16.12.2012

Eine Metropole mit Geschichte

Once upon a time, so fangen wohl viele Märchen an. Once upon a time, ging es also los. Gleich morgens mit dem Flieger nach London. Statt des berüchtigten Nebels erwartet mich strahlender Sonnenschein. Das ist ja nett. Mit der Lokalbahn fahre ich in die Stadt, kaufe mir eine Oystercard und kann damit dann U-Bahn fahren. Klappt, jippi!! Ich erlebe wieder Gastfreundschaft, wie man sie sich nur erträumen kann. Und ich erlebe London. Sehe ein bisschen Bärenfellmützentraining, Big Ben, den Tower, die Tower Bridge, House of Parliaments und ganz wichtig, Evensong in St Pauls Cathedral und Westminister Abbey - beten für die Queen und ganz viel Musik.
Der erste Tag in London vergeht mit Orientieruingsspaziergängen. Hydepark, Princess Diana Memorial Fountain und Buckingham Palace. Ich sehe, nein - ich sehe nicht, die Tür von Downingstreet No 10. Wie auch schon beim letzten mal bin ich erstaunt, wie anders die Welt hier draußen ist, außerhalb meiner kleinen heilen Welt. London hat einen Film über mich gemacht. An jeder Straßenecke. Jetzt wissen sie wenigstens, dass ich immer brav meine Bahnfahrten bezahlt habe, dass ich keinen Müll auf die Straße gekippt habe und niemanden bestohlen habe.
Und sicher hat die Stadt auch gesehen, dass ich mir den Tower angeguckt habe. Mehrere Stunden. Ich habe mir die Führung angehört, die Kronjuwelen angesehen und bin durchs Museum geschlendert und habe die Geschichte auf mich wirken lassen. Kann es wirklich sein, dass ich in einem Gebäude stehe, dass mehrere hundert Jahre alt ist?
Weniger alt ist das Wissenschaftsmuseum. Da muss ich auch hin und was über Geschichte der Medizin lernen und noch viel wichtiger Physik ausprobieren. Verschiedenste Experimente laden zum probieren und anfassen ein. Viele der Londoner Museen sind kostenlos. Finde ich äusserst praktisch, weil ich so auch mal reinschnuppern kann, ohne dass ich mich gleich verpflichtet fühle einen ganzen Tag mein Geld abzugucken. Und wenn dann gerade mal so ein Museum auf dem Weg liegt und da vielleicht eine (von hunderten) Ausstellung toll ist, dann gehe ich rein, gucke mir das an, was ich spannend finde un gehe wieder. Perfekt!
Das Globe Theater konnte ich auch angucken. Ein Nachbau des Theaters für das Shakespeare seine Stücke geschrieben hat. Ein Ei, in der Mitte ein freier Platz, da sind die Stehplätze. Rundherum die Ränge. Wäre es nicht so kalt, dann hätte ich noch viel mehr davon gehabt. Im Winter würdeich da definitiv nicht ins therater gehen, nicht mal für umsonst. Ich bin nach einer Stunde Führung schon völlig durchgefroren. Direkt neben dem Globe Theatre ist eines der Tate Museen. Das Tate Modern, mit der aktuellen Ausstellung "Spiegel". Künstler haben hier die Welt im Spiegel fotografiert. Irre spannend, wie sich die Perspektive verändert, wenn es eigentlich alles auf der anderen Seite ist.
Wir schlendern durch das Hafenviertel, über den einen und anderen Markt und kommen durch die verschiedensten Gegenden. Erst das alte Geschäfts- und Bankenzentrum. Hohe Türme mit unendlich vielen Büros drin, dazwischen wuseln kleine und grosse schwarze Gestalten, also mit schwarzen Anzügen, durch die Gegend. Ich hätte so Lust mal zu fragen, was so ein schwares Wesen denn so dafür verdient, die Welt in eine Wirtschaftskrise zu befördern. Und ob die wohl Weihnachten und am Wochenende arbeiten müssen? Mein Bauchgefühl glaubt, dass die schwarzen Gestalten Weihnachten (und überhaupt an allen andern Feiertagen) frei haben. Nach dem philophischen Spaziergang im Bankenviertel kommen wir schnell zu der futuristischsten Wohngegend Londons. In den 60/70er Jahren entwickelt, der Highwalk. Der Gehweg ist etwa 5m über das Strassenniveau gehoben. Das heisst, er führt auf balkonartigen Konstruktionen entlang. Geplant war, die ganze Stadt so umzubauen, damit die Autos mehr Platz haben. Heute könnte ich mir fast denken, dass wir irgendwann schwebende Autos haben und dann direkt am Gehweg parken können. Auf jeden Fall ist es spannend zu sehen, wie anders sich die Stadt entwickelt hat, als die Stadtplaner vor 50 Jahren noch dachten. Nach dem Highwalk bin ich auch mal wieder über eine Linie gelaufen. Greenwich, der Nullmeridian. Und hüpf drüber und wieder zurück. Wieso kommen Menschen auf die Idee die Welt mit Linien zu übersäen und völlig willkürlich festzulegen, wo Osten und wo Westen ist? Greenwich, nur wenige Kilometer vom Londoner Stadtzentrum entfernt, wirkt wie ein anderer Planet. Hingekommen sind wir mit der Fähre. Da gab es schon mal viel zu sehen. Aber warum in aller Welt hat London sich keine Wahnsinns Uderpromenade gemacht? Mit Cafés und Flaniermeilie? Ruck zuck verschwindet das London, das ich die letzten Tage kennengelernt habe und wips, ist ein anderes London da. Klar, die Sternwarte musste ich sehen. Und der Park drumrum - wunderschön. Lauter kleine Eichhörnchen flitzen da rum. Einige sind so Menschengewöhnt, dass sie mir die Nüsslein aus der Hand nehmen. Zu den besonderen Hoghlights gehört ganz sicher ein Fahrt mit der Seilbahn über die Themse. Aber nur, wenn es nicht zu windig ist, sonst ist die Seilbahn geschlossen. Wir hatten Glück und der Wind war nicht zu doll. Mit grandioser Aussicht über den Fluss - Londonpanorama im Sonnenuntergang. What a wonderful time I had!