15.07.2010

Niemals dunkel

03:05 Uhr, die Sonne ist gerade aufgegangen und kündigt einen neuen Sommertag an.
04:00 Uhr, die Sonne scheint strahlend hell ins Fenster - der Beginn eines Sommertages. Ein laues Lüftchen streicht sanft über die grünen Wiesen, und bewaldeten Berghänge und bringt den salzigen Duft des Meeres mit.
12:00 Uhr, die Sonne scheint. Die Norweger sind draußen. Es wird gewandert, gesegelt, gesurft, gekitet, Fahrradgefahren und Urlaub gemacht. Nur wenige müssen arbeiten.
16:00 Uhr, die Sonne scheint. Langsam Zeit den Grill an zu machen. Ein Tag an der frischen Luft macht hungrig.
21:00 Uhr, die Sonne scheint. Kinder spielen draußen. Die Luft riecht nach Sommer. An Schlafen denkt keiner.
23:58 Uhr, die Sonne ist dabei im Meer zu versinken. Das Wasser färbt sich rot-gold. Die Dämmerung wird für wenige Stunden die Welt verzaubern. Dunkel wird es nicht. Der menschliche Körper braucht kaum Schlaf und (wenn die Sonne dann scheint) genießt die wärmende Kraft des Himmelkörpers.
So war die Welt geplant. Hell, freundlich und warm!

Graue Regentage gab es mehr als genug. Aber auch die konnten sich im Handumdrehen in strahlende Sommertage verwandeln. Auf dem Weg nach Geiranger, schien es, als hätte der Regen eine Dauerkarte für den Himmel. Auf der inzwischen wohlbekannten Fähre, lugte immer mal wieder die Sonne durch die Wolken. Bis kurz vor Geiranger keine einzige Wolke mehr am Himmel zu sehen war. Der obligatorische Spaziergang durch den quirligen Ort darf natürlich nicht fehlen. Immer wärmer wird es. Schnell verschwinden Jacken und Pullover in den Rucksäcken. Statt den Touristen beim Tourist sein zuzusehen, fahren wir über die Adlerstraße die 600m hinauf in ein wunderbares Wandergebiet. Durch die Einöde führt ein schmaler Wanderweg zu einem See. Totale Stille, die Berge spiegeln sich im Wasser und hoch oben in der Luft schwebt ein Vogel, ob das wohl ein Adler ist?

Viele Berge gibt es hier noch zu entdecken. Das Inselparadies vor der Stadt bietet einige davon. Auf Valderøy ist einer, der etwas kleiner und weniger steil ist. Durch den dichten Wald geht der Weg hinauf. Irgendwann, ganz plötzlich ist der Wald zu Ende und die norwegische Hochlandschaft fängt an. 300m über dem Meer und doch ganz dich dran. Türkisgrün am Ufer, dann in tiefes dunkelblau umschlagend, einmalig schön. Vom Gipfel kann man die Inseln ringsherum mit den bunten Häusern sehen, die weißen Segelboote, die scheinbar lautlos auf dem Meer fahren und im Hintergrund die Berge. Auf den höchsten Gipfeln der Sunnmørsalpen liegt noch Schnee. Mitten im Juli!

Sommerzeit = Besuchszeit. Jeden einzelnen habe ich genossen. Die guten Gespräche, die geteilten Momente und die gemeinsame Erinnerung machen die Zeit zu etwas besonderem!

07.07.2010

Ausflüge, die Ausflüge heißen dürfen

Ein letzter Blick, alles im grünen Bereich. Ein sanftes, gleichmäßiges Brummen, der Wind streichelt sanft das Gras rechts und links und die Sonne lacht. Die Welt wird kleiner und kleiner. Am Horizont taucht die Nordsee auf. Tiefdunkelblau schimmert das Meer. Ein paar weiße Segelboote geben einen wunderbaren Kontrast.
Ein paar Meter Asphalt mehr oder weniger mitten im Wasser. Die Seehunde lassen sich nicht stören, sie liegen in der warmen Sommersonne und recken vielleicht mal die Nase in die Luft und gucken, wer da so ankommt. Sommerleicht und herrlich warm, der Sand weiß und dazwischen das Gefühl von Unbeschwertheit. Graue Wolken? Die kann ich in dieser Situation übersehen. Was sollen die schon wollen - in Deutschland ist Sommer und den muss man genießen. Am besten natürlich in der frischen Luft.
Auch wenn die Ausflüge nur in die bekannte Umgebung gehen, tun sich immer wieder neue Perspektiven auf. Hamburg früh am Morgen oder Rendsburg in der Vormittagssonne oder Helgoland am Nachmittag - egal, jeder Ort hat seine Besonderheiten.
So schön die Zeit in Hamburg und Umgebung auch war, so unheimlich wirkt das wieder ankommen in einen Ort, der irgendwie auch wie Zuhause wirkt. Aus 35°C und schwüler Hitze in 12°C und kühlen Regen. Soll das der Sommer sein? Die 737 kommt zum Stehen, die Tür geht auf und statt der stickigen Sommerluft mit Kerosinaroma riecht es nach Meer, nach Sand und Salzwasser. Das sanfte Licht der Mittsommernacht lässt den Atlantik nach Blaubeersaft aussehen. Hier, im hinterletzten Zipfel der zivilisierten Welt, ist der Sommer kalt und nass, aber gleichzeitig hell und freundlich. Die Wiesen und Bäume explodieren geradezu in Blüten und Blumenpracht, die Vöglein überschlagen ihre Stimme, wenn sie sich in ihrem Gesang überbieten und mittendrin schwebe ich. Klein und unbedeutend, aber mit dem Gefühl, die ganze Welt im Herzen zu tragen. Ich glaube, wer einmal Sunnmøre erlebt, gefühlt und richtig gesehen hat, der kann nicht anders und muss zurückkommen. Einmal, zweimal, vielleicht sogar für länger.