28.02.2014

Auf in den hohen Norden

Weiterbildung ist eine gute Sache. Das sieht zum Glück auch die norwegische Ärztevereinigung so und hat das Weiterbildungscurriculum dementsprechend gestaltet. Statt einer großen Prüfung am Ende der Facharztweiterbildung muss man eine gewisse Anzahl Kursstunden absolvieren und am Ende der Kurse jeweils eine Prüfung machen. Ich glaube, dieses Konzept passt besser zu mir als die eine große Prüfung. 
Dieser Kurs sollte mich in die Säuren und Basen des menschlichen Körpers vertiefen. Ja gut... Viel spannender hingegen, der Kursort - Tromsø! Fast ganz im Norden, mit der nördlichsten Brauerei und Uni und und und der Welt. Ich bin schon früher hingeflogen, um noch einen Tag für die Stadt zu haben. Trübes Wetter hat mich am Flughafen empfangen. Naja, ich will ja eh Säuren lernen. Aber für eine Stadttour reicht es ja. Entspannt ziehe ich durch die Straßen zum Polarmuseum. Klar, hier muss alles polar sein. Mehrere Reisegruppen wollen da auch rein und ich kann mir die Führung mit anhören. Walfang, Seehundejagd, Leben im ewigen Eis und Expeditionen ins weiße Nichts füllen mehrere alte Lagerhäuser direkt am Wasser. Ein ganzer Saal ist dem Klimaschutz und der Naturerhaltung gewidmet - aber wo sind die anderen Besucher hin? Ist wohl nicht spannend genug. Ich habe es mir angeguckt und muss sagen, die anderen haben wenig verpasst. Die Ausstellung bestand aus gesundem Menschenverstand und Allgemeinwissen. Aber immerhin habe ich Eisbären gesehen, über Polarfahrten gelesen und viel alte Bilder bestaunt. Jetzt muss ein bisschen Kultur her. Also über die Brücke gelaufen und in am in die Kirche. Da gibt es um 23.30 ein Nordlichtkonzert. 5 Stücke, mir unbekannt, bestehend aus norwegischer Volksmusik, klassischer norwegischer Musik und Joik, dem Gesang der samischen Bevölkerung füllen diese "magische" halbe Stunde. Magisch ist vor allem der Preis - 180kr.
Die Woche vergeht mit Lernen und Lesen, spannenden und weniger spannenden Vorträgen und einer überstandenen Abschlussprüfung. 

Der Winter war auch hier nicht wirklich schneereich. Dafür aber eisreich. Alle Straßen verstecken sich unter einem dicken Eispanzer und machen das Gehen zu einem aufregenden Abenteuer. Das bedeutet allerdings nicht, dass man nicht abends noch mal in die dunkle Telegrafenbucht laufen kann, um das geniale Schauspiel geladener Teilchen in der Atmosphäre zu bestaunen. Egal wie oft ich die wissenschaftliche Erklärung des Nordlichts lese, höre und in Ansätzen verstehe, ändert es nichts an dem Gefühl, dass es magisches am Himmel passiert, wenn ich den Kopf recke und die tanzen, wabernden Flammen am Himmel sehe.