16.08.2007

Kaengurus und ich

Die Ankunft in Melbourne war etwas aufregender als erwartet. Das Auto springt nicht an. Und jetzt?? Mit dem kostenlosen Terminalshuttle vom Parkplatz zurück zum Terminal, dort die lieben Menschen von Europcar belatschern, dass es eines von ihren Autos ist, dass nicht anspringt und dann auf Besserung hoffen. Nach einer scheinbar endlosen Stunde kam ein wirklich hilfreicher Mate und hat uns überbrückt. Und siehe da – das Auto ist wieder angesprungen und alles war gut. Es hat zwar einen kleinen Sauerstoffmangel (oder so) erlitten, aber sonst ist alles gut. Das Radio geht jetzt aus, wenn man 3x hintereinander auf die Taste mit der 5 drückt. Warum auch immer... Auf jeden Fall ist unser Abend in Melbourne damit etwas kürzer als erwartet. Am nächsten Morgen geht es dann relativ früh weiter, damit wir viel Zeit haben, gemütlich am Wasser entlang zu fahren und hier und da einen kleinen Spaziergang einzulegen. Der Wind hat uns nach Lakes Entrace geweht. Ein kleines Urlaubsparadies mit wunderbaren Vogelbeobachtungspunkten und herrlichen Spazierwegen. Als wir endlich da sind, sitzen die Vögel schon in Fotoposition. Pelikane, Möwen, Spatzen, Kormorane und ein paar, die ich nicht kenne. Ich mag die Pelikane. Wie sich wohl der Schnabelsack anfühlt? Ob der weich und warm ist? Oder kalt und glitschig? Ich habe es leider nicht herausfinden können. Näher als 1m konnte ich nicht an diese Vögel herangehen, denn dann sind sie weggeflogen oder -geschwommen. Schade!

In Lakes Entrance ist es abends kalt. Richtig kalt. Ich meine so kalt, dass eine Heizung im Zimmer von bitterster Notwendigkeit ist. Leider hatte unser Zimmer KEINE Heizung, dafür aber den Charme der 50er Jahre. Hat auch was für sich... Vollkommen durchgefroren, aber glücklich nicht erforen zu sein, beginnen wir den Tag. Weiter geht der Weg nach Merimbula. Hier soll es viele tolle Tiere geben. Lorikeets (kleine Papageien) und vor allem Kängurus!!! Schon auf dem Weg nach Merimbula sitzen einige auf einem Golfplatz und futtern das saftige Gras. Praktisch, so können sich die Golfplatzbesitzer das Rasenmähen sparen! Die Herde scheint sich durch die herumfliegenden Golfbälle nicht stören zu lassen. Ganz entspannt nehmen sie ihren Imbiss. Von Zeit zu Zeit springt eines mal über den Rasen. Endlich habe ich auch mal ein hüpfendes Känguru gesehen. Die meisten, die ich bis dahin gesehen hatte, waren leider tot :-( Aber diese sind glücklicherweise richtig quietschlebendig und absolut niedlich. Einige der Känguruweibchen haben eindeutig Nachwuchs im Beutel. Ein Baby ist schon so groß, dass es den Kopf rausstreckt und ganz neugierig den Golfern zuschaut.

Ich könnte stundenlang den Kängurus beim Essen und Springen zusehen, aber wir wollen weiter. Zum Glück sind wir früh in Merimbula und können noch lange die Gegend erkunden. Auf dem Campingplatz im Nachbardorf Pambula soll es eine weitere große Känguruherde geben. Nichts wie hin! Tatsächlich, mitten auf dem Campingplatz sitzen ein paar Tiere und auf der Weide daneben auch! Mit den Campingplatz-Roos trete ich in näheren Kontakt. Ich hocke mich hin und lasse die Kängurus entscheiden, ob sie mich kennenlernen wollen. Und wie sie wollen! Einige schnüffeln nur an meiner Hand, stellen fest, dass ich kein Artgenosse bin und gehen wieder, andere schnüffeln sich bis zu meiner Nase vor. Nur wenige Zentimeter haben mich in diesen Momenten von einem echten, freilebenden Känguru getrennt! Unser Mittagessen wollten wir irgendwo am Strand essen, aber hier bei den Kängurus ist es doch viel netter. Das Rascheln der Papiertüten scheint die Herde gut zu kennen. Im Nu sind wir umringt von hungrigen Beuteltieren. Sie greifen nach den Tüten und beissen genüsslich ab. Hey, ist das nicht eigentlich Menschenfutter??? So schnell, wie die waren, konnten wir gar nicht reagieren. Aber der Anblick von einem Känguru, dass eine Papiertüte festhält, um von dem Menschen-Mittagessen abzubeissen, der ist einmalig. Da die Kängurus so dicht dran waren, konnte ich sogar einige streicheln und – jetzt kommt das allertollste: ich konnte einem Känguru in den Beutel fassen! Richtig in den Beutel, in dem das Baby wohnt. Herrlich kuschelig und warm und weich ist es dadrin!

Apropos Beutel und Baby, die Babykängurus, die im Beutel sind, sind sehr, nun ja, gelenkig. Sie können kopfüber in den Beutel der Mutter klettern. Dann hängen die Hinterpfoten raus, manchmal auch der Schwanz. Wenn das Baby dann wieder rausgucken möchte, steckt es einfach den Kopf raus. Die Hinterbeine gucken aber weiterhin raus. Kängurus sind ja sooooo toll!

Leider mussten wir uns nach diesem tollen Nachmittag wieder von den Roos verabschieden, da die Reise (sehr langweilige Straßen) nach Sydney weitergeht.