26.09.2006

Der sonnige Norden ruft!

Wieder Aufstehen mit Wecker, wir wollen schnell Richtung Norden fahren. Bei Ezy bekommen wir unseren Daihatsu, in einem unwiderstehlichen türkis. Hanna fährt. Immerhin sollte sie die Stadt kennen. Wir sind schnell aus der Stadt raus und fahren auch schon auf dem Highway 1 nach Norden. Typisch neuseeländisch sieht die Landschaft aus. Weiche grüne Hügel und Schafe. Dazu die Häuser und Autos. Das tut total gut, wieder hier zu sein. Und vor allen, raus aus der Stadt. Am frühen Nachmittag sind wir im Kaurimuseum. Dort ist alles über die Bäume ausgestellt und auch einiges darüber, wie es früher in den Holzfäller und Gum-Digger Orten zugegangen ist, zu lesen. Ein nachgebautes altes Hotel steht Model für das komplette Leben in der Stadt. Und immer wieder Kauri. Hier mal eine Tür, dort mal eine Kommode oder ein Tisch.
Alte Maschinen laufen hier auf Hochtouren und wir können Puppen beim Sägen zusehen. Wirklich beeindrucken ist der Gum-Room. Dort ist das Kaurigum ausgestellt. Eine Art Bernstein, der in Klumpen gefunden werden kann, die einige hundert Gramm schwer werden können. Ich hatte wirklich das Gefühl plötzlich im verschwundenen Bernsteinzimmer zu stehen. Überall leuchtete es mir in den verschiedensten Braun-Gelb-und-Honig-Farben entgegen.
Weiter geht unsere Reise Richtung Norden. Bei Woolworth in Dargaville kaufen wir ein. Heute abend gibt es Ku
mara und Gemüse. Den Abend verbringen wir in einem Farmbagpacker in Kaihu. Total niedlich. Die Abfahrt ist wirklich steil (österreichisch und deutsch) Die Küche mäßig gemütlich und unser Dorm okay. Aber die Atmosphäre stimmt. Die Farm bietet die Möglichkeit einen kurzen Spaziergang zu machen. Wir machen diesen einmal im hellen, mit Aussicht und einmal bei Dunkelheit, um die Milliarden von Glühwürmchen zu bewundern. Die beiden Aussies, die wir kennenlernen gehen etwas später los und treffen ein Possum. Sofort, als sie uns davon erzählen, sind wir auch wieder auf dem Weg. Und tatsächlich: dort mitten im Wald flitzt einer dieser kleinen Kerle umher. Erst will er sich nicht zeigen, aber dann huscht er doch durch den Schein unserer Taschenlampen. Total niedlich!


Am nächsten Tag fahren wir vom Regen begleitet eine halbe Stunde zum Kauriwald. Wir machen eine kurze und zwei gaaaanz kurze Wanderungen. Neben dem Vater des Waldes haben wir die 4 Schwestern gesehen. Und merke: The feeding roots of Kauritrees are shallow and delicate... Also nicht vom Weg abkommen!!! Das ist auch unmöglich, denn der meiste Teil ist als Boardwalk ausgelegt. Das laufen ist angenehm und die Fotos werden das übrige tun. Die Bäume sind beeindruckend riesig. 16,4m soll der Stamm im Umfang messen. Echt der Wahnsinn. Mittlerweile ist das Wetter besser geworden und die Sonne lugt zwischen den Wolken hervor. Nach unseren Waldspaziergängen (es ist schon Mittag) fahren wir noch mal schnell zurück, weil wir das Essen vergessen haben. Dann geht es wieder nach Norden. Im Blabla Café in Kataia trinken wir Tee und freuen uns über unser wunderbares Leben. Jetzt sind wir auf dem „einspurigen“ Twin-Coast-Discovery-Highway. Also es gibt nur noch einen Hiway, der nach Norden führt. Der Bagpacker, den wir eigentlich wollten ist ausgebucht. Also fahren wir nach Pukenui. Wieder ein Farmbagpacker. Alles ist herrlich sauber und wir haben sogar eine Heizung im Zimmer. Die Aussicht über die Farm ist unbeschreiblich neuseeländisch. Und die Hosts sind super freundlich.



Als wir aufstehen, hängt der Nebel noch tief auf den Weiden. Aber die Sonne scheint und wir freuen uns auf Cape Reinga. Schnell sind die Sachen gepackt und die restlichen Nudeln von gestern gegessen. Dann fahren wir auch schon wieder nach Norden. Diesmal haben wir hoffentlich nichts vergessen. Schneller als erwartet kommen wir am Cape an. Juhu, wir sind alleine hier. Die Sonne strahlt und die Ozeane rauschen. Es ist so friedlich hier. Auf dem Wegweiser fehlt nur das Schild nach Hamburg. Das bauen wir uns selber... Wir sehen das Nordkap, das Ende der neuseeländischen Welt und danach kommt nichts. Nur noch Wasser für unvorstellbar lange Zeit. Als die ersten Touristenbusse kommen, machen wir uns auf eine kleine Wanderung zum Cape Maria van Diemen. Der Hinweg geht eine Stunde bergab... Unten sitzen wir eine Weile am Strand und gucken den Wellen zu. Es riecht nach Meer und alles ist wunderschön. Der Rückweg ist einigermaßen anstrengend, aber trotzdem war der Spaziergang jeden Meter bergauf wert. Jetzt geht es wieder nach Süden. An der nördlichsten Tankstelle Neuseelands mieten wir Sandboards und fahren zu den Giant Sand Dunes. Dort müssen wir bestimmt 15m hochlaufen. Und zwar annähernd senkrecht. Es ist warm, aber die Aussicht großartig. Und dann kommt der Beste Teil. Wir rutschen auf den Boards die Steilwand hinunter. Wow, das macht voll Spaß!!!! Es ist schon relativ spät am Nachmittag und wir haben uns die Kahoe Lodge ausgesucht. Wieder ein Farmstay. Da wir vermutlich später als die normalen Bagpackers ankommen, rufen wir bei Stefano, einem einheirateten Italiener an. Kein Problem, wenn wir ankommen, wartet schon eine frische Pizza auf jeden. Und vermutlich auch eine schöne Dusche. Am 90-Mile-Beach machen wir einen kleinen Spaziergang. Der 90-Mile-Beach ist eigentlich nur 90km lang und eine Straße. So richtig mit Straßenschildern und Speedlimit. Nur Mietwagen dürfen dort nicht fahren, weil immer wieder Autos im Sand versinken und dass wollen die Vermieter lieber nicht. Hanna und ich gehen zu Fuß. Wir planschen mit den Füßen durch die tasmanische See und sammeln ein paar Muscheln. Wir fahren eine Weile durch die Dunkelheit und siehe da, irgendwann taucht ein kleines Schildchen auf und wir sind an unserem Ziel für heute Nacht angekommen. Das Bagpackers ist das allerschönste, das ich jemals bewohnt habe. Stefano gradet uns zum Freundschaftspreis up, der Dorm ist soooo voll (mit drei Leuten). Nach einer wirklich notwendigen Dusche (die halbe Düne ist jetzt weggespült...) bekommen wir eine der weltbesten Pizzen in NZ serviert. Hanna und ich sitzen noch eine ganze Weile in der urgemütlichen Küche und gucken im blauen Ordner nach Wanderungen, die wir morgen unternehmen können. In unserem Twin-Room sind die Betten wahnsinnig gemütlich und haben sogar Heizdecken. Stefano hat in einer Garage einen Fußballraum eingerichtet. Trikots, Fahnen und Wimpel hängen an den Wänden. Auch die Pizzen sind nach Fußballspielern benannt. Wir haben es hier also mit einem wirklichen Fußballfan zu tun. Es ist alles sooo liebevoll hergerichtet, dass es uns morgen bestimmt schwerfallen wird wieder zu fahren.





Nach einer erholsamen Nacht wachen wir mit strahlendem Sonnenschein auf. Vor der Terassentür sitzt eine Katze und nach dem Frühstück lernen wir noch die Wollschweine und den Welpen kennen. Alles ist bei Sonne noch viel schöner. Stefano empfiehlt uns noch eine andere Wanderung. Ein ganz leichter Weg, circa 3 Stunden, return. Okay, das klingt total gut. Also machen wir uns auf zu Duke’s Nose. Mit dem Auto fahren wir ca. 5 Minuten und schon können wir loswandern. Es gäbe sogar die Möglichkeit in einer DOC- Hütte zu übernachten. Über Weihnachten und Neujahr soll die Hütte immer schon Jahre im Voraus ausgebucht sein. Schon nach kurzer Zeit im Busch, wissen wir warum. Die Landschaft ist unglaublich neuseeländisch. Grün in allen Schattierungen und leider auch die eine oder andere Spinne, die ihr Netz quer über den Weg gespannt hat. Spinnenweben sind bestimmt gut für die Haut...
Nach ungefähr einer Stunde sind wir an einem kleinen Fluß angekommen. Schuhe aus und durch. Hier hätten wir auch baden können. Aber so warm ist es dann doch noch nicht. Im Sommer muss es hier einfach himmlisch sein. Nach weiteren zwei Stunden (so viel zum Thema drei Stunden return) sind wir da. Die letzten Meter müssen wir eine Felswand hochklettern. Und zwar senkrecht! Das DOC hat netterweise Ketten in den Fels geschraubt. Ich erlebe meine erste wirkliche Klettertour und dann sind wir oben. Wow! So eine Aussicht hätte ich nicht erwartet. Wir können die Ostküste bis zur Bay of Island im Süden und bis Doubtlessbay im Norden sehen.
Eine ganze Weile genießen wir die Sonne und die Aussicht. Wir haben auf dem ganzen Weg keinen einzigen Touristen (oder Local) getroffen. So alleine sind wir hier auf der Welt. Der Rückweg beginnt wieder steil, diesmal bergab. Dank der Kette ist es aber gar nicht so schlimm. Nach ungefähr 6 Stunden sind wir wieder am Auto angelangt. So ganz stimmte die Zeitangabe von Stefano wohl nicht, aber jede Minute, die wir gelaufen sind, war eine schöne.
Wir würden wirklich gerne einen Tee trinken gehen, aber das Café hat leider zu. Wir fahren weiter und kaufen in einem Dairy ein, weil wir nicht damit rechnen nach Kerikeri zu kommen. Plötzlich stehen wir vor dem ältesten Steinhaus und ältesten Holzhaus Neuseelands. Beides stammt aus dem späten 19. Jahrhundert. Das ist also alt hier ;-)
Unser letzter Bagpacker ist wieder eine Farm. Sie liegt etwas abseits des Highways in Whangaruru. So fahren wir bei dunkelster Nacht durch die Einsamkeit. Die Straße ist nicht asphaltiert und hier scheint kein Mensch zu leben. Kilometerlang kommt uns nichts und keiner entgegen. Irgendwann kommen wir an einer Kreuzung zum Stehen und lesen erstmal Karte. Mitten auf der Kreuzung. Zum Glück kommt kein anderes Auto. Dann dauert es nicht mehr lange und wir haben unsere Unterkunft gefunden. Etwas wuseliger und chaotischer als die anderen Bagpackers. Die Küche ist eine Gemeinschaftsküche für die Familie, die dort wohnt und die Bagpackers.



15.09.2006

Wieder zu Hause oder so...

Der Flug nach NZ war beschaulich. Ich hatte einen wahrhaft genialen Platz in der vorletzten Reihe mit reichlich Beinfreiheit und einem kurzen Weg zum Klo.
Sämtliche Zwischenlandungen waren komplikationslos und ich bin nach vielen Stunden leicht gerädert in Auckland gelandet.
Der Rest war wie nach Hause kommen. "Ach hier war ja..." und "Da habe ich schon mal..."
Die Tage in Tauranga waren noch mehr wie zu Hause. Sue hat großartig gekocht. Wir haben Bilder angeguckt, ferngesehen und einen Vormittag bin ich ins Krankenhaus gefahren und habe ich vorgestellt. Das alleine war sehr lustig, denn Danya Moody (die Personalfachfrau) guckte etwas ungläubig, als ich ihr erzählte, dass ich aus Germany komme. Sie hat erst geglaubt, ich sei extra aus Deutschland nach NZ geflogen, um mich im KH vorzustellen. Soweit geht die Liebe dann doch nicht.
Mein Ausflug zum Mount war wunderbar. Das Wetter großartig, nicht zu warm, nicht zu kalt. Strahlender Sonnenschein, blauer Himmel, weißer Sand, grünes Gras - Neuseeland eben.
Sue hat mir ihr Auto gegeben. Ich bin zum ersten mal in meinem Leben mit Schaltung auf der linken Seite gefahren. Und es war kein Problem. Sicher ein bißchen gewöhnungsbedürftig... Und die Scheibenwischer-Blinkung funktioniert immer noch nicht. Da müssen die Autobauer noch dran arbeiten.
Bevor ich wieder zu Hanna gefahren bin, habe ich noch einen Abstecher nach Taupo gemacht. Dort habe ich eine ehemalige Schulkameradin getroffen. Leider hat das Tongariro-Crossing nicht geklappt, das Wetter...
Dafür bin ich auf dem Rückweg in Taupo zu den Huka-Falls gelaufen. War wirklich sehr schön!

12.09.2006

Dubai

Morgens mache ich mich auf in die Stadt. Der Stadtplan aus meinem Reiseführer ist absolut beschissen. 80% der Straßen sind nicht drin. Na super!!! Ich laufe in glühender Hitze, möglichst immer im Schatten, am Creek entlang und dann über die Brücke auf die andere Seite. Auf einer Bank im Schatten ruhe ich ein wenig aus. Ich bin dank eines Umweges fast 2 Stunden gelaufen. Ich war nach 5 Minuten derart nass geschwitzt. Unglaublich!!!! Nach einer weiteren halben Stunde Laufen bin ich kurz vorm Museum. Das Museum besteht aus einem alten und einem neuen Teil. Der alte Teil ist ohne, der neue mit Klimaanlage. Beide sind sehr schön gemacht. Jeder auf seine Art. Ich sehe ein typisch emiratisches Haus und ein Schiff und eine Küche und einen Wachtturm. Im neuen Teil sind die “neuen” Emirate ausgestellt. Wie das Leben heute ist und alles mögliche an Naturdingern. Also, Tiere und Pflanzen, Wasser und Wüste, Beduinen und Scheiche. Wirklich schön gemacht. Ein ganz merkwürdiger Typ folgt mir. Sogar als ich schon aus dem Museum raus bin. Ich flüchte vor ihm in einen Supermarkt. Kurze Zeit später ist er weg. Puh! Ich laufe eine Weile durch das alte Viertel. Finde aber dank Reiseführer den Souk nicht. Supi... Aber lauter andere schöne Häuser und Gebäude. Einige haben noch die alten Windtürme und brauchen angeblich keine Klimaanlage. Wer’s meint. Ich könnte hier nicht ohne Air-Con!!!
Zum Abendessen gibt es libanesisch. Besonders der Salat ist lecker. Petersilie mit Tomate und Chilli. Ich bin begeistert. Allerdings schocken mich die Preise. Ich hatte wieder Äthiopien erwartet...

In den folgenden Tagen sehe ich mir die verschiedenen Souks an. Leider stand in meinem Reiseführer nicht, dass die Souks erst um 9.00 bzw. 10.00 Uhr öffnen. Ich sitze eine ganze Weile nichtstuend davor und warte. Der Hauptsouk ist nicht so spannend. Mir gefällt der Gewuerzsouk. Auch der Goldsouk ist beeindruckend. Gold in Kilogramm... Aber es sieht mehr nach Massenware aus. Ich wollte hier eh nichts kaufen. Im Gewuerzsouk gibt es wieder alle Gewürze zu kaufen, die ich jemals gerochen habe. Die Verkäufer sind nervig. Ich will in keinen Shop reingehen und nichts kaufen. Ich will einfach nur gucken. Und ich will mit keinem Tee trinken. Der Eintritt ins Stadtmuseum ist frei (dafür hätte man auch nichts verlangen dürfen...). Viel zu sehen gibt es nicht. Ein paar Bildertafeln erzählen, wer die ersten Straßen gebaut hat, wann der erste Souk eröffnet wurde und wie das Regierungssystem aufgebaut ist.
Nach den Souks gehe ich in einem kleinen Café einen Cocktail (gemixten Fruchtsaft) trinken. Dann gehe ich weiter durch die Stadt. Immer wieder stehe fasziniert vor einem Luxusauto oder einem Lastenfahrzeug mit Menschenbetrieb. Mit einem der traditionellen Boote fahre ich über den Creek und laufe eine Weile durch die Altstadt. Ein kleiner Ausflug zum Hafen rundet den Tag ab. Zum Abendbrot bestelle ich in einem syrischen Restaurant etwas, von dem ich nicht weiß, was es ist. Bohnen in Joghurtsauce. Naja kann man essen. Der Salat, den ich dazu bekomme ist lustig. Die Peperoni sind scharf und als Sauce gibt es nur eine halbe Zitrone. Ich durfte übrigens nicht unten sitzen, dort ist nämlich für Männer reserviert. Ich kann diese zwei-Klassengesellschaft nicht leiden. Was macht Männer so besser?
Ich bin satt von dieser Welt und ich freue mich auf NZ!

11.09.2006

Wieder unterwegs

Ich habe es gewagt und bin am 11. September geflogen. Und was ist passiert? Nichts natürlich!

Der Flug ist okay. Ich versuche nicht zu schlafen. Gar nicht so spät für MESZ sind wir in Dubai. Die Crew war unglaublich nett. „Meine Stewardess“ war Australierin und ich war wieder in meinem Englisch.
Angekommen in Dubai, bekomme ich einen kleinen Schock beim Aussteigen. Es ist kurz nach Mitternacht und 35° bei 80% Luftfeuchtigkeit. Mir ist heiß und ich frage mich, wie ich die nächsten Tage überleben soll. Schnell habe ich meinen Stempel und meinen Rucksack. Der Zoll scheint heute Nacht nicht mehr zu arbeiten und so bin ich kurze Zeit später in Dubai. Nach kurzem hin und her habe ich ein Taxi gefunden und bin auf dem Weg zum Hotel. Ich kann blitzschnell einchecken und noch Wasser kaufen. Die schlechte Bewertung kann ich nicht nachvollziehen. Ich glaube, ich hatte äthiopische Verhältnisse erwartet und habe europäische bekommen. Aber auch europäisch ist es gar nicht schlecht. Ich habe ein großes Zimmer, Bad und Fernseher. Morgen früh ab 7.00 gibt’s Frühstück. Ich dusche kurz und genieße die Kühle der Klimaanlage

08.09.2006

Zurück in die Zukunft

Viel zu schnell ist die Zeit in Äthiopien vergangen. Ich habe gar nicht genug Zeit allen lieben Menschen auf Wiedersehen zu sagen.
Aber es muss sein :-(
Zwei Tage bevor ich wieder abreisen muss, ist noch richtig was los gewesen. Zum einen war Mutter-Teresa-Todestag und extra für diesen Anlass wurden zwei Kühe geschlachtet. Leider war der Gulli im Innenhof solche Flüssigkeitsmengen, wie das Bultvolumen einer Kuh nicht gewohnt und das Blut lief so über den Hof. Und man kann eine ganze Kuh essen! Es muss nichts übrig bleiben. Und wenn ich sage nichts, dann meine ich auch nichts. Sogar das Periost wird gegessen.
Zum anderen gab es abends mal wieder Stromausfall. In Addis kam der Strom immer schnell zurück. Nur an diesem Abend nicht. So haben wir gemütlich bei Kerzenschein in der Küche gesessen. Bis, ja bis uns die Nachricht ereilte, dass am Arat-Kilo (also zwei Plätze weiter) gerade zwei Soldaten erschossen wurden.

Ich verlasse das krasseste Land, das mir je begenet ist mit einem lachenden und einem weineneden Auge. Ich bin froh dagewesen zu sein und werde vieles total vermissen. Auf der anderen Seite freue ich mich darauf, all meine Erlebnisse erzählen zu können.

Der Flug geht knapp an einer Katastrophe vorbei. Ich verschlafe die Zwischenlandung in Khartoum. Und zwar total. Ich wache erst auf, als wir schon wieder fliegen und neben mir ein Mann sitzt, der vorher nicht dort gesessen hat. Da die Bordbesatzung KEIN Englisch kann, gebe ich es auf nach mehr Wasser zu fragen. In Istanbul wird es schon was geben!
Einen ganzen Tag darf ich dann in Itanbul verbringen. Ich fahre mit der Straßen/S-Bahn in die Stadt und laufe etwas verwirrt umher bis ich endlich die blaue Moschee gefunden habe. Sieht schon schick aus. Nach einem kurzem Abstecher ins Museum (das Anstehen hat ungefähr 90 Minuten gedauert) mache ich mich wieder auf den Rückweg. Ich fühl mich komisch...
Mein erster Weg am Flughafen führt zum Klo, der zweite, dritte und vierte auch. Dann schaffe ich es schnell durch die Sicherheitskontrolle, um dan wieder auf's Klo zu gehen.
Den Flug überlebe ich dank eines peripher wirksamen Opioids *Loperamid sei Dank* (Loperamid ist Euch Nicht-Medizinern vielleicht bekannt als Immodium)
Zuhause angekommen will ich nur noch duschen, die Flöhe und Wanzen loswerden und auf ein richtiges Klo gehen. Klappt alles wunderbar. Mein ganzer Körper ist von Flohstichen überseht. Die Wanzen haben sich nur an den Beinen aufgehalten. Wanzenstiche werden bei mir zu dicken Blasen und wenn die platzen, dann ist mein Bein offen :-(
Das Ankommen an sich war merkwürdig. Ich wusste zwar, was ich zu erwarten hatte, aber mein Bauch hat anderes erwartet. Die ersten male einen Lichtschalter bedienen, brachten bei mir die Frage auf "geht es, geht es nicht, wird es lange anbleiben oder die ganze Zeit flackern?" Oder beim Wasserhan aufdrehen " kommt Wasser? wieviel? Warm? Reicht es für eine Dusche?"
Eigentlich total normale Dinge... Im Nachhinein bin ich dankbar, dass ich es auch mal anders kennengelernt habe. Und wie schnell das geht, dass ich mich an äthiopische Standarts gewöhnt habe.
Nach einigen Tagen in der High-Tech-Welt, sind meine Lamblien (kleine niedliche Dramparasiten) auch tot und ich bin wieder vollständig hergestellt, um mich au die nächste große Reise vorzubereiten!

05.09.2006

Lalibela - UNESCO Weltkulturerbe

Ich wusste es nicht, aber es stimmt. Lalibela ist Weltkulturerbe. Zu Anfang hätte ich es nicht dafür gehalten. Das Dorf kam unfreundlich an. Es hat geregnet, alles war unendlich teuer und alle wollten für alles Geld haben. Oder Süßigkeiten, Schuhe, meinen Rucksack, meine Jacke, Kugelschreiber...
Unser Hotel ist auch nur mäßig schön. Immerhin ist der Nachttopf hier "sauber". Aber der Rest hält sich in Grenzen.
Nach einer kurzen Essenspause (hab schon wesentlich besser gegessen!!!) wollen wir den Rest des Tages ausnutzen und zu den Kirchen gehen. Kostet natürlich wieder Eintritt. Aber dieses mal war ich drauf gefasst. 100 Birr ist schon eine Menge Geld. Die Karte ist drei Tage lang gültig. Doch so lange will ich nicht hier bleiben. Martina geht es ähnlich. Wir versuchen bei Ethiopian Airlines einen Flug nach Addis zu buchen. Leider gibt es hier seit mehreren Tagen keine Telefonverbindung mehr. Strom ist auch so eine Glückssache. Aber Wasser ist überall vorhanden. Zum Beispiel auf dem Fussboden in unserem Hotel, auf den Straßen, auf dem Weg zur Kirche und einfach überall. Kein Wunder, es regnet...
Da es schon spät ist, haben wir nur die Gelegenheit die Bet Alehem Kirche anzugucken. Wir sind die einzigen Besucher und ich bin hin und weg. Ich weiß gar nicht, wie ich die Kirche beschreiben soll.
Die Kirchen hier sind alle in den Felsen reingehauen. Das Dach ist das eigentliche Erdboden-Niveau und alles was nicht zur Kirche gehört, haben die Kirchenbauer rausgehauen. Man muss also eine Art Treppe hinunter gehen, um zum Eingang zu kommen.
Alleine die Treppe ist ein Abenteuer. Es ist glitschig und rutschig und überall sitzen Bettler. Nicht dass das was besonderes wäre, aber die Menschen, die hier sitzen sind zum Großteil so grauenvoll verkrüppelt, dass ich gar nicht weiß, ob ich hinschauen mag.
Unsere Kekse sind schnell verteilt. Dann kaufen wir eben neue.
Die Kirche selber ist sehr schlicht von innen. Drei Reihen Fenster übereinander. In jedem dieser Fenster ein anderes Kreuz. Und alles von einer flackernden Neonröhre beleuchtet. Der Mönch zeigt uns viele Gemälde, die einfach si an die Wand gemalt wurden sind und leider schon sehr mitgenommen aussehen. Dann posiert er (gegen Geld...) mit Kreuzen und der Bibel für ein Foto. Gut, er verdient so seinen Lebensunterhalt.
Den Abend verbringen wir frierend im Hotel. Es regnet und dank der 2800 m ist es recht frisch. Zumindest in ständig feuchten Klamotten.
Der nächste Tag beginnt etwas trist. Mit strömendem Regen. Ethiopian Airlines kann uns keine wirkliche Auskunft geben, da es immer noch kein Telefon gibt. Ein paar Jungs machen uns das Leben zur Hölle und am liebsten würde ich einfach stehen bleiben und darauf warten, dass mich jemand abholt und zwar mit einem Flugzeug. Aber das passiert natürlich nicht. Einen besonders schlimmen Regenguss verbringen wir im Seven Olives Hotel. Statt meines geliebten Sprease bekomme ich Kaffe und Tee gemischt. Na super! Trotz anfänglicher Giga-Zweifel schmeckt es ganz gut.
Gegen Mittag hört der Regen auf und Martina und ich sind in ein anderes Hotel umgezogen. Jetzt wollen wir die Zeit in Lalibela ausnutzen und die Kirchen angucken.
Als erstes laufen wir zur Bet Georgyis. Die bekannteste von allen. Jetzt im Sonnenschein ist der ganze Ort plötzlich viel freundlicher und schöner...
Wir gehen bergab durch das ganze Dorf und stehen plötzlich vor einem Abhang. Dort ist sie!
Die Kirche ist ein wahres Prachtstück. Der Mönch führt uns einen schmalen Gang hinunter zur Kirche. es ist glitschig, aber machbar. Dann stehen wir vor der Eingangstür. Das ganze kommt mir vor wie ein unwirklicher Traum. Ich stehe in einer Kirche, die so genial gebaut ist, dass ich es gar nicht begreifen kann.

Noch in höheren Sphären schwebend laufen wir durch den Ort zurück zum nördlichen Kirchenkomplex. Dort warten mehrere Kirchen darauf gesehen zu werden. Langsam denke ich, dass zwei Wochen in Lalibela vielleicht ganz sinnvoll gewesen wären. Aber zwei Tage... Viel zu kurz! Durch Geheimgänge laufen wir zu anderen Kirchen. Es ist unglaublich, aber alle Kirchen sin durch Gänge, Treppen und Tunnel miteinander verbunden. Der Reiseführer munkelt, es waren am Anfang keine Kirchen, sondern Verteidigunsanlagen. Sollte das so gewesen sein, dann haben die Äthiopier die allerschönsten Verteidigungsanlagen dieser Welt gebaut.
Wir schaffen es nicht alle Kirchen anzugucken. Ich glaube, dann würde ich auch vor neuen Eindrücken platzen. In meinem Kopf fallen lauter Bilder durcheinander. Aber eine Sache weiß ich sicher: mit Lalibela bin ich versöhnt. Mit den Kirchen hat das Dorf mehr als genug zu bieten und ich will unbedingt wieder hin, um in Ruhe noch mal das eine oder andere Detail anzusehen. Und ich möchte unbedingt noch zu den Klöstern im Umland.
Auf dem Weg zum Hotel gehen wir kurz in den Supermarkt. Die Auswahl ist nicht groß. 3 Sorten Ananas aus der Dose, Wein, Bleichcreme, Nagellack und ein Schokoriegel liegen einsam in den Regalen. Leider hat die Verkäuferin kein Wechselgeld. Wir wollten 7 Birr mit einem 10-Birr-Schein bezahlen...

Dann eben keine Schokolade! Wir bummeln gemütlich durch die Souvenirläden. Ich finde ein paar schöne Andenken und freue mich über die Ehrlichkeit des Händlers. Ich wollte auf keinen Fall wirklich alte Kreuze kaufen. Und nach ein bißchen Herumdrucksen sagt er mir, wie alt die Kreuze wirklich sind.
Da wir ja im Supermarkt nichts einkaufen konnten, müssen wir essen gehen. Ich habe auch schon wieder Injerra-Hunger! In einem wunderbaren Restaurant (beim Klo gab es sogar einen Eimer mit Wasser) gibt es richtig gute Injerra. Da wieder Fastentag ist, fasting: komplett ohne tierische Produkte. Aber trotzdem sehr lecker!

Kaum sind wir im Hotel, klopft es ganz laut an die Tür. Erst wissen wir nicht so richtig, ob wir aufmachen sollen oder nicht. Entschliessen uns dann aber für ja.
Ein paar Männer haben eine Mitfahrgelegenheit für den nächsten Tag organisiert. Okay, wir haben sie nicht darum gebeten und kennen sie nicht, aber wir werden uns die Sache morgen mal angucken.
Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt!
Alles läuft, aber anders als geplant. Die Mitfahrgelegenheit ist okay, aber wir haben morgens noch ewig Zeit, also sehen wir uns eine Feier in der Bet Alehem Kirche an.
Alleine dafür hat sich die ganze Reise gelohnt. Irre!
Hunderte von Menschen sitzen, knien, liegen, stehen in der Kirche. In der Mitte singen und Trommeln die Priester. Einige der Besucher singen, andere schlafen und wieder andere lesen in der Bibel. Und ich bin mittendrin! Ich! Ich fühle mich so reich beschenkt.
Fast zwei Stunden hocken und stehen wir auf dem Steinfußboden. Dann ist die Zeit des Aufbruchs da. Wir schweben aus der Kirche und laufen schnell zum Treffpunkt. Wieder alles anders!
Aber das Ende vom Lied ist, dass wir mit einer sehr netten Familie im Privat 4WD nach Addis fahren. Es sind die Besitzer der 7 Olives Hotel.
Nach 14 Stunden Fahrt sind wir Addis schon deutlich näher. Die Nacht verbringen wir im Hotel. Sehr hübsch. Ein paar Frösche drin, aber sonst sehr sauber.
Je länger ich in Äthiopien bin, desto weniger will ich wieder weg!
Nach einer weiteren 10 Stunden Autofahrt sind wir in Addis. Die Fahrt war sehr angenehm. Das einzig aufregende war der einzige Tunnel in Äthiopien. Mussolini-Tunnel. Wer den wohl gebaut hat? Das Durchfahren funktioniert so: Der Tunnelwärter gibt das Signal zum Fahren, dann muss man gucken, ob irgendwer oder irgendwas im Tunnel ist, wenn das nicht der Fall ist: Losfahren und niemals anhalten, denn der Untergrund ist so weich, dass man nie wieder rauskommen würde.
Am späten Nachmittag sind wir in Addis. Und ich fühle mich wieder wie zu Hause. Sprease trinken im Sprease-Shop und Injerra essen.

04.09.2006

Von Axum nach Lalibela

Morgens geht es früh los. Nachdem wir etwa 20 Minuten im Innenhof eingesperrt waren und dann endlich den Nachtwächter geweckt hatten, konnten wir durch die Dunkelheit zum Busbahnhof laufen.
Es ist ein bißchen gruselig in der dunklen Stadt zu sein. Am Busbahnhof ist noch nichts los. Wir sitzen eine Stunde vor dem verschlossenen Tor und warten. Im Laufe der Zeit sammeln sich die Menschen vor dem Tor. Irgendwann kommt die "Security" und schliesst auf. Ein Minibus kommt vorbei. Der Karten-Mann schreit in einer unglaublichen Geschwindigkeit "AdwaAdwaAdwaAdwaAdwaAdwaAdwaAdwaAdwaAdwa...." Dieser Bus soll also nach Adwa fahren... Wir wollen aber nach Mek'ele (wer es aussprechen will: das k wird geklickt, ich musste lange üben, kann es aber jetzt aussprechen)
Die Busfahrt ist afrikanisch. Außer einer kleinen Panne passiert nichts außergewöhnliches. Wir sind ca 12 Stunden unterwegs und kommen spätnachmittags in Mek'ele an.
Wir gucken uns die Stadt und den Palast von Kaiser Yohannes an. Der Palast hat auch schon bessere Zeiten gesehen. Schade eigentlich. Es wäre beschützenswert.
In einem Cafe trinken wir Chai. Hier läuft ein Fernseher WOW! Pro 5 Minuten ist eine 1 Minute ein Bild zu erkennen. Mit Hilfe unserer Tischnachbarn finden wir heraus, dass Somalia sich mit dem Einmarsch äthiopischer Soldaten nicht so richtig zufrieden zeigt und Äthiopien jetzt den Krieg erklärt.
Ein bißchen unheimlich... Ein bißchen sehr unheimlich!
Aber an Wegkommen ist nicht zu denken. Also am besten gar nicht denken und einfach den Tag genießen. Mek'ele ist wieder sehr wuselig. Der Markt ist schon zu Ende als wir ankommen. Bei einer Frau an der Straße kaufen wir Mangos und Guaven. Jeweils 1 Birr pro Obstsorte. Das reicht auf jeden Fall für Frühstück und Mittagessen morgen.
In einem kleinen Restaurant essen wir - was wohl - Injerra. Nicht so lecker. Die Ziege deren Fleischreste in der Sauce waren, muss eine Greis-Ziege gewesen sein.
Unser Hotel "Green-Hotel" liegt zum Glück dem Busbahnhof gegenüber. So haben wir morgen nicht mehr so weit zu laufen.
Am nächsten Morgen das obligatorische Frühaufstehen. Um fünf Uhr am Busbahnhof sein, die Reise ist wie immer:
warten, warten und irgendwann zu einem Bus rennen, hoffen, dass es der richtige ist, vor dem Bus warten, reindrängeln, Sitzplatz sichern, hinsetzen, warten, warten und losfahren, Panne haben, warten, weiterfahren, Mittagspause, weiterfahren, Panne, warten, weiterfahren, Checkpoint, warten, weiterfahren, ankommen. Und immer lächeln, denn das Leben ist schön!

Spät nachmittags sind wir in Weldiya. Dort ist eine Straßenkreuzung. Ein Weg führt nach Lalibela, der andere nach Addis. In einem Café gehen wir Ambo (Mineralwasser) trinken und suchen uns dann ein Hotel. Das Hotel ist direkt gegenüber des Busbahnhofs. Wrkt erst ein bißchen eklig, so als könnten wir es auch nur für ein paar Stunden mieten... Aber da wir uns anmelden müssen, kann es nicht so schlimm sein. Es gibt sogar eine Dusche. Und noch viel toller: wir haben sogar ein paar Tropfen Wasser. Irre!!! Ich genieße das frische Wasser und dann geht's los in den Ort. Inzwischen ist es Abend und wir gehen Injerra essen. Sehr köstlich!!!
Zum Nachtisch gibt es nebenan noch Tee und Erdnüsse.
Erdnussverkäufer gibt es im ganzen Land. Und zwar ganz schön viele. Kinder von 4 bis etwa 12 laufen mit Plastikschüsseln herum in denen schon geschälte Erdnüsse sind. Abgemessen wird mit einem Flaschendeckel. Ein deckelvoll kostet 20-60c, je nach dem wieviel Faranji-Aufschlag ich bezahlen muss.
Zum Glück sind Martina und ich beide müde, so dass wir früh ins Hotel gehen. Zu unserem Nachttopf, der auch schon mal sauberer war...
Glück insofern, weil es bald anfängt wie aus Eimern zu schütten. Mit dem ersten Blitz ist auch der Strom weg. Stromausfälle hatten wir schon häufig, aber so lange hat es noch nie gedauert. Als ich um ca 3 Uhr morgens zum Klo (das am Überlaufen ist) gehe, ist immer noch alles stockfinster.
Morgens ist alles ein einziger Matsch. Es hat die ganze Nacht geregnet. Immerhin gibt es wieder Strom, so dass auf der Straße schon wieder Musik läuft.
Vor dem Busbahnhof warten wahre Menschenmassen. Alle wollen nach Lalibela. Nach einer kurzen Wartezeit von weniger als zwei Stunden nähern wir uns unserem Bus. Es ist so wahnsinnig voll, dass wir zu zweit auf einem Platz sitzen. Vier mal nebeneinander. Also wir sitzen zu acht (plus Gepäck) auf fünf Sitzen. Und es regnet immer schon wieder.
Nach der krassesten Fahrkarten-Abzocke versuche ich ein wenig zu schlafen. Es gelingt nicht wirklich. Von oben tropft nämlich ständig Wasser auf mich drauf. Jedes mal, wenn wir anfahren, bergauf oder bergab fahren gibt es einen kleinen Wasserfall, der mal meine Hose, mal meinen Nacken oder zur Abwechslung mal meinen Arm trifft. Am liebsten würde ich aussteigen und mich mit einem Flugzeug oder Helikopter abholen lassen. Der Mann neben mir möchte unbedingt reden, kann aber fast kein Englisch. Das macht die Sache wenigstens lustig. Immerhin hat er eine großartige Idee. Er stopft unsere Soft-Taschentücher in die Löcher in der Decke. Jetzt ist das Dauertropfen weg. Schlafen kann ich trotzdem nicht. Die Straße ist eine historisch wertvolle. Original aus der Steinzeit und nie repariert. Bei einer Reifenpanne müssen wir aussteigen, der Bus wäre sonst zu schwer. Auch das Überqueren von Wasserlöchern = Pfützen muss der Bus passagierfrei vornehmen. Zum einen wegen des Gewichts, zum anderen, weil die Fahrgäste eine Brücke durch das Wasser bauen müssen, damit der Bus voran kommt.
Als wir nach vielen unfreiwilligen Pausen in Lalibela sind, kann ich nachvollziehen, warum in meinem Reiseführer stand, dass auch eine Reise mit dem Bus einer Pilgerwanderung gleichkommt. Busfahren kann ja so anstrengend sein.
In Lalibela erwartet uns nichts als Regen und eine Horde von Kindern, die uns alle unser Hotel, Souvenirshops, Höhlen und all sowas zeigen wollen.

01.09.2006

Axum und das Bad der Königin Saba

In meiner letzten Woche in Äthiopien, bin ich in den Norden gereist. Morgens ganz früh hat Busche Martina und mich zum Flughafen gefahren. Genau, wir sind geflogen. Die Reise mit dem Bus dauert ca 5 Tage. Der Flug war überraschend komfortabel für äthiopische Verhältnisse. Es gab was zu essen und zu trinken. Erst jetzt beim Fliegen ist mir klar geworden, wie schön dieses Land eigentlich ist.
Der gesamte Norden des Landes ist ein einziger Canyon aus Tafelbergen. Grandios!!!
Da die Nacht sehr kurz war, schlafe ich recht schnell ein und verpasse die Zwischenlandung in Mekele. Erst als wir in Axum landen werde ich wieder wach. Die Sonne scheint und auf dem Rollfeld steht ein UN-Hubschrauber.
Es dauert nicht lange und wir haben unsere Rucksäcke und machen uns auf den Weg in die Stadt. Draußen vor dem Flughafen warten Taxifahrer. Unsere Verhandlungen sind nicht wirklich von Erfolg gekrönt. Mit dem Argument dass das Benzin so teuer ist und auf dem Schwarzmarkt eingekauft werden muss, fordern die Taxifahrer enorm hohe Preise. Okay, wir wollen nicht 17km Laufen...
In der Stadt finden wir ein nettes Hotel. Obwohl wir zwei Mädchen sind, dürfen wir in einem Zimmer übernachten. Schnell richten wir uns ein und machen uns auf den Weg zum Museum. Vorher natürlich noch Chai und Makyato trinken.
Das Museum macht erst Mittags auf. Also bummeln wir gemütlich durch den Ort. Alles ist beschaulich und wirklich sehr einladend. Natürlich laufen immer wieder Kinder hinter uns her, die Geld wollen. Als das Museum aufmacht, sind wir die ersten (und einzigen) Besucher. In etwas tristen Vitrinen mit und ohne Glaswand dämmern Schätze der Menschheit vor sich hin. Uralte Münzen und Schriftrollen, Steintafeln mit Inschriften und hunderte Jahre alte Schmuckstücke.
Nach dieser Kultureinlage geht es weiter zu Kultur zum Anfassen. Die Monolithen.
Riesige Obelisken sind auf einem Feld aufgestellt. Der größte von ihnen, der auch der größte der Welt ist, ist leider umgefallen und zerbrochen.
Unter dem hellblauen Himmer wirken die Säulen majestetisch und schön. Hier und da huscht eine Eidechse vorbei.
Wir sehen das Grab mit der Scheintür und .weitere Gräber. Äthiopien ist eine praktisch vergessene Hochkultur. Der Hochkultur-Teil wird hier nochmal sehr deutlich. Und alles ist hüsch und freundlich gestaltet. Mir gefällt der Ort, der zu den nördlichsten in Äthiopien zählt.
Nach einem wunderbaren Spaziergang über das Gelände beschliessen wir zu einem Grab etwas außerhalb der Stadt zu gehen. Leider wird es äußerst nervig. Eine Horde Kinder fängt an zu singen: "give me money, give me money..." Die erste halbe Stunde halte ich gut aus, dann fängt es an mich zu nerven und nach ca einer Stunde bin ich am Dekompensieren. Auf Bitten reagieren die Kinder nicht, Böses Bak'a Bak'a rufen bringt auch nichts. Ich bin drauf und dran mit Steinen nach diesen Kindern zu werfen. Glücklicherweise sind die Kinder plötzlich, nach eineinhalb Stunden, verschwunden. Und kaum sind die Kinder weg, da sind wir da. Oben auf dem Berg. Auf dem Weg sind wir an Reis und Teff-feldern vorbei gekommen und haben eine Gruppe Bauern bei der Feldarbeit sehen können. Doch der Ausblick, der sich mir hier oben erschließt ist einmalig. In der Ferne liegt Eritrea. Sichtbar, wenn man es denn weiß. Saftiges Grün erstreckt sich unter einem Himmel, der in dem leutensten Blau strahlt. Weite Ebene und neben mir ein Tempel. Natürlich sind wir wieder die einzigen Touris. Der Wärter der Anlage kontrolliert unsere Tickets und zeigt uns die Grabkammern. Nur mit einer in Wachs getränkten Baumwollschnur erkunden wir die Anlage. Die Grabkammer ist eigentlich langweilig. Wären da nicht die kleinen unscheinbaren Details. Unter einer Felsplatte ist ein Hohlraum. Vermutlich ein weiteres Grab, auf einer Steinplatte sind Elfeanten eingemeißelt. Sie waren die Lastenträger beim Tempelbau. Eine Kammer wurde als Kühlkammer genutzt. Heute leben Fledermäuse darin.
Der Rückweg ist deutlich angenehmer als der Hinweg. Erstens geht es bergab und zweitens sind wesentlich weniger Kinder unterwegs.
Abends gehen wir in der Nähe des Hotels DoroWat essen. Statt Injerra gibt es heute "Dabbo" Weißbrot dazu. Köstlich!!!!