir heil zum Bus gekommen. Wir haben sogar den Ober-Luxusplatz direkt hinter dem Fahrere bekommen. Busse haben ihren Motor immer an. Auch wenn sie stehen. So standen wir, mit laufendem Motor noch eine Stunde und dann ging es ab in den "islamischen Osten". Die Fahrt war erstaunlich angenehm. Die Straße ist 2004 von der Eu gebaut worden und war in einem entsprechend guten Zustand. Somit kamen wir schnell voran. Etwa eine Woche vorher war das Gebiet um Dire Dawa von einer riesigen Überschwemmung heimgesucht worden. 3000 Menschen sind ertrunken und mehrere Zehntausend obdachlos geworden. Auf dem Weg habe ich viele Felder gesehen, die unter Wasser standen und auf denen Teff und Mais vor sich hin gammelten. Die Menschen haben das sehr viel lockerer genommen. Eine Frau hat mir erzählt, dass solche Überschwemmungen häufig vorkämen, fast jedes Jahr. Dieses Jahr war besonders schlimm, aber es würden eigentlich immer Dörfer zerstört. Ich war wieder einmal schockiert. Es werden jedes Jahr komplette Dörfer zerstört und an der gleichen Stelle wieder aufgebaut.
Trotz einiger überschwemmter Landstriche war die Fahrt landschaftlich unglaublich schön. Der Himmel hätte blauer nicht sein können. Immer wieder standen Schirmakazien auf dem Feld. Kinder spielten mit einfachsten Spielsachen und hatten scheinbar richtig viel Spaß. Kuhherden wurden über die Straße getrieben und endlich: Kamele. Die Wüstenschiffe standen im Feld und kauten an hoch gewachsenen Zweigen herum.
Überrascehnderweise sind wir an einem Tag nach Harar gekommen. Abends hatten wir nach ungefähr 12 Stunden Busfahrt 400 km hinter uns gebracht und Harar, die ummauerte Stadt erreicht. Kaum aus dem Bus ausgestiegen sprachen uns die ersten Guides an, die unbedingt unsere Taschen tragen wollten. Etwas genervt haben wir fast alle abschütteln können. Nur einer hat uns bis zu einem nahe gelegenen Hotel verfolgt. Dort hat er uns dazu überredet, die Hyänen anzusehen. Okay, also sind wir bei Anbruch der Dunkelheit losgezogen und haben brav 50 Birr bezahlt. Mir kam das sooo teuer vor. Unglaublich, dabei sind es nur 5€... Wir sind also durch die Stadt gelaufen, bis wir zum Viehmarkt kamen. Dort brüllten die Kühe und schrien die Schafe. Der Grund war schnell ersichtlich. Hinter dem Markt auf einer kleinen Fläche stand ein Auto mit laufendem Motor und im Licht der Scheinwerfer lief ein Rudel Hyänen herum. Nur wenige Meter freie Fläche trennten uns von diesen Raubtieren. Bald kam der weltbekannte Hyänenmann mit einem Korb voller Schlachtabfälle (Kamelschwanzfell, Kuhfell, Ziegenhaut...) und fing an die Tiere zu füttern. Erst hat er das Fleisch geworfen, dann auf kleine Stöckchen gesteckt und diese mit der Hand gehalten und der krönende Abschluss war die Fütterung mit dem Mund. Irre!
Plötzlich habe ich mich "ja" sagen hören und zwar auf die Frage, ob ich auch mal eine Hyäne füttern will.
Und schon stand ich da mit einem Holzstöckchen, so groß wie ein Bleistift.
Aufregend war's!
Etwas anders zumute wurde mir, als plötzlich eine scheinbar fremde Hyäne auftauchte und das Rudel in Unruhe versetzte. Dummerweise stand ich mit dem fleischgefüllte Korb mitten zwischen den Tieren. Meine einzigen Gedanken galten der Versicherung...
"Zahlt die Auslandskrankenversicherung einen Rücktransport, wenn ich von Hyänen zerfleischt werde oder war das leichtsinnig?"
Aber ich bin nicht zerfleischt worden, sondern heil von den Hyänen weggekommen.

13.08.2006

Nilpferde im Lake Awassa

Nach einer wirklich schönen Zeit in Bale Goba, hieß es dann bald Abschied nehmen. Ich habe viel gelernt in diesem Ort. Ich war bei drei Kaffee-Zeremonien eingeladen, war auf dem Markt und habe ein paar Worte amarrhisch aufgeschnappt. Und vor allem habe ich gesehen, dass auch mit wenig Personal die Patienten gut versorgt werden können. Somit bin ich etwas schweren Herzens dann wieder abgefahren. Die Fahrt nach Addis dauert, je nach Busfahrer, etwas länger oder kürzer. Wir hatten einen gemütlichen Busfahrer. Kurzerhand gab es dann einen Zwischenstopp in Awassa. Die Stadt hat mich total überrascht. Mit fast westlichen Standarts war es deutlich anders als das ländliche Bale. Es gab an dem Abend sogar ein paar Tropfen Wasser aus der Dusche.
Da Awassa an einem der nördlichen Seen des Grabenbruchtals liegt, gab es die Möglichkeit Nilpferde zu sehen. Klar, dass ich mir das nicht entgehen lassen wollte. Zu dritt sind wir losgezogen und haben unglaublich teure 250 Birr (also ca 25€) bezahlt. In einem Boot, das sich vor allem mit Hilfe der Heiligenbilder über Wasser gehalten hat, gings los. Nach circa 30 Minuten tauchten die ersten Ohren vor unseren Augen auf. In relativ sicherer Entfernung haben wir dagesessen und gestaunt. Lebendige Nilpferde, direkt vor uns.
Ich war für den Rest des Tages bezaubert von diesen Geschöpfen und der Tatsache, dass ich sie sehen durfte.
Abends waren wir noch an der Kirche. Eine ganz moderne mit goldenem Dach in einem riesigen Park. Dort im Park sitzen wir eine Weile und beoachten das rege Treiben. Viele Menschen kommen zum Beten. Irgendwann kommt eine große Gruppe, wahrscheinlich eine Familie auf uns zu. Eine junge Frau fragt Martina und mich, ob wir mit ihr ein Foto machen können. Erst verstehe ich nicht, was sie meint. Dann wird mir klar, dass sie will, dass ein Foto von ihr, Martina und mir gemacht wird. Sie hat an dem Tag "Graduation" gefeiert. Wie es aussieht, bin ich jetzt in einem Graduation-Album mit auf dem Foto. War irgendwie komisch, weil die Frau uns nicht mal ein kleines bißchen kannte.
Nach dem Kirchenausflug gehen wir im Hotelgarten Injerra essen. Köstlich!
In unserem Hotelzimmer wartet schon eine kleine Mitbewohnerin auf uns. Ich habe allerdings weniger Lust mit ihr zusammen in einem Zimmer zu schlafen. Denn "sie" ist eine Spinne, etwa so groß wie meine Handfläche. Mit ein wenig Überredungskunst und einer abgeschnittenen Flasche, locken wir sie raus und hoffen, dass nicht eine ganze Herde aufläuft, um sich zu beschweren.
Glück gehabt! Es kommen keine weiteren Tiere.
Obwohl die Nacht recht kurz war (jaja, Mädchen schnacken eben bis in die Nacht...), habe ich wunderbar geschlafen in dem Prinzesinnen-Himmel-Bett.
Am nächsten Morgen klingelt früh der Wecker. Auf geht's zum Fischmarkt. Wir laufen eine halbe Stunde auf einer sehr breiten, von der EU gebauten, Straße. Die Straße ist aus roter Erde und am Straßenrand stehen Bananenpalmen, Mangobäume, Papayabäume, Zuckerrohr und Schirmakazien. Natürlich noch viiieeel mehr, aber das konnte ich nicht erkennen. Am Fischmarkteingang steht schon ein Mann, der scheinbar nur auf uns gewartet hat. Er hält sein Maschinengewehr im Arm und fordert 10 Birr von uns. Ey super, alle anderen können gratis rein und wir müssen ein (für äthiopische Verhältnisse) Vermögen bezahlen. Brav geben wir im jeder 10 Birr. Auf Handeln hat keiner so richtig Lust. Der Wächter hat doch die kräftigeren Argumente...

10.08.2006

Bale Goba

Angekommen in Goba kam Schwester Deo Gracias schon ganz begeistert mit den neuesten Neuigkeiten an. Ich war erstmal total müde nach der langen und engen Autofahrt. Nach dem Abendessen ging's quasi sofort ins Bett. Die Wände dort hatten schallverstärkende Eigenschaften. Ich habe ALLES von den Nachbarn gehört. Die waren natürlich die ganze Nacht wach und haben Radio gehört. Der Empfang war nicht sonderlich gut. Aber wenn man es sehr laut macht, dann konnte man sogar mal etwas verstehen.
Die Arbeit in Goba war erleicherternd anders als in Addis. Die Patienten weniger schwer krank. Es waren viele neurologisch-psychiatrische Patienten und wahnsinnig viele Kinder.
Ich habe mich geradezu ausgetobt, was Die Vorsorgeuntersuchung bei den Kindern angingen. In Deutschland geben die frischen Eltern ihre Kinder ja ungern her. In Goba hätte ich viele der Kinder einfach mitnehmen können. Das ist echt hart, wenn die Mama eines Neugeborenen sagt: Nimm es mit!

08.08.2006

Auf in die Berge

Eines Morgens, es war ein Freitag, kam Schwester Bendicta auf mich zu und sagte, es wuerden Freiwillige in Bale Goba gebraucht. Klar hatte ich Lust dort zu areiten. vorher musste ih allerdings zur Botschaft. Von der hatte ich nämlich eine wundersame Email bekommen. Also auf zur Botschaft, der Jeep der Schwestern sollte mich dort abholen. Mit meinem gepackten Rucksack habe ich nach dem "wir wollten nur hören dass es dir gut geht" vor der Botschaft gewartet. Erst bei bedecktem Himmel, dann im stroemenden Regen. Zum Glueck war ich nicht alleine. Eine andere Freiwillige hat mich begleitet. So hatten wir beide am Ende einen durchweichten Rucksack. Natuerlich sind wir nicht abgeholt worden, sondern haben ein Taxi zurueck genommen. Im Krankenhaus gab's dann die Info, dass das Auto noch kaputt sei. Morgen frueh um halb sechs fahren wir los. Am naechsten Morgen um zwanzig nach vier: lautes Klopfen an der Tuer. Gut, wiedernicht in Ruhe packen,sondern loststuermen. Um drei Minuten vor halb fünf sitzen wir zu 13. im Auto. Mit Gepäck von 11Leuten und "Mitbringsel" für die Schwestern in Goba. Die Fahrt durch das nächtliche Addis ist unspecktakulär. Circa eine Stunde brauchen wir (absolut ohne Stau) bis wir die Stadt verlassen haben. Die Strasse ist noch richtig gut,nur ein paar Schlaglöcher. So langsam wacht das Land auf. Kühe, Schaf- und Ziegenherden werden über die Strasse getrieben. Frauen tragen Körbe auf dem Kopf und Kinder auf dem Rücken und die Sonne geht auf. Naja auf jeden Fall wird es hell. Und es fängt an zu regenen. Zwischendurch schlafe ich kurz. Die Landschaft ist unglaublich schön. Grüne Felder, Termitenbauten, Schirmakazien, Rundhütten. Afrika wie aus dem Bilderbuch. Immer wieder laufen Kinder auf die Strasse, um uns zuzuwinken.
Bis Schaschamene verlief die Fahrt ruhig. Dann hört der Asphalt auf und das hüpfen fängt an. Vorankommen ist nur langsam möglich, weil die Strasse eigentlich nur aus Schlaglöchern besteht.
Fuer die 440 km haben wir 12 Stunden gebraucht.
Dazu beigetragen hat natürlich auch die Tatsache, dass wir durch die Berge gefahren sind. Immer höher schraubt sich die Strasse hier. Irgendwann hören die Bäume auf und die Einöde beginnt. Trotzdem laufen immer wieder menschen mit ihrem Vieh umher. Echt irre.
Kalt ist es, wie ich bei einer Klopause feststellen musste.
Ach ja und am Strassenrand sitzen immer wieder Paviane...

02.08.2006

Addis Ababa - eine wahnsinns Stadt

Addis ist der absolute Hammer. Die Stadt brummt. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. In der Nacht schläft alles.
Circa 7 Millionen Menschen leben in Addis. Das ist ungefähr 4 mal soviel wie in Hamburg. Ich hatte zwischendurch das Gefühl, dass mindestens die Hälfte davon Kinder sind, die betteln. Wenn ich unterwegs war, kamen oft Kinder hinter mit her, die "one birr, give one birr" riefen. Oder "I am hungry, give me one birr". Am Anfang hatte ich das Gefühl, jedem dieser Kinder etwas geben zu muessen. Das hat sich allerings sehr schnell gegeben. Viele der Kinder probieren einfach nur, ob sie so leicht an Geld kommen.
Die Strassen in Addis sind, wenn ueberhaupt, nach den Ländern Afrikas benannt. Die meisten Strassen haben allerdings keinen Namen. Will man irgendwo hin, ist es sowieso sinnvoller, dem Taxifahrer den naechsten Platz oder ein markantes Gebauede oder Hotel zu nennen. Ein richtiges Stadtzentrum gibt es nicht. Der riesige Abiott-square wurde frueher fuer Millitaetparaden genutzt. Heute nur noch zum Fussballspielen. Die Strasse am Platz ist 14spurig.
Ohne Ampel ist das Überqueren echt ein Abendteuer!


Die Piazza lässt die kurze italienische Besatzung deutlich werden. Die Häuser sind reich verziert und erinnern weniger an Afirka, als an Kolonialbauten von Europäern. Hier gibt es viele teure Restaurants und Pizzerias. Teuer heisst, dass die Gerichte mehr kosten als 15 Birr (ca 1,50 Euro).
Meine eigentliche "Heimat" war aber am Siddist Kilo (sechster Platz) Dort wurde ich in der Bäckerei erkannt, im Internetcafe hat mir die Besitzerin ein paar Worte amharrisch begebracht (semisch mano?) Oder der Sprease Shop neben dem Krankenhaus. Eigentlich eine Art Tante Emma Laden, aber auch Restaurant und Treffpunkt. Sprease (Fruchtpueree geschichtet im Glas) war eigentlich jeden Tag ein Muss. Injerra (DAS Nationalgericht) gab es natürlich auch. Und wenn jemand Makyato oder Chai haben wollte, ging Gisi (die Besitzerin) einfach nach nebenan ins Cafe und hat das gewünschte Getränk geholt. Trinken durfte ich selbstverständlich im Spreaseshop.