11.06.2009

Ach nee, Ha Noi

Nach der etwas abenteuerlichen Zugfahrt bin ich ohne Loch im Kopf in Hanoi angekommen. Am Bahnhof war es trubelig. So etwa hatte ich mir alle Bahnhöge vorgestellt. Kaum habe ich einen Fuß auf die Stufen vom Wagen gesetzt, um auszusteigen, quasseln Taxifahrer und Motorradfahrer auf mich ein. Als wären hier keine anderen, die ein Taxi haben wollten. Tss... Ich steige erstmal aus und suche mir dann jemanden, der nicht aggressiv um meine Dong wirbt. Gesucht, gefunden, aufgestiegen, brutal übers Ohr gehauen worden (ich habe noch versucht zu handeln, aber die wollte einfach nicht) und sicher im Hostel angekommen. Ich bekomme mein gebuchtes Bett und falle rein. Als ich unter der Dusche stehe, macht es klick und das Licht ist aus. Super, Stromausfall und ich muss erst noch meine Taschenlampe suchen. Nach 2 Stunden ist der Spuk zum Glück vorbei und ich kann mit dem Surren der Klimaanlage einschlafen.
Von Hanoi ist es nicht mehr weit in die Halongbucht - ich sehe mich nach Möglichkeiten um, dort hin zu kommen, stelle fest, dass eine organisierte Tour die einzige Möglichkeit ist, mit begrenzten finanziellen Mitteln (Alternative Taxi mieten und vor Ort eine Yacht) einen Ausflug dorthin zu machen. Ich entscheide mich für eine Tour mit Höhlenwanderung und Kayakfahren. Dann will ich weiter, um Onkel Ho in seinem Mausoleum zu besuchen. Das Mausoleum ist eine besondere Sache und auf jeden Fall einen Besuch wert, nicht nur wegen der hervorragenden Klimaanlage.
Das Gebäude ist von weitem sichtbar, direkt davor darf man nicht langgehen. Ich muss also einmal um den Block laufen, um zum Eingang zu kommen. Dort ist bereits eine lange Schlange, die sich erstaunlich schnell vorwärts bewegt. Ich muss meine Tascheabgeben, da elektronische Geräte (Kamera...) nicht mit ins Mausoleum dürfen. Metalldetektor und dann weiter in die Schlange. Fürsorglich und um meine Haut bedacht, haben die Vietnamesen den Weg mit Schirmchen überdacht. Ich komme an dem einen oder anderen Wachsoldaten vorbei (weißer Anzug und Mütze) und dann darf ich rein. Links die Treppe hoch, hier stehen jetzt überall Soldaten. Warum dürfen die eigentlich ihre Mütze aufbehalten, während der Normalsterbliche weder eine Mütze aufhaben, noch die Hände in den Taschen haben darf? Egal. Immer noch in der langen Menschenschlange schreite ich in den orangebeleuchteten Saal. Mit Mühe kann ich mir das Lachen verkneifen. Warum es wohl orange ist? Vielleicht haben due auch Agent Orange benutzt?? Wohl eher nicht, denn der Onkel da im Glaskasten hat noch Haare. Böse Zungen behaupten Madame Tussaud hätte die Führung des Mausoleums übernommen. Ich könnte es mir durchaus vorstellen. Auch wenn die offizielle Haltbarmachung jedes Jahr zusammen mit Hos Freund Lenin in Russland stattfindet.
Das ganze war surreal.
Weiter zu 1-Säulen-Pagode. Die ist auf den Münzen drauf und ich dachte, ich müsste sie sehen. Mit einem Vogelhäuschen habe ich eher nicht gerechnet. Ok, ein bisschen größer als ein Vogelhäuschen, aber nicht so groß, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Eher niedlich. Den Besuch auf dem Volksonkelgrundstück schließe ich mit einem Besuch des Ho Chi Minh Museums ab. GUt, dass ich eine Führung gemacht habe. Ohne die hätte ich gar nichts verstanden. Mit Führung habe ich wenigstens eingesehen, dass es eine Zeitreise ist. Von den Anfängen Hos kommunistischer Karriere bis hin zu seiner Idee des perfekten Staates. Ho Chi Minh ist übrigens nur eines seiner vielen Synonyme (scheint hier in der Gegend ja ganz beliebt zu sein, sich ein paar Synonyme zuzulegen, Pol Pot hatte auch ein paar) und bedeutet "der, der Erleuchtung bringt" Immerhin stimmt es soweit, dass es in Vietnam tatsächlich Straßenbeleuchtung gibt...
Auf dem Weg zum See auf der anderen Seite der Altstadt gucke ich mir den Tempel der Lietratur an und stelle wieder fest, dass asiatische Tempel so anders sind, als alles, was ich als bekannt empfinde. Warum genau, der Literaturtempel heißt, weiß ich auch nicht. Im Garten stehen ein paar Schildkröten aus Stein, die lange Inschriften tragen. Aber im Tempelgebäude selber sind keine Bücher oder Schriftrollen ausgestellt. Dafür erfahre ich, dass die lateinische Schrift tatsächlich von den Franzosen nach Vietnam geschleppt wurde. Ganz früher wurden chinesische Schriftzeichen benutzt, dann eine eigene Schrift erfunden, die sich von der chinesischen ableitet und dann kam ein Franzose und wollte ein bisschen missionieren, konnte aber die Schrift nicht lesen. Daraufhin hat er sich eine Schreibweise ausgedacht, die uns bekannte Buchstaben mit diversen Akzenten verbindet und die Schrift für uns lesbar macht. Jedoch nicht sie Sprache verständlich. Vielleicht deswegen Tempel der Literatur.
Nach einer kleinen Mittagspause geht es weiter zum See mit einem weiteren Tempel drin. Die ganze Anlage wirkt vertraut. Ich gucke auf das Wasser und bin sicher, dass ich, wenn ich mich umdrehe, das amerikanische Konsulat oder die Villa von Karl Lagerfeld sehen werde, von rechts müssten gleich ein paar Schwäne auftauchen und von links ein Alsterdampfer rübertuckern. Komisch, wo sind die? Huch, ich bin ja gar nicht in Hamburg... Das ist ja nicht die Alster sondern der Hoan Kiem See. Na gut... Ich bezahle brav den Eintritt für den Tempel (der dem Schutzpatron der Ärzte gewidmet ist) und gehe über die rote Brücke auf die kleine Insel. Wieder ein Tempelchen, wieder ein Ofen in dem Geldscheine verbrannt werden und ein Altar auf dem Bonbons und buntes Plastikspielzeug liegen. Nach dem Inselspaziergang geht es weiter durch die Altstadt. Hier haben die Franzosen wieder mal ganze Arbeit geleistet. Klejne schmale kolonialestilartige Häuser und schmale Straßen, kleine Geschäfte und hier und da ein kleines Cafe und mal ein Tempel. Eine europäische Stadt in Asien? Eine interessante Kombination, eine die mir gefällt. Schön wäre es jetzt noch, wenn die Temperatur unter 30° fallen würde und die Luftfeuchtigkeit von 90% auf 50% sinken könnte...