19.06.2016

Anonyme Langstreckenflugabhänginge

Als ich am Rechner saß und den Flug nach Kathmandu gebucht habe, habe ich ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, über Bangkok zu fliegen, einfach weil der Flug länger ist. Wenn ich schon mal unterwegs bin, dann am liebsten richtig. Also richtig lange. Ab 8 Stunden macht ein Flug ja erst richtig Spaß. Da kann ich dann 6 Stunden schlafen und mindestens 2 Stunden was anderes machen. Essen, Film gucken, Nickerchen machen, was halt so üblich ist im Flugzeug. Aus ökonomischer Sicht ist es dann doch der Flug über Dubai geworden. Ein bisschen mehr als 6 Stunden nach Dubai. Mmh, naja. Besser als nichts. Aber länger wär schöner.
Der Flug nach Dubai ist entspannend. Ich mache mich lang, auf meinen 3 Sitzen. Lammcurry zum Abendbrot und dann immerhin 4 Stunden schlummern. Dann 8 Stunden in Dubai. Dabei lerne ich viel über den Flughafen. Terminal 1+3 sind die bekannten, schönen, Hochglanzterminals mit Spa-Abteilung und Shoppingmall. Dann gibt es da noch Terminal 2. Emirates fliegt übrigens nicht von da, nur Fly Dubai, eine Emirates-Tochter, die viel in den mittleren Osten fliegt. Und nach Indien und Nepal, vorwiegend, um die ganzen Gastarbeiter, die in Dubai schufte, hin und her zu transportieren. Zum Glück hatte ich mich vorher informiert und bin erstmal nicht zu Terminal 2 gefahren, sondern habe die bunte und glitzernde Welt genossen. 1,5 Stunden vor Abflug bin ich in den kleinen Bus gestiegen, der seine besseren Tage wohl schon gesehen hatte. Vor einer großen Halle hält der Bus an und ich finde mich in der richtigen Welt wieder. Es wuselt und wimmelt überall. Leute stehen, liegen und sitzen auf dem Boden, auf den Bänken und auf großen Gepäckstapeln. Ansagen sind kaum zu verstehen und als Restaurant gibt es ein bisschen Fastfood. Das ist die andere Seite der Glitzerwelt.Ich fühle mich wieder ein bisschen näher an der Erde. Da drüben, 25 Minuten entfernt auf der anderen Seite des Flughafens, da habe ich in anderen Sphären geschwebt und war nicht wirklich in dieser Welt. Jetzt bin ich fast angekommen. 
Auch die Flugzeuge von Fly Dubai haben mehr von der richtigen Welt, als die von Emirates. Rückenlehnen lassen sich nur 2cm bewegen, Unterhaltung gibt es nicht und das Essen und Trinken kann man nur in US$ bezahlen. Die Auswahl ist auch eher sparsam. 
Ich bin zum Glück hundemüde und verschlafe die meiste Zeit. Als wir kurz vor Kathmandu sind, fange ich an, zu überlegen, was ist, wenn mein Gepäck nicht mitgekommen ist. Oder wenn mich keiner abholt. Wenn mich keiner abholt, dann nehme ich mir halt ein Taxi und fahre alleine ins Thamel. Da finde ich auf jeden Fall eine Unterkunft. Die Sache mit dem Rucksack wäre schwieriger gewesen, aber auch zu lösen. Nach der Visa-Kauf-Prozedur - wir erinnern uns, online Formular mit online Bild abgeschickt, Papierformular mit Papierbild noch als Zugabe dazu gegeben, wobei Bilder und Formulare getrennt voneinander aufbewahrt werden - schnell einen Stempel ins den Pass bekommen und dann stehe ich, vom tropischen Regenschauer etwas klamm, aber ganz sicher bei 30°C ohne Klimaanlage nicht frierend am Gepäckband und warte gespannt. Lange Zeit passiert nichts. Dann kommen 2,3 Taschen. Dann nichts. Ok, als erstes würde ich versuchen hier einen Verantwortlichen zu finden, dann eine Bestätigung, dass mein Gepäck nicht mitgekommen ist, ah halt, da kommen 3 weitere Koffer. Weiter überlegen, und dann teile ich das der Versicherung mit. Nach ungefähr einer Stunde Warten, also fast 2 Stunden nach der Landung, kommt mein Rucksack mit dem ruckelnden Gepäckband an. Ganz unschuldig, liegt er pitschepatsche nass da. Fein, dann kann ich ja jetzt endlich raus in den Regen. Und tada, da steht auch schon jemand, der ein Schild mit meinem Namen hochhält. Das Abenteuer Nepal geht in die nächste Runde!