28.05.2009

Ideen muss man haben...


Um noch mehr über den Krieg zu erfahren, bin ich zu den Ch Chi Tunneln gefahren (auf den Vokalen sind noch Akzente, aber ich weiß nicht mehr welche). Es ist nicht nur ein Tunnel, sondern ein mehrere hundert Kilometer langes Netzwerk, das die Vietcong genutzt haben, um gegen die Amerikaner zu kämpfen. Oh ja, auf dem Weg zu den Tunneln musste ich einmal umsteigen. In der Nähe des Umsteigeortes ist einer der größten Tempel des Caodaismus. Die Vietnamesen haben hier einfach mal eine neue Religion gegründet, die Elemente aus vielen Religionen enthält. Der Tempel hat 2 Türme mit Glocken, wirkt also ziemlich christlich, dann sind aber wieder goldene Drachen in den Säulen zu finden, Knallfarben erinnern mich an die indischen Hindutempel und die blau gestrichene Decke des Tempels erinnert mich an die Ansgarkirche. Die Sitzordnung ist geschlechtergetrennt, wobei Männer und Frauen die gleiche Kleidung anhaben. Abgesehen von ein paar Priestern, die in sattem rot, tiefen blau und sonnigem gelb unterwegs sind, tragen alle eine weiße Hose und ein langes weißes Oberteil. Einige haben spezielle Hüte auf. Jeden Tag um 12 ist hier Gottesdienst. Zuschauer sind willkommen, dürfen aber nicht in den eigentlich Kirchraum, sondern müssen von einer Art Balkon die Zeremonie verfolgen. Ein Chor singt eine Mischung aus (für meine Ohren) typisch vietnamesischer Musik und christlichen Chorälen. Immer wieder verneigen sich die anwesenden Gläubigen. Jetzt sieht es aus, wie in einer Moschee, wenn alle sich verneigen. Eine interessante Religion, wirklich. Victor Hugo ist übrigens einer der Heiligen der Caodaisten. Warum? Naja, er ist eben schon tot und hat Geschichten über arme Leute geschrieben. Reicht doch als Grund zur Heiligsprechung, oder?! Mit einem etwas kleineren Bus bin ich in die Cu Chi Provinz gefahren. Mit einem Motorradtaxi weiter zu den Tunneln. Ich hatte Glück und habe eine Gruppe gefunden, der ich mich anschliessen konnte. Dass man die Tunnel nicht alleine angucken kann, habe ich nämlich nirgendwo gelesen. Erst sollten wir eine Dokumentation sehen. Ich verstehe unter Dokumentation eine geordnete Darstellung von Ereignissen. Nicht eine Hetzkampagne gegen alles amerikanische. Amerikaner wurden grundsätzlich als „unsere Feinde“ bezeichnet, die Vietcong als Helden des Alltags und des Krieges. Zugegeben, die waren schon sehr schlau, die kommunistischen Kämpfer. Die Vielzahl an Fallen, die sie gebaut haben, deutet auf jeden Fall auf viel Kreativität hin. Simple Bambusfallen (Loch graben, angespitzte Bambusstöcke mit der spitzen Seite nach oben reinstecken, mit Laubbedecken und abwarten, dass ein Feind vorbei kommt), schwingende Speere in Türrahmen, Falltüren und eben die Tunnel. Eine ganze Stadt unter der Erde. In 3 Etagen verläuft dieses System. Bis zu 15m tief unter der Erde gab es alles, was man sich vorstellen kann. Küche, Versammlungsräume, Lagerräume für Lebensmittel und Waffen, Schlafzimmer, Krankenzimmer, Waffenfertigungsecken und wieder mal Fallen. Ein winzig kleiner Teil des Tunnelsystems ist für Besucher zugänglich gemacht. Hier werden täglich Spinnen, Schlangen und Skorpione entfernt. Außerdem ist Licht vorhanden. Und es sind nicht die kleinsten Tunnel... Ich habe bequem durchgepasst, wenn ich entweder auf allen Vieren gekrabbelt bin oder in der Hocke vorwärtsgerutscht bin. Die Vietcong wussten natürlich, dass der durchschnittliche Amerikaner etwas breiter war, als der Durchschnittsvietnamese (der damals kleiner als 1,60m war), so haben sie Engpässe in die Tunnel eingebaut, in denen die Amerikaner stecken geblieben sind. Das ganze Tunnelsystem ist unglaublich faszinierend. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie Menschen es wochenlang unter der Erde ausgehalten haben. Ich war nach 10 Minuten froh, wieder draußen zu sein, frische Luft zu atmen und die Kühle der Tropen genießen zu können. Im Tunnel ist es nämlich eher warm... Die Kochstätten lagen auch unterirdisch. Um sich nicht durch den Rauch zu verraten, wurden Bambusrohre als Schornsteine benutzt. Von einer Kochstelle gingen immer mehrere Bambusstangen nach draußen. Und zwar in verschiedene Richtungen und über Distanzen von 10m und mehr. Selbst wenn dann irgendwo mal Rauch zu sehen war, konnte keiner auf den Tunneleingang schließen. Um die Hunde der Amerikaner in die Irre zu führen haben die Tunnelbewohner Kleidung gefallener amerikanischer Soldaten gesammelt und im nicht mehr belaubten Wald verteilt. So glaubten die Hunde immer, es seien nur Amerikaner unterwegs. Ich war froh, abends wieder in Saigon zu sein und nicht in einem Tunnel schlafen zu müssen.

Good Morning Vietnam

Es war wirklich ein gutes Gefühl am Flughafen von jemandem abgeholt zu werden. Und morgens mit Menschen zu frühstücken, die sich tatsächlich dafür interessieren, ob ich gut geschlafen habe. Und abends "nach Hause" zu kommen ist eine der besten Erfahrungen, die ich je gemacht habe! Ein paar Tage Entspannung bei Nicky und Clive, war das schön!

Ich habe aber nicht nur bei Nicky in der Wohnung gesessen und den Ausblick aus dem 18. Stock genossen. Saigon oder Ho Chi Minh City hat ja noch deutlich mehr zu bieten. Es gibt viele kleine Straßen zu begucken, Märkte zu erkunden, Museen zu entdecken und ganz viel Leben auf der Straße zu bestaunen. Ich habe einen ganzen Tag die Geschichte Vietnams entdeckt. Aus dem Jetzt (schickes Appartment mit Klimaanlage) bin ich mit dem Motorradtaxi ins sympathische Chaos der vietnamesischen Metropole mal gemütlich getuckert, mal abenteuerlich schnell gerast. Aber mit Helm und Mundschutz (wegen der Luftverschmutzung) kann ja nichts passieren. Der Wettermacher hat leider genau in dem Moment, als ich vor der Kathedrale stand, ein kleines Schauspiel präsentieren wollen und einen tropischen Regenguss geschickt. Der dauerte leider länger als erwartet und ich bin in strömendem Regen zum Wiedervereinigungspalast getapert. Meine Tasche wurde auf Feuerwaffen und Durians (Stinkefrüchte) untersucht und für nicht gefährlich befunden. Ich durfte also das sozialistische Bauwerk betreten. Der als Dokumentation betitelte Film wäre bei uns unter dem Namen sozialistische Propaganda verboten worden. Aber ganz spannend, das zu sehen und zu hören. Der Rundgang durch den Palast, der den wunderschönen Baustil der 60er Jahre repräsentiert, war wie ein Rückblick in vergangene Zeiten. Wäre ich nicht sicher, dass ich in Vietnam bin, hätte ich schwören können, dass gleich Herr Honecker um die Ecke kommt und mit charmantem DDR-Slang nach meiner Parteitreue fragt. Alle Bilder, die ich aus der DDR im Kopf habe, sind 100% deckungsgleich mit diesem „Palast“. Eine wirkliche Zeitreise in eine nicht mehr existente Welt. Halt, nein! Hier ist der Sozialismus ja noch aktiv. Der offizielle Name des Landes lautet ja auch: Sozialistische Republik Viet Nam. Ich bestaune die vielen roten Flaggen, die dezent amerikanisch anmutenden Beleuchtung. Die natürlich keine kapitalistischen Symbole zum Blinken bringt, sondern Hammer und Sichel... In weiterhin strömendem Regen quatsche ich zum War Remnants Museum. Vorbei an sowjetischen Panzern (gute Panzer) und amerikanischen Hubschraubern (böse Hubschrauber) komme ich zum Eingang. Zum Eingang in eine Kammer des Schreckens. Auf einfache und brutal einprägsame Weise wird hier der Vietnamkrieg aus vietnamesischer (Opfer-) Sicht dargestellt. Originalfotos zeigen die dunkelsten Seiten der menschlichen Ideen. Ich muss sagen, die Amerikaner haben wirklich gut aufgepasst im 2. Weltkrieg. Alle Foltermethoden, die mir im Zusammenhang mit Nazideutschland, Hitler und KZ in den Sinn kommen, wurden im Vietnamkrieg wieder ausgepackt und während der Anwendung perfektioniert. OK, die Sichtweise ist hier sehr einseitig. Die Vietcong werden als Helden und gleichzeitig als Opfer gesehen. Als hätten sie nie etwas böses gemacht. Ob das so ganz stimmt, sei dahingestellt. Für jeweils 10 tote Amerikaner gab es einen Orden. Naja... Wirklich schockiert haben mich die Berichte der Zivilbevölkerung. Das 10-jährige Mädchen, das den Soldaten am Hosenbein festhält (das Foto hängt im Museum), als wollte sie ihn davon abbringen ihren Vater zu erschießen. Oder die Kinder, die tagelang in der Regentonne ausgeharrt haben (die Regentonne steht im Museum), dann von Soldaten gefunden und gezwungen werden, der Hinrichtung ihrer Großeltern zu zugucken. Das ganze Museum ist voll von Geschichten, wie diesen. Eine weitere Ausstellung zeigt die Auswirkungen von Dioxin in Folgegenerationen. Nicht nur amerikanische Soldaten sind/waren betroffen, sondern vor allem die Bauern, die in den Wäldern lebten, bevor ein hochkonzentriertes Dioxingemisch, bekannt als Agent Orange, die Wälder zu Wüsten und die dort lebenden Menschen über Generationen zu Mahnmalen machte. Noch heute werden überdurchschnittliche viele Kinder geboren, deren Behinderung auf eine Dioxinvergiftung hinweist. Entschädigungen gibt es nicht.

Da es schon Mittagszeit war, wurde ich dezent heraus gebeten, bevor ich auch nur die Hälfte des Museums angesehen hatte. Dann komme ich eben ein anderes mal wieder. In jetzt dampfender Hitze bin ich weiter Richtung Sai Gon River gelaufen. Ein bisschen hat mich die schwappende Flüssigkeit an den Ganges erinnert. Farbe und Vielfalt der Müllarten waren in beiden Flüssen gleich. Nur der Geruch des Ganges erinnert eher an Verwesung, während der Sai Gon River nur säuerlich gärend riecht.

Beim Rathaus ist eine Ausstellung zum Thema Ende des Krieges, der hier Amerikakrieg heißt. Moderne Künstler haben ihre Bilder (wohl eher Kopien ihrer Bilder) vor dem Rathaus zum Angucken freigegeben. Die Zeit rast an mir vorbei und ich merke gar nicht, dass es schon langsam Zeit wird, zu Nicky zurückzufahren. Ich habe nämlich den einzigen Schlüssel zur Wohnung. Wenn nicht gerade die Haushälterin da ist (die einen eigenen Schlüssel hat) kann keiner in die Wohnung. Auch im dichten Feierabendverkehr funktioniert das Prinzip Motorradtaxi sehr gut. Rote Ampeln gelten nur fürs geradeausfahren. Will man rechts abbiegen, ist es jederzeit möglich. Zeitgleich mit Nicky komme ich „zu Hause“ an.Auf uns wartet ein köstliches Abendessen, denn Hang, die Haushälterin kann mit dem 2-Flammen-Gaskocher wahre Wunder vollbringen!!!

25.05.2009

Same same, but different - die ersten Tage in Vietnam

Schon eine Stunde vor Abflug eines Singapore Airlines Fluges beginnt das Boarding. Eine halbe Stunde vor dem Abflug steht schon ein rot hinterlegtes Last Call auf dem Monitor. Also hopp hopp, schnell ins Flugzeug gesprintet, nix mehr mit langer Massage oder so... Pünktlich in der Luft, köstliches Essen und eine gute Stunde Filme gucken oder Videospiele spielen. Dann sinken wir auch schon. Durch die Wolken schimmert immer wieder etwas braunes und etwas grünes durch. Auf den ersten Blick sehen die geraden braunen Striche aus, wie Straßen. Häuser sind hübsch aufgereiht am Rand zu erkennen. Aber wo sind die Autos? Ahh, da. Mmmh, wieso hat das Auto etwas weißes hinter sich? Bis ich darauf gekommen bin, dass ich über das Mekong Delta fliege, hat es etwas gedauert. Schön sieht es aus, wie in einem dieser Bücher. Immer näher kommen wir auch dem, was ich als Stadt interpretiere. Hohe Häuser neben Blechhütten?! Ein paar Wolken lassen uns unangenehm rauf und runter hüpfen und dann sind wir da. Ho Chi Minh City, ich komme! Ein Visum hatte ich zum Glück schon in der Botschaft in Berlin beantragt. So kann ich gemütlich an der Visa on arrival Schlange vorbei gehen, meine Temperatur scannen lassen und erstaunt feststellen, dass ich etwas ganz anderes erwartet hätte. Clive hatte gesagt, der Flughafen sei klein und unspannend. Klein, mag sein. Aber unspannend? Es gibt sogar Geschäfte!!! Und ich habe nirgendwo ein Schild gesehen, dass Ausländer nicht mit Dong bezahlen dürfen. Ob die Menschen hier lächeln, kann ich nicht sagen, sie tragen alle Mundschutz. Auch hier Schweinegrippe-Angst... Die Einreise ist auf jeden Fall problemlos. Der Mann guckt kurz in meinen Pass, stempelt und fertig. Da bin ich nun. Am Ausgang stehen Clive und sein Chef, deutliuch zu erkennen an der überdurchschnittlichen Größe :-) Wir nehmen ein Taxi und wieder kann ich meinen Augen nicht trauen. Alle(!) Türen des Autos lassen sich öffnen, keine wird durch Klebeband zusammengehalten, die sitze sind sauber und nicht abgewetzt, das Taxi hat eine Klimaanlage und es steht sogar dran, dass 1km 10.000 Dong kostet. Oh! Mit vielem hätte ich gerechnet, aber nicht mit sowas... Es herrscht reger Verkehr und Mopeds, Motorräder, Autos, motorisierte Dreiräder und normale Fahrräder fahren durcheinander, umeinander und nebeneinander. Dann ein Stopp. Was ist los??? Ne Ampel???? Die halten an, wenn die Ampel rot ist!
Nach einer halben Stunde sind wir vor einem Hochhaus, gehen rein und fahren in den 18.Stock. Die Sonne scheint, der Himmel ist himmelblau und ich habe die beste Sicht über Saigon. Das übersteigt wieder mal meine Erwartungen. Ich hätte jetzt mehr eine Mischung aus Indien und Äthiopien erwartet, aber nicht sowas! Kurze Zeit später kommt Nicky nach Hause, wir klönen eine Weile und machen uns dann auf den Weg in die Stadt, um etwas essen zu gehen. Vom ersten Bissen an, bin ich mit der vietnamesichen Küche bestens befreundet. Eine Frühlingsrolle aus Reispapier, gefüllt mit Gemüse. Weiter mit eingelegtem Kohl mit Nüssen und Fischbällchen, Garnelen mit Zitronengras und Erdnüssen und dazu kalter Tee. Dabei sitzen wir in einem Restaurant in der Ho Chi Minher Innenstadt mit Blick auf den Sai Gon Fluß. Nach dem Essen (es hat ein wenig geregnet) platschen wir durch die Straßen und kaufen ein paar DVDs ein. DVD Bestellungen nehme ich gerne entgegen... Kann nur leider keine Garantie für die Verwendbarkeit geben. Die DVD Monsters vs Aliens war nämlich auf russisch. Sowas kann halt passieren.
Neben einem Besuch in Nickies Schule und weiteren Stadtbummeln genieße ich vor allem, meine Erlebnisse mit bekannten Menschen auszutauschen, mich mit Menschen zu unterhalten, die dieselben Menschen kennen, wie ich und einfach mal das zusammen auf dem Sofa faulenzen und fernsehen. Ein paar Tage "Urlaub" sind wirklich Gold wert. Die letzten Wochen waren schön, aber eben auch anstrengend. Das Wetter ist übrigens mal besser mal schlechter. Zur Zeit regnet es. Regen heißt in diesem Fall, es gießt. Und gewittert. Blitze aus dem Fenster im 18.Stock anzugucken wird eine meiner Lieblingsbeschäftigungen, wenn ich in Rente gehe. Das ist toll!

24.05.2009

Singapur, eine Welt für sich


Nach der unschönen Abreise aus Delhi folgte ein wunderbarer Flug mit Singapore Airlines. Leider war ich zu müde, um die Filme zu sehen. Außerdem hatten alle die gleiche Startzeit, so dass ich nicht hin und her schalten konnte. Als das Essen serviert wurde, guckte die Stewardess mich ganz mitleidig an und fragte "International meal for you?" Ja, ich habe "normales" Essen bekommen. Wie immer bei Singapore Airlines, sehr lecker!
Die restlichen 5 Stunden habe ich tief und fest geschlafen, bin erst aufgewacht, als wir in Sichtweite von Singapur waren. Die Landung butterweich, der Empfang am Flughafen herzlich. Kurz vor der Passkontrolle eine erste Kontrollstation. Temperaturscanner *hihi* Viele Flughafenangestellte tragen Mundschutz. Und jeder, der einreist, bekommt ein kleines Kärtchen in zig verschiedenen Sprachen in die Hand gedrückt, mit Anweiseungen, was man zu hat, wenn man sich krank fühlt. Die haben echt Angst vor der Schweinegrippe.
Klax, habe ich meinen Stempel in den Pass bekommen und plopp, war mein Rucksack da. Keine 10 Minuten später hatte ich eine ATM gefunden, Singapore-Dollar in der Tasche und ein Ticket fürs MRT (ich kann nichts dafür, die U-Bahn in Singapur heißt so). Klimatisiert, alles in vielen Sprachen ausgeschildert, schnell und praktisch. Einmal durch die halbe Stadt gefahren und mein Hostel gefunden. Auch dort erwartete mich eine Klimaanlage. Dabei war es gar nicht so heiß. Ok, die Feuchtigkeit macht es klebrig, aber ich habe nicht an den Schienbeinen geschwitzt!
Ich werfe meine Wäsche in die Waschmaschine und mache mich auf, Singapur zu erkunden. Little India (nein, ich werde kein Curry essen...) und das arabische Viertel. Zusammen mit 2 Leuten aus dem Hostel spaziere ich durch die Straßen, freue mich über Ampeln, über Autofahrer, die anhalten, wenn ich ich über einen Zebrastreifen gehe, Geschäfte, in die ich reingehen kann und einen riesigen asaitsch anmutenden Markt. Abends essen wir in einem Restaurant an der Straße. Nudelsuppe mit Garnelen. Lecker! Und auch nicht teurer als in Indien. Nur, dass das Besteckt sauber war, der Tisch stabil und hach ja, es gefällt mir!
Auf dem Rückweg bummeln wir durch das erste 24-Stunden-Einkaufszentrum von Singapur. Nach einer Dusche, bei der ich zwischen warmen und kaltem Wasser wählen konnte (oder eine Mischung aus beidem, halt einer durchschnittlicher Mischwasserhahn), plumpse ich ins Bett und freue mich auf den nächsten Tag.
Tag 2 in Singapur startet mit einem Hostelfrühstück und Chinatown. Inzwischen zu 4. wandern wir durch die Straßen, gucken hier und da, probieren gegrilltes, süßes Huhn und chniesischen Tee, bestaunen Tempel und Pagoden und trauen uns an ein chinesisches Mittag. Es ist ganz einfach, man zeigt auf das, was man zum Reis dazu haben will, bezahlt und genießt. Für 2 Singapur Dollar eine mehr als sättigende Mahlzeit. Wir schlendern weiter, kommen zu einem Markt, auf dem auch Nahrungsmittel angeboten werden. Die Auswahl an Obst ist überwltigend. Und keine Räucherstäbchen um die Fliegen abzuhalten. Äpfel, Birnen, Bananen, Melonen, Beeren, Mangos, Papayas, Mangosteen, Kiwifrüchte.... Noch faszinierender fand ich allerdings die Auswahl an Meeresgetier. Oder besser Wassertieren. Fische in jeder Form und Größe, Krebse, Languten, Hummer, große und kleine Krabben, Aale, Frösche und Schildkröten. Alles lebt natürlich noch (abgesehen von den Fischköpfen, die für Fischkopfsuppe verwendet werden). Inzwischen ist es nachmittag und wir laufen Richtung Downtown, vorbei am Raffles Hotel, werfen ein paar Blicke in den dessen Garten und weiter Richtung Bugis Shoppingcenter. Ein weiterer Markt. Hier gibt es T-Shirts, Sonnenbrillen, Schuhe, Schmuck, Hosen, Tischdecken, Kühlschrankmagnete und alles, was man sich an Souveniers so vorstellen kann. In der Lebensmittelabteilung trauen wir uns an die Stinkefrucht. Mmmh, naja... Kann man essen, aber wird sicher nicht mein Lieblingsobst. Durian reift nicht, Durian gärt. Der Alkohol, der dabei entsteht hat einen etwas eigenartigen Geruch. Deshalb ist der Transport dieserFrüchten im MRT auch verboten.
Tag 3 in Singapur startet früh. Ich mache mich alleine auf den Weg ins Nationalmuseum und in Asian Civilisation Museum. Vor allem das Zivilisations Museum ist ein Muss. Eher norwegisch, also sehr interaktiv und kinderfreundlich, erzählt dieses Museum die Geschichte Asiens. Von den ersten Siedlern, über die Hochkultur der verschiedenen chniesischen Dynastien bis hin zum Elektronik-Wunderland der heutigen Zeit. Immer wieder bin ich eingeladen, selber etwas zu versuchen. Ich teste also meine Fähigkeiten einzelne Worte in verschiedenen Sprachen (und entsprechend Schriften) zu malen. Mache Musik mit einer Bronzetrommel und lerne nebenbei, wie Singapur sich in den letzten Jahrhunderten entwickelt hat. So viel schönes, spannendes und unterhaltsames habe ich lange nicht mehr erlebt. Weiter geht es Richtung Mt Faber. Singapurs höchster Berg. Ich gönne mir den Spaß mit der Seilbahn zu fahren. Oben angekommen, spaziere ich durch den Regenwald (einer der letzten Flecken mit natürlicher Umgebung). Ich treffe diverse Vögel. Offenbar fahren die meisten nur hoch, um die atemberaubende Aussicht zu genießen, nicht um rumzulaufen. So bin ich mehr oder weniger alleine im Wald unterwegs. 2 Stunden später und eine ganze Menge Schweiß leichter, fahre ich zur Sentosa Insel. Auch wieder mit der Seilbahn. Ich bin einfach an all den Attraktionen, Sentosa ist eigentlich eher ein Vergnügungspark, vorbeigegangen und Richtung Strand spaziert. Am Siloso Beach habe ich ein unter einer Palme sitzend, Eis gegessen und das Leben genossen. Das Wasser der Straße von Singapur schwappte gelegentlich gegen meine Zehen und die Hitze war zu ertragen. So schön kann das Leben sein.
Das eigentlich Highlight des Tages kam aber erst mit der Dunkelheit. Singapur hat einen Nachtzoo. Mit MRT und Bus in kaum einer Stunde zu erreichen (vom Strand aus gerechnet) habe ich also die Nacht Safari in Angriff genommen. Ein kurzer, aber heftiger Regenschauer macht den Empfang etwas feucht. Mit dem Boardingpass von Singapore Airlines gibt es noch mal 5$ Rabatt. Als erstes lasse ich mich, geschützt vor weiteren Regentropfen, mit der kleinen Tram durch den Park fahren. Diese Elektrobahn ist unglaublich leise. Die Tiere lassen sich durch das sanfte surren der Motoren nicht stören. Hier ist es so, dass viele der Tiere frei herumlaufen. Andere Tiere sind durch Wassergräben von den Besuchern getrennt.
Endlich sehe ich auch den Tiger, den ich in Indien leider verpasst habe. Nach der Rundreise mit der Bahn mache ich mich auf eigene Faust auf den Weg. Wirklich toll, war der Mangrovenwald. Auf Holzwegen laufe ich durch den Sumpf, Fledermäuse schwirren um mich herum oder hängen eine Nasenläange von mir entfernt an einem Baun. Die sehen wirklich so aus, wie die Vampiere von Haribo. Süüüüüüß! Ich sehe einen Leoparden, asiatische Löwen, Elefanten und Flughörnchen. Viel zu schnell ist es Zeit zum Bus zu gehen, damit ich die letzte Bahn nicht verpasse. Ein wirklich schöner Tag war das wieder.
Mein letzter Tag in Singapur steht im Zeichen des Changi. Ich bin früh zum Flughafen gefahren, damit ich genug Zeit zum Gucken habe. Gereicht hat die Zeit natürlich nicht. Wie auch, bei DEM Flughafen? Nächstes mal will ich mehr als 3 Stunden Changi-Explorer sein!
Nee, wirklich der Flughafen ist eine der Attraktionen der Stadt. Neben Sonnenblumen und Orchideengärten gibt es es Koikarpfen, chinesische Apotheken und kostenlose Massagesessel. Von den kostenlosen Internetmöglichkeiten mal ganz abgesehen. Nur Schuhe habe ich dieses mal nicht gefunden...

21.05.2009

Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende

Auch wenn es sich angefühlt hat, wie ein endloser Albtraum, meine Abreise aus Indien habe ich heil und gesund überlebt. Im Hostel hatten mir alle geraten möglichst früh zum Flughafen zu fahren. Außerdem fand ich die Idee, eine Nacht im klimatisierten Flughafengebäude zu verbringen auch nicht ganz so schlecht. In Delhi muss man genau 3 Stunden vor Abflug am Flughafen sein. Das hatte mir allerdings keiner gesagt. Ich war also deutlich früher da. Musste noch zweieinhalb Stunden in einem nichtklimatisierten Raum verbringen, für den ich auch noch 30 Rupien Eintritt zahlen musste. Hier habe ich bewiesen, dass ich immer und überall schlafen kann. Im Sitzen, an Rucksack und Koffertrolley angekettet, in lauter Umgebung und bei stickiger Hitze habe ich geschlafen. Gar nicht mal so schlecht. Als es endlich 5 Uhr war, habe ich mich zum Terminalgebäude aufgemacht. Ticket, Pass und Check-In Bescheinigung (Online Check-In ist was tolles) in der Hand. Vor dem Eingang der Sicherheitsmann mit seinem Freund, dem Maschinengewehr. Der Mann wirft einen Blick auf mein Ticket und sagt "not valid". Toll... Ich halte ihm das Check-In-Dings hin, er guckt nicht mal drauf, redet in Hindi auf mich ein. Supi, bei meinen Hindi-Kenntnissen. Ein 2. Sicherheitsmann kommt dazu. Jetzt steht es 2 Sicherheitsleute und 2 Maschinengewehre gegen mich. Ich schwitze, weiß nicht, was ich noch sagen soll. Einer der beiden geht mit meinem Pass (!!!!!!) ins Terminalgebäude, ich rufe, er soll anhalten "Stopp"! Keine Reaktion. In dem Moment habe ich schon alles in sich zusammenbrechen sehen. Ich ohne Pass in Indien, Flug verpasst und dann? Soweit ist es nicht gekommen. Dafür hat der Sicherheitsmann die Polizei gerufen, weil ich ja "illegal" das Terminalgebäude betreten wollte. Also waren schnell 2 Polizisten da. Jetzt also 4 Männer + 4 Maschinengewehre gegen mich. Wilde Diskussion auf Hindi. Oh ja, der Mann mit meinem Pass ist wieder da. Ich bin inzwischen völlig am Ende. Bin schon soweit, dass ich sagen will "Leute egal, ich schmieß die Sache hin, ich buche den nächsten Flug nach Deutschland und beende die Reise hier". Ob ich wohl die Botschaft anrufen darf? Nein, ich darf nicht weg, sagen die Polizisten. Waaaah.... Aus dem Nichts (Gebäude auf der anderen Straßenseite) taucht ein Mensch auf. Anzug mit Krawatte, er kommt auf uns zu, hat ein kleines goldenes Schildchen mit dem Logo von Singapore Airlines. Seinen Namen habe ich leider wieder vergessen. Schade, er ist nämlich seither mein großer Held. Die Situation scheint ihm nicht zu gefallen. Er fragt, was Sache ist. Ich versuche zu erklären, dass ich um 8 nach Singapur fliege, schon online eingecheckt habe und dass die mich nicht reinlassen wollen. Ein kurzer Wortwechsel auf und alle 4 Männer mit ihren Maschinengewehren lassen mich durchgehen, als wäre nie was gewesen. Der Mann von Singapore Airlines verschwindet, bevor ich was sagen kann.

Den Abschied aus Indien hätte ich gerne etwas anders gestaltet. Ich habe mich gefühlt, wie in einem Albtraum. Nur dass ich nicht aufgewacht bin, sondern dass es die Wirklichkeit war. Was die Sicherheitsleute und Polizisten wirklich wollten, weiß ich nicht. Geld könnte ein guter Grund gewesen sein. Und ehrlich, ich hätte in dem Moment alles bezahlt. Ziemlich egal, welchen Betrag die gefordert hätten.

Der Flughafen von Delhi ist ungefähr so spannend, wie der Bahnhof von Bad Schwartau zwischen 2 und 4 Uhr morgens. Es gibt zwar 3 Duty Free Geschäfte, aber als Nicht-Inder durfte ich nicht mit Rupien bezahlen. Ich durfte meinen 500 Rupien-Schein auch nicht zurücktauschen. Ich versteh manchmal die Welt nicht. Und schon gar nicht die indische...

Dass ich überglücklich und unendlich erleichtert war, als ich endlich das Flugzeug betreten durfte, ist eigentlich überflüssig zu erwähnen. Ich bin froh, dass dieser Albtraum vorbei ist. So hat Indien doch einen etwas bitteren Nachgeschmack hinterlassen.

20.05.2009

... und leider auch so

Wie kommt ein Geschlechterverhältnis von 933 Frauen auf 1000 Männer zu Stande, wenn es doch überall in der Welt eher mehr Frauen gibt? Und wieso ist der Unterscheid in reicheren Gegenden Indien noch extremer. Ultraschall ist das Zauberwort. Weibliche Babies werden abgetrieben. Mädchen sind nichts wert, sie kosten nur. Noch immer gibt es Rituale, wie Witwenverbrennung. Verbot hin oder her, da kümmert sich in Indien keiner drum. Gebote oder Verbote werden in der Regel eher locker gesehen.
"Rote Ampel??? Was muss ich da machen? 2x Hupen? Kein Problem. Ach Mist, da war ein Fußgänger. Naja, gibt ja noch mehr..."
Eine Szene aus den Bergen mag mir nicht mehr aus dem Kopf gehen. Die Straße ist eng, eine Kuh steht ruhig rum und wiederkäut, eine Mutter mit Kind und einem Korb voller Obst und Gemüse quält sich den steilen Berg hoch, der Jeepfahrer muss handeln. Er hätte bremsen können (machen Inder nur, wenn sie am Ziel sind) . Er hätte die Kuh anfahren können (keine Alternative). Er hätte die Mutter und Kind umfahren können (hat er gemacht). Die beiden konnten sich mit einem Sprung zur Seite, an die Felswand gedrückt, retten.
Das was bei uns Fenster heißt, heißt in Indien Mülleimer. Dort kann man alles rauswerfen. Leere Flaschen, Essensreste, Batterien, Babywindeln... Und wenn jemand unten steht? Pech gehabt, der hätte da ja nicht stehen müssen.
Das abgeschaffte Kastensystem funktioniert nach wie vor hervorragend. Die Kastenlosen werden wie Dreck behandelt (ich nehme zumindest an, dass es die "Unberührbaren" waren) . In einem kleinen Dorf zwischen Rishikesh und Uttarkashi trug sich folgende Szene zu: Mutter, Vater, Kind unterwegs ims Dorf. Dort sitzt eine Frau, mittleren Alters, trinkt Chai. Die kleine Familie bleibt stehen, Mutter und Vater sammeln Spucke, spucken die Frau an und die Familie geht weiter.
Über Touristenpreise schreibe ich jetzt nichts weiter. Nur so viel, gerecht sind sie nicht.

Die Unterschiede in Indien sind teils so extrem, dass sie unecht wirken. Hier sitzt ein Bettler, kurz vorm Verhungern, 3 Meter weiter geht ein Inder mit einem BMI von 35 in ein Juweliergeschäft und kauft sich eine 3. Rolex. Im Stau stehen Porsche neben Rickscha und jeder Luxusexpresszug fährt durch die armseligsten Slums....

Indien so....


Indien, das sagenumwobene Land, in das Kolumbus einen schnelleren Weg gesucht. Indien, das Land der Farben und Gewürze. Bollywood und Computerexperten. Aktionen wie "OLPC" = one laptop per child. Indien, die größte Demokratie der Welt. Schnell wachsend, sich rasend entwickelnd. Indien mit majestätisch hohen Bergen im Himalaya, Regenwäldern und Traumstränden. Elefanten und Tigern in Nationalparks und spirituellen Eindrücken für jeden. Indien zu begreifen grenzt an ein Ding der Unmöglichkeit. Zu groß erscheint das Land, zu verschieden die Gebiete. Und doch durch die Religion verbunden. Auch wenn ich nicht in der Mitte oder im Süden des Subkontinentes war, behaupte ich einfach, dass die Kühe auch dort frei herum laufen und verehrt werden. Viele Menschen leben vegetarisch, aus Respekt vor dem Leben anderer Kreaturen. Zum Einkaufen ist Indien ein Paradies. Es gibt alles von T-Shirts für 50 Rupien (weniger als 1€) bis hin zu Prada und Armani Geschäfte. Essen gehen macht Spaß, gegessen wird traditionell mit den Fingern der rechten Hand. Manchmal guckt ein kleiner Affe beim Essen zu und sitbitzt sich was. Von A nach B kommt man bequem mit der Bahn, mit grandiosem Service. Die Gerüche auf den Märkten sind unbeschreiblich. Kardamom, Ingwer, Zimt, Vanille, Tee, "Curry"... Das Essen ebenso vielfältig.
Chai, heißen und süßen Tee gibt es an jeder Ecke, die Menschen sind entspannt und lächeln viel und gerne.

Amritsar und der goldene Tempel

Als zweitgrößte Religion neben den Hindus gibt es in Indien noch die Sikh. Eine Religion, die von Guru Nanak gegründet wurde. Der Guru war wohl etwas genervt von dem indischen Kastensystem und der Ungleichheit, die von Hindus gelebt wird. Also hat er sich entschlossen eine neue Religion zu gründen, hat sich die besten Elemente aus dem Hinduismus und aus dem Islam genommen und daraus den Skihismus gebastelt. Ok, ganz so stimmt es nicht. Aber grob gesehen. Mann und Frau sind gleichgestellt, das heißt in diesem Fall, dass auch Männer sich verhüllen müssen, wenn sie einen Tempel betreten. Alkohol und Drogen sind verboten. Grundsätzlich leben die Sikh nach dem Gebot: Respekt vor allem und jedem. Männliche Sikh tragen oft (immer) den Nachnamen Singh (Löwe) und Frauen heißen Gaur (Prinzessin). Männer und Frauen dürfen die gleiche Seite im Tempel benutzen. Es gäbe aber durchaus die Möglichkeit, dass die Frauen sich zurückziehen können, wenn sie wollen.
Soviel also zum Allgemeinen über die Sikh. Ich hatte keine Ahnung, habe mir alles in Amritsar, im Bundesstaat Punjab, erklären lassen. Dort steht der goldene Tempel, einer der spirituellsten Orte der Sikh. Das Bauwerk, eine Mischung aus Hindutempel und Moschee, ist das Highlight der Stadt. Übrigens, eine indische Kleinstadt mit nur etwas mehr als 1.000.000 Einwohnern. Neben dem Tempel ist die Stadt noch für eine weniger schöne Geschichte bekannt. Ein Massaker hat Anfang des 20. Jahrhunderts mehrere tausend Inder das Leben gekostet. Ein Park erinnert an die Opfer der britischen Militärgewalt. In diesem Park sind neben einer ewig brennenden Flamme auch Einschusslöcher der Kugeln zu sehen. Gruselig!
Keine 5 Fußminuten entfernt liegt er dann, der goldene Tempel. Um ihn zu besuchen (alle dürfen rein) muss man sich die Schuhe und Strümpfe ausziehen, die Füße waschen und den Kopf bedecken. Dass bei Temperaturen von 45° und mehr die Pflastersteine recht warm sind ist eine Sache, dass ich mir tatsächlich die Füße verbrannt habe, eine andere. Im Nektarsee steht der Tempel, über eine Brücke zu erreichen. Das Dach aus Gold. Laut Reiseführer wurden für das Dach 750kg Gold verwendet. Wenn das stimmt...
Es ist wirklich ein imposantes Bauwerk. Hier herrscht eine freundliche Stimmung, jeder wird willkommen geheißen und zum kostenlosen Mittagessen (Spenden sind jedoch nicht verboten) eingeladen. Dhal (Linsensuppe) Reis und Chapatti (Brot) und das für mehr als 10.000 Menschen pro Tag. Wahnsinn, wirklich!

Ach ja, männliche Sikh sind in der Regel an ihrem Turban und am Rauschebart zu erkennen.

15.05.2009

Zugfahrten in Indien

Eigentlich bin ich ja nicht der große Eisenbahnfan, aber hier in tropischen Temperaturen hat die Fahrt in einem klimatiseirten Zug doch eine besondere Anziehungskraft. Abgesehen davon ist es auch deutlich sicherer mit der Bahn zu fahren. Die indische Unfallstatistik im Straßenverkehr ist weltweit eine der schlimmsten. In Delhi sterben pro Jahr 1.700 Menschen im Straßenverkehr. In Relation zur Zahl der zugelassenen Fahrzeuge ist das ein trauriger globaler Spitzenwert. Ok, die nicht zugelassenen Fahrzeuge sollten dabei nicht vergessen werden... Die Bahn hat jährlich "nur" ca. 1000 Todesopfer zu vermelden. Was in Anbetracht der Tatsache, dass das Zugdach als bequeme Sitzgelegenheit angenommen wird und dass es wichtiger ist, dass ein Zug eine funktionierende Hupe, als funktionierenden Bremsen hat, eher wenig erscheint. In Delhi kann man als Tourist die Fahrkarte entweder im Tourist Reservation Office, im Reisebüro oder übers Internet buchen. Die "normalen" Fahrkartenschalter sind Indern vorbehalten. Interessanterweise gibt es hier keine Preisunterschiede zwischen Indern und Ausländern. Und das Buchen im Tourist Reservation Office ist eine der angenehmeren Tätigleiten. Dort steht nämlich eine Klimaanlage. In der Mitte des Raumes liegen Zettel, auf denen von Alter über Heimatadresse bis hin zum Geschlecht alles angegeben werden muss. Mit Glück findet man auch das Feld mit Abfahrtsort und Ankunftsort... Die Mitarbeiter (alle nur mäßig einer anderen Sprache als Hindi mächtig) runzeln dann die Stirn und wollen die Zugnummer wissen. Tjaaaa... Es ist nicht so, dass die einen Computer haben (12 Zoll, Schwarz-weiß Monitor) und nachgucken könnten. Das geht erst nach ein paar Nachfragen, aber es klappt. Immerhin kann ich dann die Zugnummer (das A und O beim Bahnfahren in Indien) auf meinem Zettel eintragen. Darf noch entscheiden, welche der 8 Klassen ich denn bevorzuge. AC verheißt gutes, nämlich Klimaanlage! Aber auch die Zugfahrten in der 2nd Class und SL (Sleeper) habe ich überlebt. Und das ohne Klimaanlage. Am Bahnhof bin ich mehrfach daruf hingewiesen worden, dass mein Ticket ungültig sei, es aber noch gültig gestempelt werden könnte. Das werde ich in Zukunft auch mal versuchen. "Tut mir leid, ihr Ticket ist nicht gültig so! Wenn Sie den ICE nehmen wollen, brauchen Sie noch einen Stempel." Ich werde diesen Service zu einem enorm guten Preis von nur 5 Euro pro Ticket anbieten. Ob ich den Gewinn wohl versteuern muss? Naja, ich habe mein Ticket nicht stempeln lassen und es war auch so gültig. Die Züge erscheinen vollkommen unsortiert (für meine Augen) auf einer Anzeigentafel. Weder Abfahrts- noch Ankunftsort, weder Zugnummer noch Abfahrtszeit ergeben eine logische Reihenfolge. In unregelmäßigen Abständen taucht halt jeder Zug mal kurz auf. Das Gleis kann sich bis zur Abfahrt allerdings noch ein paar mal ändern. Deswegen ist es nicht ratsam viel länger als 30 Minuten vorher da zu sein. In Varanasi sind bei einer Panik mehr als 100 Menschen auf dem Bahnhof totgetreten worden. Ich kann mir gut vorstellen, warum. Es ist nämlich recht voll auf indischen Bahnhöfen. Die Menschen sitzen, liegen und stehen überall, wo noch ein Plätzchen sein könnte. Treppen natürlich eingeschlossen. Kommt der ersehnte Zug dann endlich, ist das Einsteigen (dank der nur spärlich vorhandenen Bremsen) beim hin und herrollenden Zug eine Kunst für sich. Aber es geht schneller als ich vorher erwartet hätte. Die Bahnhofsuhren zeigen alle ihre eigene Uhrzeit. Welche auch immer richtig geht, ich habe es schon erlebt, dass der Zug pünktlich loskam. Mit durchschnittlich 20mal Hupen pro Kilometer geht es mal langsamer und mal tatsächlich schneller durchs Land. Chai Whallas, Railway Catering Service Personal, Kofferträger, Keksverkäufer und noch viel mehr Leute wuseln durch die Wagen. Der Schaffner kontrolliert, die Fahrkarten. Er hat eine Liste (Endlospapier mit Nadeldrucker, wer kann sich erinnern?) auf der Name, Alter, Geschlecht und tatsächlich auch Reiseziel angegeben sind. Durchsagen gibt es nicht. Wann welche Station kommt, muss man halt einfach wissen. Die Türen nach aussen, sind immer geöffnet. Menschen sitzen und stehen dort, um etwas vom umluftartigen Wind abzubekommen. Mal mehr und mal weniger pünktlich kommt der Zug an sein Ziel (bzw an meins) Aussteigen wieder bei vor uns zurückrollendem Zug. Es ist ein Abendteuer. Und wenn ich groß bin, werde ich die Erzählung "Why did the chicken take the Indian train?" schreiben.

Indische Impressionen, jetzt auch zum Angucken

http://picasaweb.google.com/csnaumann/IndischeImpressionen#

Indische Impressionen

14.05.2009

Und jeden Abend die gleiche Zeremonie

Jeden Tag um 18 Uhr (im Winter eine Stunde eher) das gleiche Specktakel am einzig offenen Grenzübergang zwischen Indien und Pakistan: Soldaten auf beiden Seiten, die sichdemonstrieren, dass ihr Land, das mächtigere ist. Es ist ein Schauspiel, dass ich eher als Provokation empfunden habe. Vielleicht verlgiechbar mit einem Fußballspiel zweier verfeindeter Vereine?! Buntes Treiben auf der indsichen, geschlechtergetrennte Tribünen auf der pakistanischen Seite. Beide Länder spielen laute Musik, lassen Menschen mit Flaggen in Richtung des eisernen Tors laufen, machen Stimmung. Die jeweils andere Seite wird ausgebuht.
Die indischen Grenzsoldaten tragen eine interessante Uniform. Khakibraun (also eher normal) mit lustigen Puscheln auf dem Kopf. Ich kann es kaum beschreiben. Die pakistanischen Soldaten tragen schwarz. Und alle natürlich ihr Gewehr. Aber das haben die ja auch immer dabei, wenn sie in der Stadt spazieren gehen.
Also, die Zeremonie: Die Zuschauer sitzen auf kochendheißen Betonstufen, es ist brechend voll auf der indischen Seite. Die Stimmung ist aufgeheizt (als würde eine Temperatur von weit über 40°C nicht schon heiß genug sein) Fahnenschwenkende Menschen rennen durch die Gegend. Ein Vorredner ruft etwas, die Menge antwortet. Passiert das gleiche auf der pakistanischen Seite, wird gepfiffen und "Buuuuuuh" gerufen.
Hin und wieder brüllt ein Soldat ins Mikrofon, dann versuchen der indische und pakistanische Soldat sich zu übertreffen, wer kann lägern brüllen. Ein wie ein Tanz anmutender Marsch bis zum Tor. Das Tor wird geöffnet. Etwas, das mich an den Haka erinnert. Erschrecken der anderen Seite? Machtdemonstration? Wieder Gebrüll von Seiten der Soldaten. Gebrüll und Antwort von Vorredner und Publikum, Pfiffe als das gleiche aus dem pakistanischen Lager kommt. Langsam geht die Sonne unter und taucht die Szene in ein rötliches Licht. Ein paar Wiederholungen des gegenseitigen Anbrüllens und die Fahnen werden herunter gelassen, die Tore (eins pakistanisch, eins indisch) werden geschlossen. Die Menge macht sich auf den Heimweg.

Und all das habe ich erlebt? Ich kann es kaum glauben. es war so unwirklich. Zwischendurch hatte ich Angst, nein eher Respekt. Ich wusste ja, dass es vor allem ein Schauspiel ist. Nicht umsonst stehen dort Tribünen. Mir hat die pakistanischen Seite leid getan. Es war nur eine handvoll Menschen dort. Ihre Jubelrufe gingen in den indischen Pfiffen komplett unter. Ob sich wohl etwas an der Provokation, ääh Zeremonie ändert, wenn sich die politische Lage ändert?

Und was mir noch im Kopf herumschwirrt: ist in Pakistan eigentlich Rechts- oder Linksverkehr?

12.05.2009

Wenn keine Tiger rauskommen, kann ich keine Tiger sehen

Tja, da war ich schon im ersten Nationalpark Indiens und gleichzeitig einem der groessten Rueckzugsorte fuer die indischen Tiger, ausgerechnet zur besten Jahreszeit und was sehe ich NICHT? Klar, Tiger... Dann sollen in dem Park mehrer Elefantenherden rumrennen. Sollen... Habe ich natuerlich auch nicht gehsehen. Nur einen Arbeitselefanten (auf dem ich die Tour gemacht habe), sonst ein bisschen Rehgetier, eine Schildkroete, eine Raupe und ein paar Affen. Ok, der Reihe nach. Also ich bin aus dem Himalaya wieder nach Rishikesh gefahren, der Jeepfahrer hatte ein bisschen Muehe, die Kuh auf der Strasse nicht umzufahren und hat stattdessen eine Frau mit Kind an den Berg gedraengt (aber davon ein andern mal, das hier soll nett werden). In Rishikesh war das gebuchte Hostel voll. Dafuer haben wir ein kostenloses Upgrade bekommen in eine kleine Huette mit Klimaanlage. Herrlich war das. Eine kleine Huette mitten im Dschungel. Affen sassen im Baum hintern Fesnter oder auch auf der Balkonbruestung, Voegel kreischen in den hoechsten Toenen und ich kann der Hitze immer mal wieder entfliehen und vor allem nachts schlafen, ohne dass eine Seite nass geschwitzt ist.
Nach 2 Naechten in der Luxushuette, hiess es Abschied nehmen und Richtung Ramnagar fahren. Mit dem Bus nach Haridwar. Dort ist irgendeine Versammlung. Ich weiss nicht, ob das mit den Wahlen zu tun hat?! Letzter Schritt der Parlamentswahl ist am Mittwoch und Propaganda findet immer und ueberall statt...
Von Haridwar nach Kashipur habe ich einen etwas aelteren Bus erschwischt. Ich hatte die ganze Zeit Angst, dass das Loch vor meinen Fuessen weiter rostet und mein Rucksack unten rausfaellt. Bin aber heil angekommen und konnte in Kahipur den Bus nach Ramnagar nehmen. Insgesamt also eine Tagesreise. In Ramnagar habe ich gleich ein Hostel gefunden. Sah ganz nett aus und war es auch. Der Manager hat mir gleich erklaert, wo ich Tigertouren buchen koennte und wie das Buchen geht.
Am naechsten morgen bin ich also frueh aufgestanden, um die Tigertour zu buchen. Ab 6 hat das Buero geoeffnet und es ist sinnvoll, schon um 5.45 dort zu sein. Das heisst nicht, dass die Tour dann gleich losgeht... Die Tour beginnt um 16 Uhr. Nur das Buchen ist so frueh. Mit etwas Glueck habe ich 3 Mitstreiter gefunden. So wurden die Kosten fuer jeden von uns etwas weniger. Ueber die Logik, dass Inder wieder weniger zahlen muessen als Auslaender habe ich mich ja schon mal ausgelassen. Hier verstehe ich es wieder nicht.
Nach 2 Stunden Schlange stehen (von 8 bis 10 Uhr), davor haben wir nur so gewartet, haben wir einen der begehrten 30 Jeeps bekommen und konnte puenktlich los, in den Park.
Eine etwas trockene Waldlandschaft sollte da auf uns warten. Trotz 4 Stunden intensiver Suche zeigten sich wieder Tiger noch Elefanten. Toll! Dafuer habe ich ein paar Spatzen gesehen. Und einen Kingfisher (ich glaube eine Eisvogel-Art). Das Highlight war allerdings die Sumpfschildkroete. Nein, ehrlich die Landschaft war unendlich schoen. Dichtes gruen wechselt sich ab mit sattem braun und dem hellen Blau des Himmels. Entweder jemand hat TIgerspuren in den Sand gemalt, oder es war tatsaechlich mal ein Tiger hier. Aich Kratzspuren an den Bauemen koennten auf das tatsaechlich vorhandensein von Tigern deuten. Tiger sind naemlich sehr reinlich. Wenn sie gegessen habe, kratzen sie sich in einem Baum die Krallen sauber. Die roten Spuren konnten wir bestaunen.
Zu der Tour gehoerte auch ein Ritt auf einem der Arbeitselefanten. 2 Stunden, bergauf und bergab. Ich wusste gar nicht, dass die Ruesseltiere so gut klettern koennen... Und so schmale Wege gehen koennen. Wahnsinn, ich habe mehrfach gedacht, das Elefant bleibt stecken. Etwas schaukelig war der Ritt schon. Anders als bei Hagenbeck, gab es auch keinerlei Sicherung. Vor kurzem ist mal wieder ein Tourist vom Elefanten gefallen und durfte die Heimreise in einer Blechkiste antreten. Gut, dass der Elefant sich ruhig verhalten hat und ich nicht runtergefallen bin. Nach wie vor fasziniert mich, wie der Elefant es geschafft hat, das Unterholz zu durchkaemmen. Ich haette schwoeren koennen, dass nicht mal eine Maus da durch passt, so dicht war es verwachsen. Immer wieder hat unsere Elefantendame, deren Namen ich leider wieder vergessen habe, sich Blaetter von den Baeumen angezupft und in den Mund gesteckt. Wenn wird durchs Wasser geritten sind, auch mal vom Wasser was geschluerft. Schon lustig, was die mit ihrer Nase alles machen koennen...
Nun ja, nach 2 Stunden auf dem Ruecken dieser Elefantin endete der Besuch im Jim Corbett Tigerreservat. Halt ohne Tiger. Schade! Den Abend muessen wir, mal wieder ohne Strom im Hostel verbringen. Ein Sandsturm hat sich in der Stadt breit gemacht. Todesmutig wage ich mich noch einmal nach draussen und stelle fest, dass die heimtueckische indische Krankheit (Geldlosigkeit) auch die 2 Geldautomaten hier im Ort befallen hat. Banken in kleineren Orten tauschen grundsaetzlich keine Fremdwaehrung. Mmmh, und nun? Naja, der Schwarzmarkt blueht, oder?! In einem Geschaeft, das ein wenig an Drogerie oder Apotheke erinnert (von Zahnpasta ueber Babywindeln bis hin zu MTX kann man dort alles kaufen, ohne Rezept...) kann ich ein paar Dollar wechseln. So endet das Tigerabenteuer doch gluecklich und vielleicht habe ich ja doch ein bisschen Tiger gesehen. Wer weiss, was in dieser Apotheke alles verkauft wird...