17.09.2010

Eine Kirche für den Troll

Mitten auf der Strecke zwischen Kristiansund und Molde liegt ganz unscheinbar ein Parkplatz. Da auf der rechten Seite der Straße steht auch noch ein etwas verblichenes Schild, auf dem ein Weg beschrieben wird, der etwa eineinhalb Stunden bergauf führen soll. Na dann los. Bepackt mit einigen Litern Wasser, Taschenlampen und den obligatorischen Keksen geht es los. Der Weg führt an einem Bach entlang. Das Wasser plätschert und die Sonne wärmt uns. Noch spenden die Bäume Schatten, aber bald kommen wir über die Baumgrenze hinaus und die Sonne und der steile Weg mit den vielen Steinen lassen sämtliche Schweißdrüsen des Körpers auf Hochtouren arbeiten. Die Wasservorräte waren sicher nicht zu großzügig geplant. Nach guten 2/3 der Strecke lassen wir eine Weile die Welt Welt sein und genießen den Ausblick über das Tal und die Berge. Es ist unglaublich schön. Nach weiteren 20 Minuten stehen wir vor einer Leiter. Dann mal schnell die Pullover anziehen und die Stirnlampen aufsetzen und ab in die Kirche. Hier oben liegt die Trollkirche. Eine Höhle aus weißem Marmor mit unterirdische Wasserfall. Unbefestigt, unbeleuchtet und ungesichert. Allerdings wird darum gebeten, dass keine Fackeln benutzt werden, damit die Höhlenwände nicht durch Ruß verschmiert werden. Auf ins Abenteuer!
Die Höhle, oder viel mehr das Höhlensystem, besteht aus drei Grotten, die irgendwie miteinander verbunden sind. In der mittleren, der schönsten und größten von ihnen rauscht ein Wasserfall durch die Höhlendecke und hat ein Becken geformt, das so glatt es, als hätte es jemand mit Schleifpapier mehrere Jahrhunderte lang bearbeitet.
Die erste Höhle ist vor allem kalt und feucht. Mal ist es hoch genug, um aufrecht zu stehen, mal geht es nur in der Hocke weiter. Die Stirnlampen helfen nur minimal gegen die Finsternis. Viel gibt es hier nicht zu sehen. Die 2. Höhle bietet dafür um so mehr. Eben den Wasserfall, das weiße Marmorbecken und die unendlich vielen Lichtspiegelungen. Lauter kleine Regenbögen, die in der Luft schweben. Hellblau, hellgrün, hellgelb, hellrot. Dazu der weiße Marmor und das rauschende Wasser. Eiskalt natürlich. Der Weg hin und zurück zum Wasserfall ist ein Abenteuer für sich. Eng und glitschig, keine Möglichkeiten, sich festzuhalten. Feste Schuhe sind ein Muss, ein Helm wäre sicher auch nicht verkehrt. Aber hey, wir sind in Norwegen. Da braucht man so was nicht. Mal abgesehen davon, dass sämtliche Rettungskräfte über eine Rettungsaktion aus einer Höhle sowieso wochenlang fluchen würden. Zum Glück ist nichts passiert und wir sind alle unverletzt aus den Höhlen wieder hervorgekrochen versuchen den Abstieg zu genießen. Die großen Steine, die schon den Aufstieg erschwert haben, machen das runterkommen nicht nur zu einer entspannten Tour. Was solls - schön war es trotzdem