19.08.2012

Lebensfreude

... hat einen Namen: Ines. Damals im Konfirmandenunterricht fing es an. Die ersten gemeinsamen Unternehmungen auf 16 Rollen, bremsen üben hieß das. Gemeinsame ausflüge und Besuche. Und immer wieder der vertraute Ton am Telefon. Eine Freundschaft wie diese kann man nicht mit Gold und Diamanten aufwiegen. Ines sollte also heiraten. Lange Vorbereitungen lagen hinter dem ArrFK. Die Hochzeitszeitung ist pünktlich fertig geworden, mein Kleid auch. So und jetzt der Reihe nach. Vollbepackt mit schönen Sache startet die Reise nach dem Nachtdienst. Überraschungsempfangskomittee am Flughafen. Kurzer Zwischenstopp in Deutschland und dann weiter in die Schweiz. Da treffen wir uns. Die Feier findet auf dem Hörnli statt, einem ca 1000m hohen Berg zwischen Winterthur und Zürich, in der Nähe von Jakobs Eltern. Der erste Tag vergeht mit Vorbereitungen. Es werden ca 100 Gäste kommen und alle müssen schlafen können, was zu essen haben und irgendwo eingesammelt werden. Dann der erste große Tag, die standesamtliche Trauung. WIr starten beim Friseur. Mit Blumenschmuck in den Haaren umziehen und zum Amt fahren. Fix verheiratet. Uups, so schnell geht das? Den Nachmittag und Abend verbringen wir mit Feiern. Erst im Dorf, dann im Garten. Es ist warm, die Vögel singen, die Grillen zirpen und wir haben es gut. Genießen das köstliche Essen, klönen, quatschen und basteln hier und da ein bisschen, planen und ahlen uns im Glück. Nach einem weiteren Planungstag ist endlich DER Tag gekommen. Wieder starten wir beim Friseur. Am Bahnhof von Bauma stehen schon viele der Gäste zusammen. Dann kommen die Postbusse. 3 Busse, extra für die Hochzeit gebucht. Tutend, klingelnd und hupend fahren die Busse hintereinander durch die engen Straßen den Berg hinauf. Dann sind wir da und laufen los. Die Schnitzeljeagd, die wir gestern vorbereitet haben, scheint allen zu gefallen. Mir bereitet das Wetter ein bisschen Sorgen. Wir haben blauen Himmel, Sonne und weit über 30°C. Und ich werde gleich ein schwarzes Wollkleid anziehen. Mhh naja. Erstmal müssen wir ja den Berg rauf. Es ist ein angenehmer Wanderweg. gut zu gehen, leicht zu finden. Keine Kletterstellen, kein Matsch. Alle schaffen es nach oben. Kurz duschen und umziehen. Fertig! Mittagssnack mit Quiche und Bowle. Bevor wir endlich mit der richtigen Hochzeit loslegen können, wird Ines aufgehübscht. Kleid anziehen, schmincken und vorsichtig die Frisur retten. Die Traaung findet draußen statt, unter freiem Himmel. Alle sind bereit, das erweiterte Ansgarorchester, der Bräutigam, die Gäste, der Pastor - nur die Braut fehlt. Ines hat niemanden enttäuscht. Sie kam auch an ihrer eigenen Hochzeit ein bisschen zu spät. Eine wundervolle Trauung, voller Liebe und Tiefgründigkeit. Dabei trotzdem heiter und lebensfroh. Gottfried Seume hat mal gesagt, dass man demjenigen vertrauen kann, der singt, da böse Menschen keine Lieder haben. Wenn das stimmt, können wir der ganzen Hochzeitsgemeinde vertrauen, denn alle haben laut und fröhlich mitgesungen. Die neuen Ohrringe blitzen mit den Augen der frischgetrauten um die Wette. An diesem Ort ist das Glück fassbar. Die ganze Feier schwebt in einer Glücksblase. Es gibt tolle Torte, gutes Essen und noch bessere Gespräche. Die Sonne geht unter und wir sitzen direkt davor. Sonnenuntergang vor Bergpanorama - fast wie zu Hause! Langsam beginnt meine Körpertemperatur sich zu normalisieren. 2 Lagen schwarze Schafswolle übereineinander sind bei 35°C in der Sonne nicht ganz das geeigneste Kleidungsstück. Aber trotzdem, ich liebe sie, meine Bunad.
Der Abend wird lang und fühlt sich so kurz an. Wir reden und lachen, gucken und staunen. Die Hochzeitszeitung ist ein voller Erfolg, der Kuchen auch. Es gibt Feuerwerk und eine Schmiedeshow. So viel Liebe, so viele mit Bedacht geplante Details, so viel Ines. Ines und Jakob haben es mit ihrem Fest geschafft die Welt zu verändern, zum positiven. Keiner sonst schafft es, jeden einzelnen fühlen zu lassen, dass er der wichtigste Mensch auf dieser Welt ist. Sternschnuppen regnen auf uns herab. Und ich glaube, jeder wünscht sich in dieser Nacht das gleiche: Möge diese Feier nie enden!