26.09.2006

Der sonnige Norden ruft!

Wieder Aufstehen mit Wecker, wir wollen schnell Richtung Norden fahren. Bei Ezy bekommen wir unseren Daihatsu, in einem unwiderstehlichen türkis. Hanna fährt. Immerhin sollte sie die Stadt kennen. Wir sind schnell aus der Stadt raus und fahren auch schon auf dem Highway 1 nach Norden. Typisch neuseeländisch sieht die Landschaft aus. Weiche grüne Hügel und Schafe. Dazu die Häuser und Autos. Das tut total gut, wieder hier zu sein. Und vor allen, raus aus der Stadt. Am frühen Nachmittag sind wir im Kaurimuseum. Dort ist alles über die Bäume ausgestellt und auch einiges darüber, wie es früher in den Holzfäller und Gum-Digger Orten zugegangen ist, zu lesen. Ein nachgebautes altes Hotel steht Model für das komplette Leben in der Stadt. Und immer wieder Kauri. Hier mal eine Tür, dort mal eine Kommode oder ein Tisch.
Alte Maschinen laufen hier auf Hochtouren und wir können Puppen beim Sägen zusehen. Wirklich beeindrucken ist der Gum-Room. Dort ist das Kaurigum ausgestellt. Eine Art Bernstein, der in Klumpen gefunden werden kann, die einige hundert Gramm schwer werden können. Ich hatte wirklich das Gefühl plötzlich im verschwundenen Bernsteinzimmer zu stehen. Überall leuchtete es mir in den verschiedensten Braun-Gelb-und-Honig-Farben entgegen.
Weiter geht unsere Reise Richtung Norden. Bei Woolworth in Dargaville kaufen wir ein. Heute abend gibt es Ku
mara und Gemüse. Den Abend verbringen wir in einem Farmbagpacker in Kaihu. Total niedlich. Die Abfahrt ist wirklich steil (österreichisch und deutsch) Die Küche mäßig gemütlich und unser Dorm okay. Aber die Atmosphäre stimmt. Die Farm bietet die Möglichkeit einen kurzen Spaziergang zu machen. Wir machen diesen einmal im hellen, mit Aussicht und einmal bei Dunkelheit, um die Milliarden von Glühwürmchen zu bewundern. Die beiden Aussies, die wir kennenlernen gehen etwas später los und treffen ein Possum. Sofort, als sie uns davon erzählen, sind wir auch wieder auf dem Weg. Und tatsächlich: dort mitten im Wald flitzt einer dieser kleinen Kerle umher. Erst will er sich nicht zeigen, aber dann huscht er doch durch den Schein unserer Taschenlampen. Total niedlich!


Am nächsten Tag fahren wir vom Regen begleitet eine halbe Stunde zum Kauriwald. Wir machen eine kurze und zwei gaaaanz kurze Wanderungen. Neben dem Vater des Waldes haben wir die 4 Schwestern gesehen. Und merke: The feeding roots of Kauritrees are shallow and delicate... Also nicht vom Weg abkommen!!! Das ist auch unmöglich, denn der meiste Teil ist als Boardwalk ausgelegt. Das laufen ist angenehm und die Fotos werden das übrige tun. Die Bäume sind beeindruckend riesig. 16,4m soll der Stamm im Umfang messen. Echt der Wahnsinn. Mittlerweile ist das Wetter besser geworden und die Sonne lugt zwischen den Wolken hervor. Nach unseren Waldspaziergängen (es ist schon Mittag) fahren wir noch mal schnell zurück, weil wir das Essen vergessen haben. Dann geht es wieder nach Norden. Im Blabla Café in Kataia trinken wir Tee und freuen uns über unser wunderbares Leben. Jetzt sind wir auf dem „einspurigen“ Twin-Coast-Discovery-Highway. Also es gibt nur noch einen Hiway, der nach Norden führt. Der Bagpacker, den wir eigentlich wollten ist ausgebucht. Also fahren wir nach Pukenui. Wieder ein Farmbagpacker. Alles ist herrlich sauber und wir haben sogar eine Heizung im Zimmer. Die Aussicht über die Farm ist unbeschreiblich neuseeländisch. Und die Hosts sind super freundlich.



Als wir aufstehen, hängt der Nebel noch tief auf den Weiden. Aber die Sonne scheint und wir freuen uns auf Cape Reinga. Schnell sind die Sachen gepackt und die restlichen Nudeln von gestern gegessen. Dann fahren wir auch schon wieder nach Norden. Diesmal haben wir hoffentlich nichts vergessen. Schneller als erwartet kommen wir am Cape an. Juhu, wir sind alleine hier. Die Sonne strahlt und die Ozeane rauschen. Es ist so friedlich hier. Auf dem Wegweiser fehlt nur das Schild nach Hamburg. Das bauen wir uns selber... Wir sehen das Nordkap, das Ende der neuseeländischen Welt und danach kommt nichts. Nur noch Wasser für unvorstellbar lange Zeit. Als die ersten Touristenbusse kommen, machen wir uns auf eine kleine Wanderung zum Cape Maria van Diemen. Der Hinweg geht eine Stunde bergab... Unten sitzen wir eine Weile am Strand und gucken den Wellen zu. Es riecht nach Meer und alles ist wunderschön. Der Rückweg ist einigermaßen anstrengend, aber trotzdem war der Spaziergang jeden Meter bergauf wert. Jetzt geht es wieder nach Süden. An der nördlichsten Tankstelle Neuseelands mieten wir Sandboards und fahren zu den Giant Sand Dunes. Dort müssen wir bestimmt 15m hochlaufen. Und zwar annähernd senkrecht. Es ist warm, aber die Aussicht großartig. Und dann kommt der Beste Teil. Wir rutschen auf den Boards die Steilwand hinunter. Wow, das macht voll Spaß!!!! Es ist schon relativ spät am Nachmittag und wir haben uns die Kahoe Lodge ausgesucht. Wieder ein Farmstay. Da wir vermutlich später als die normalen Bagpackers ankommen, rufen wir bei Stefano, einem einheirateten Italiener an. Kein Problem, wenn wir ankommen, wartet schon eine frische Pizza auf jeden. Und vermutlich auch eine schöne Dusche. Am 90-Mile-Beach machen wir einen kleinen Spaziergang. Der 90-Mile-Beach ist eigentlich nur 90km lang und eine Straße. So richtig mit Straßenschildern und Speedlimit. Nur Mietwagen dürfen dort nicht fahren, weil immer wieder Autos im Sand versinken und dass wollen die Vermieter lieber nicht. Hanna und ich gehen zu Fuß. Wir planschen mit den Füßen durch die tasmanische See und sammeln ein paar Muscheln. Wir fahren eine Weile durch die Dunkelheit und siehe da, irgendwann taucht ein kleines Schildchen auf und wir sind an unserem Ziel für heute Nacht angekommen. Das Bagpackers ist das allerschönste, das ich jemals bewohnt habe. Stefano gradet uns zum Freundschaftspreis up, der Dorm ist soooo voll (mit drei Leuten). Nach einer wirklich notwendigen Dusche (die halbe Düne ist jetzt weggespült...) bekommen wir eine der weltbesten Pizzen in NZ serviert. Hanna und ich sitzen noch eine ganze Weile in der urgemütlichen Küche und gucken im blauen Ordner nach Wanderungen, die wir morgen unternehmen können. In unserem Twin-Room sind die Betten wahnsinnig gemütlich und haben sogar Heizdecken. Stefano hat in einer Garage einen Fußballraum eingerichtet. Trikots, Fahnen und Wimpel hängen an den Wänden. Auch die Pizzen sind nach Fußballspielern benannt. Wir haben es hier also mit einem wirklichen Fußballfan zu tun. Es ist alles sooo liebevoll hergerichtet, dass es uns morgen bestimmt schwerfallen wird wieder zu fahren.





Nach einer erholsamen Nacht wachen wir mit strahlendem Sonnenschein auf. Vor der Terassentür sitzt eine Katze und nach dem Frühstück lernen wir noch die Wollschweine und den Welpen kennen. Alles ist bei Sonne noch viel schöner. Stefano empfiehlt uns noch eine andere Wanderung. Ein ganz leichter Weg, circa 3 Stunden, return. Okay, das klingt total gut. Also machen wir uns auf zu Duke’s Nose. Mit dem Auto fahren wir ca. 5 Minuten und schon können wir loswandern. Es gäbe sogar die Möglichkeit in einer DOC- Hütte zu übernachten. Über Weihnachten und Neujahr soll die Hütte immer schon Jahre im Voraus ausgebucht sein. Schon nach kurzer Zeit im Busch, wissen wir warum. Die Landschaft ist unglaublich neuseeländisch. Grün in allen Schattierungen und leider auch die eine oder andere Spinne, die ihr Netz quer über den Weg gespannt hat. Spinnenweben sind bestimmt gut für die Haut...
Nach ungefähr einer Stunde sind wir an einem kleinen Fluß angekommen. Schuhe aus und durch. Hier hätten wir auch baden können. Aber so warm ist es dann doch noch nicht. Im Sommer muss es hier einfach himmlisch sein. Nach weiteren zwei Stunden (so viel zum Thema drei Stunden return) sind wir da. Die letzten Meter müssen wir eine Felswand hochklettern. Und zwar senkrecht! Das DOC hat netterweise Ketten in den Fels geschraubt. Ich erlebe meine erste wirkliche Klettertour und dann sind wir oben. Wow! So eine Aussicht hätte ich nicht erwartet. Wir können die Ostküste bis zur Bay of Island im Süden und bis Doubtlessbay im Norden sehen.
Eine ganze Weile genießen wir die Sonne und die Aussicht. Wir haben auf dem ganzen Weg keinen einzigen Touristen (oder Local) getroffen. So alleine sind wir hier auf der Welt. Der Rückweg beginnt wieder steil, diesmal bergab. Dank der Kette ist es aber gar nicht so schlimm. Nach ungefähr 6 Stunden sind wir wieder am Auto angelangt. So ganz stimmte die Zeitangabe von Stefano wohl nicht, aber jede Minute, die wir gelaufen sind, war eine schöne.
Wir würden wirklich gerne einen Tee trinken gehen, aber das Café hat leider zu. Wir fahren weiter und kaufen in einem Dairy ein, weil wir nicht damit rechnen nach Kerikeri zu kommen. Plötzlich stehen wir vor dem ältesten Steinhaus und ältesten Holzhaus Neuseelands. Beides stammt aus dem späten 19. Jahrhundert. Das ist also alt hier ;-)
Unser letzter Bagpacker ist wieder eine Farm. Sie liegt etwas abseits des Highways in Whangaruru. So fahren wir bei dunkelster Nacht durch die Einsamkeit. Die Straße ist nicht asphaltiert und hier scheint kein Mensch zu leben. Kilometerlang kommt uns nichts und keiner entgegen. Irgendwann kommen wir an einer Kreuzung zum Stehen und lesen erstmal Karte. Mitten auf der Kreuzung. Zum Glück kommt kein anderes Auto. Dann dauert es nicht mehr lange und wir haben unsere Unterkunft gefunden. Etwas wuseliger und chaotischer als die anderen Bagpackers. Die Küche ist eine Gemeinschaftsküche für die Familie, die dort wohnt und die Bagpackers.