28.06.2007

Spannendes Leben im Krankenhaus

laDas Leben im Krankenhaus ist so super spannend! Heute bin ich nichtsahnend, in eine neues Abendteuer gerutscht. Miguel fragte mich, ob ich bei einem Herzecho zugucken wollte. Der kleine Junge, bei dem es gemacht werden sollte, hat vermutlich ein Noonan-Syndrom. Und daher sollten Herzfehler ausgeschlossen werden. Ich habe mir die Umlagerungsaktion in den Transportinkubator angeschaut und war etwas entsetzt von der "Überwachung". Wieder mal gar keine!
Und dann haben eine Interna und ich den Inku durch die Gegend geschoben. Ploetzlich standen wir draussen! *Huch*
Und jetzt? Da kam auch schon der RTW, der uns mitnehmen sollte. So einfach ging das aber nicht. Wir mussten noch auf einen anderen Patienten warten. Neben den Eltern des Babys waren auch noch 2 Aerzte und eine Schwester und ein Angehoeriger des anderesn Patienten mit im RTW. Die Fahrt haette einen kritisch kranken Patienten erst richtig krank gemacht. Ueber Stock und Stein, Kantsteine und haarscharf vorbei an anderen Autos. Ich war froh, dass ich mich am Inkubator festhalten konnte. Die Ausstattung dieses sehr modernen Fahrzeuges hat mich ungefaehr an das erinnert, was jeder in seinem Auto hat: eine Decke, ein kleiner Feuerloescher, Taschentuecher... Okay, Steckdosen und einen Sauerstoffanschluss gibt es nicht in jedem Auto. Sonst gab es in dem RTW nichts !
Nach 20 aufregenden Minuten waren wir am Ziel, einer kleinen Privatklinik. Das Echo ging dann super schnell und raus kam, dass er einen kleinen VSD und einen kleinen Ductus hat. Klinisch ist das Kind aber total unauffaellig! Mal abgesehen davon, dass er in 2 Wolldecken eingewickelt und bei 36,8 Grad im Inku geschwitzt hat. Haette ich aber auch und das ganz ohne Herzfehler.
RTW und andere Fahrzeuge mit Martinshorn haben hier uebrigens keine Sonderrechte. Es sei denn, sie hupen lauter als der Rest. Krank werden moechte ich hier nicht!
Wieder im Krankenhaus hat mich dann die Chefin der Emergencias mitgenommen! Ich war etwas ratlos, bin aber mitgegangen. Ich sollte ihre Sprechstunde mitmachen. Die bringen ihre Kinder hier mit jedem kleinen Scheiss ins Krankenhaus. Es waren mehrere Kinder dabei, die einfach nur eine Erkaeltung hatten.
War wieder mal ein spannender Tag im Krankenhaus!

27.06.2007

Die Welt und ihre Eckpunkte

Equador klingt nicht umsonst, wie Äquator. Ca. 20km nördlich von Quito verläuft die magische Linie. Klar, dass ich dahin musste. Nach dem Hagel-Gewitter-Sturm-Erlebnis letzten Samstag bin ich am Sonntag, bei wunderbarstem Sonnenschein nach San Antonio gefahren. So heisst das Dorf am Äquator. Miguel einer der Ärzte hat mich dorthin mitgenommen. In San Antonio hat mich in den Bus gesetzt, der zum Mitad del Mundo fährt. Da ich den ersten Ausstieg verpennt habe, bin ich nach Calacali weitergefahren. Hier steht das Originalmonument! Auch das habe ich gesehen. Der Ort ist super süss. Touristisch noch gar nicht erschlossen. Das Leben schien sich auf dem Dorfplatz abzuspielen. Idylle pur. Ich bin dann mit dem nächsten Bus zurück gefahren und in den Park gegangen. Lauter Souvenirshops und Restaurants die "Platas tipicas" anbieten. 15$ für ein Meerschwein war mir aber doch zu viel. Da ich erst um 18.00 Uhr abgeholt werden sollte, habe ich mich nach Beschäftigung umgesehen. Zum Glück gibt es in der Nähe einen erloschenen Vulkan, in dessen Krater man laufen kann. Mit einer kleinen Gruppe von 3 Leuten bin ich dann los. Unser Guide hat super viel erzählt, wie es zu dieser Konstellation gekommen ist und was dort angebaut wird, welche Planzen essbar sind, welche wozu als Medizin benutzt werden. Der Krater ist das ganze Jahr bewölkt. Dafür regnet es nie. Durch die immer vorhandene Wolke ist das Klima aber so günstig, dass dort alles angebaut werden kann.
Meine nächste Tour hat mich dann nach Rumupicho geführt. Eine alte indianische Kultstätte, die besonders zu Frühjahr- und Herbstbeginn eine grosse Rolle gespielt hat. Ausser ein paar Steinmauern ist nichts zu sehen. Trotzdem ist der Ort faszinierend. Die Stätte ist so angelegt, dass bei Sonnenuntergang das oberste Level am längsten erleuchtet ist. Die Sonne geht hier nämlich zwischen zwei Bergen unter. Etwas entfernt davon liegt eine relativ neu entdeckte Stätte. Sie symbolisiert Erde und Mond zu Beginn einer Mondfinsternis. Ich werde mir das ganze bei Google Earth noch mal aus der Vogelperspektive ansehen.
Fernando, der Guide hatte zum Glück sein GPS dabei und konnte somit zeigen, dass der wahre Äquator hier verläuft. Also haben die Europäer nicht recht gehabt, als sie die Linie etwa 5km weiter südlich festgelegt haben. Ich stand also auch auf dem echten Äquator!
Nach einer kurzen Meditation im Kreis des Mondes geht es wieder in den Park zurück an dann auch schnell wieder nach Quito ins Hostal!
Um meine Reise zu den Eckpunkten der Welt zu vervollständigen, muss ich noch mal zum südlichen Polarkreis...

26.06.2007

Im Krankenhaus

Das Hospital del Sur liegt in einer relativ armen Umgebung. Kein Vergleich zu Gringotown (da wohne ich) oder der Altstadt. Um meine Sicherheit im Krankenhaus muss ich mir trotzdem keine Gedanken machen, am Eingang stehen Bewacher mit kugelsicheren Westen und Waffen und auf jeder Station auch. Also bin ich super sicher...
Ich bin in der Neonatología. Wie sollte es auch anders sein? Neben den richtig kranken Fruehchen liegen hier auch "gelbe" Kinder und gesunde Neugeborene zur Ueberwachung. Ueberwachung heisst in diesem Fall, dass die Kinder im Waermebettchen liegen und von Zeit zu Zeit mal einer drauf guckt. Sonst gar nichts. Das Waermebettchen ist uebrigens sehenswert. Beheizt wird es mit Gluehbirnen von unten und einer Lampe (also wieder Gluehbrirne) von oben. Das den Kindern das grelle Licht vielleicht nicht so super gefaellt, ist egal...
Taeglich werden ca 15 Kinder geboren. Alles etwas anders als bei uns. Die Muetter kommen in eine Art Wehenzimmer. Dort liegen sie auf Pritschen, bis sie in den Kreisssaal kommen. Natuerlich ohne Papa oder Freundin. Und dabei sind die Frauen so enorm tapfer! Im Kreissaal wird eigentlich sofort eine Episiotomie (Dammschnitt, fuer alle die es nicht wissen) gemacht. Damit es schneller geht, wird auch gerne mal auf den Bauch der werdenden Mutter gedrueckt. Wenn das Baby da ist, bekommt der Kinderarzt es sofort in die Hand. Wenn es trocken ist, bekommt die Mama es kurz gezeigt und dann kommt es mit auf die Neo.
Hier werden die Kinder in Decken gewickelt und "ueberwacht". Dass es vielleicht sinnvoll waere den Kopf auch zu bedecken, weil die langen Haare ja nass sind, beachtet keiner. Wenn sich das Kind gut haelt, dann kann es nach ein paar Stunden mit der Mama nach Hause.
Die Mamas, deren Kinder laenger bleiben, kommen mehrmals taeglich zum Milch abgeben. Dafer gibt es spezielle Kittel. Diese Kittel haben Eingriffe, damit die Mutti sich nicht ganz ausziehen muss, um Milch aus der Brust zu druecken. Eine Milchpumpe gibt es naemlich nicht.
Zum Glueck geht es nur wenigen Kindern so schlecht, dass sie nicht gestillt werden koennen. Es ist sowieso ein Wunder, dass bei so vielen Geburten, so viele gesunde Kinder auf die Welt kommen. Ein schoenes Wunder!

23.06.2007

Die Mitte der Welt

Seit Dienstag treibe ich mich also in der Mitte der Welt umher. Der Flug war relativ lngwelig. Ich habe die meiste geschlafen und das saumaessig schlechte inflight entertainment von Lufthansa somit sinnvoll umgangen. Als ich in Miami losgeflogen bin, kam die Vorfreude und positive Aufregung dann doch. Zumindest fuer einige Minuten, bis ich wieder eingeschlafen bin. Immer nur so fuer ein paar Minuten, aber immerhin, ich habe ne Weile geschlafen. Um 20.30 Ortszeit lande ich ich in Quito. Mein Wecker zeigt irgendwas morgen frueh. Schnell finde ich ein Taxi, das mich zum Hostal bringt. Dort bekomme ich schnell den Schluessel und stelle begeistert fest, dass alles sauber ist. Keine Tiere und kein Dreck. Koennte es besser sein? Nur minimal, eine Matratze OHNE Rausfallschutz waere nicht schlecht, aber so geht es auch.
Nach 10 erholsamen Stunden Schlaf bin ich so wach, dass ich mit Jennifer, meiner Zimmernachbarin fruehstuecken gehen kann. Fuer sagenhafte 1,25$ bekomme ich einen Kakao, einen Saft und Brot mit Butter und Marmelade.
Ich mache mich, frisch gestaerkt, auf den Weg, Quito zu erkunden. Ohne festes Ziel laufe ich los und komme an Parks vorbei, bevor ich in der Altstadt ankomme. Es ist angenehm warm und ich geniesse die qurllige Atmosphaere. Herrlich!
Die alten Haeuser im Kolonialstil sind einfach schoen. Die Hoehe macht mir nichts aus, ich bin 3 Stunden gelaufen und fuehle mich nicht erschopfter als ich mich in Kiel oder Hamburg fuehlen wuerde.
Mein Mittagessen ist ein Lonley Planet empfohlener Obstsalat. Yummy!
Ich beschliesse kurzerhand in den Sueden der Stadt zu fahren, irgendwo muss das Krankenhaus ja sein. Mit dem Trole (Stadtbahn) fahre ich bis zur suedlichen Station und frage mich dirt weiter. Tja, das Krankenhaus kennt keiner. Zumindest dort nicht.
Auf dem Weg zurueck gehe ich in das Museum der Nationalbank. Eine Mischung aus Ethno (wo kommen die Ecutorianer her?) und moderner ecutorianischer Kunst. Mehr als einen Dollar haette es aber auch nicht kosten duerfen. Die Kirche San Francisco hat mir 1000x besser gefallen und war gratis.
Ich laufe zurueck zum Hostal und stelle entsetzt fest, dass es schon fast dunkel ist. Dabei ist es doch erst 18.30 und 5 Minuten frueher war es noch taghell.
Mein erster Tag im Krankenhaus beginnt spannend. Ich muss mich an der Information durchschlagen und denen erklaeren, dass ich tatsachlich eingeladen bin und zu Dr Fernando Agama moechte. Nach einigem Hin und Her bekomme ich die Info in den 8. Stock zu kommen. Da ich mit dem Fahrstuhl nicht klar komme, nehme ich die Treppe. Ob die Patienten, die vor den X-Rayos sitzen und ihr Gesicht mit einem Taschentusch bedecken wieder alle TBC haben???
Als ich, leicht tachykard, im 8. Stock angekommen bin, holt mich Fernando tatsaechlich vin der Tuer ab. Leider spricht er kein Englisch und mein Spanisch ist sehr begrenzt. Er schickt mich auf die Neo. Gut, dass ich meine weissen Sachen mitgenommen habe. Die brauche ich hier. Ausserdem Ueberschuhe und eine Haube und chirurgisches Haendewaschen, ohne Desinfektion.
Ich werde von einer Stationsaerztin herumgefuehrt und dann zu den Internas geschickt. Mit denen gehe ich dann in den Kreissaal und darf bei den Geburten mit dabei sein. Die sind mehr als anders als in Deutschland oder Norwegen. Sogar in Aethiopien ist der Mutter mehr Respekt zu Teil geworden.
In einer Art Wehenzimmer liegen die Frauen auf Liegen und warten drauf, dass sie in den Kreissaal duerfen. Dort macht dann irgendjemand eine Episiotomie und dann wird das Kind innerhalb weniger Sekunden geholt. Die Mama bekommt das Baby kurz gezeigt und dann nehmen "wir" es mit auf die Neo. Nach 6-12 Stunden Ueberwachung darf es dann mit der Mama nach Hause. Die Neugeborenen liegen in einem uralten Waermebettchen, dass mit Gluehbirnen beheizt wird. Bis zu 5 Kinder passen da rein.
Meine erste Spanischstunde habe ich gut ueberlebt. Ich bin jetzt ein Profi im Erklaeren, dass ich dieses und jenes Wort nicht kenne ;-)
Mal sehen, was das Wochenende so bringt! Meine Plaene sprechen fuer die heissen Quellen in Túlcan. Ich werde mich gleich mal mit dem Lonely auseinandersetzen!