13.06.2009

2x Welterbe aufeinmal


Wenn man Bilder von Vietnam sieht, ist eigentlich immer ein Bild dabei. Wasser, kleine felsige Inseln, die aus dem Wasser ragen und davor ein Schiffchen. Da ich ja schon mal im Norden des Landes bin, wollte ich unbedingt die Halongbucht sehen. In den letzten Jahren ist dieser Teil Vietnams gleich 2x von der UNESCO unter Schutz gestellt worden. Um genauer zu verstehen, was sich hinter diesem Weltkultur-/ naturerbe steht, bin ich einfach mal hingefahren. Mit einer organisierten Tour (Vietnam Ecological Tours, ich hab gedacht, ich kann auch mal was für die Umwelt tun) ging es morgens früh los. Mit einem kleinen Bus durch die nordvietnamsischen Reisfelder. Hier und da grast ein Wasserbüffel, da und hier badet einer von ihnen im Reiswasser. In einigen Feldern stehen Gräber, ganz normal in Vietnam. Man braucht keinen Friedhof, kann seinen Sarg einfach so in sein Reisfeld stellen. Man darf nur auf keinen Fall vergessen, die Ahnen zu bedenken. Eigentlich jeder hat einen kleinen Ahnenaltar im Haus oder im Garten stehen. Jeden Tag werden den Ahnen (3 Generationen im Normalfall) besondere Dinge geopfert. Hat der Verstorbene geraucht, gibt es Zigaretten, mochte er gerne Obst, gibt es Obst, auch Milch und Bier ist öfter mal als Opfergabe zu finden. Niemals fehlen Räucherstäbchen und Blumen. Auch auf den Gräbern habe ich oft Räucherstäbchen gesehen.
Also weiter vorbei an Reisfeldern, Wasserbüffeln und eben den Gräbern in den Reisfeldern bis nach Halong Stadt. Dort stand schon das Schiff und hat gewartet. Zum Glück hatte die Sonne sich entschieden eine Weile hinter den Wolken zu verstecken. So war der Stadtspaziergang (ein ziemlich langweiliger Ort) nicht ganz so heiß. Dann endlich aufs Boot. Und wo sind jetzt die Inseln? Die Zahnstocher, die aus dem Wasser gucken? Ich sehe am Horizont nur eine graue Suppe. Mit ein wenig Phantasie kann ich schon ein paar Inseln erkennen. Aber ich wollte doch diese Inseln sehen. Und nicht die Inseln in grauer Suppe. Ich beschließe abzuwarten und zu hoffen, dass doch noch die eine oder andere Insel auftaucht. Und siehe da, nach einer halben Stunde auf dem Wasser kommt auf der linken Seite eine Insel zum Vorschein. Ui, die ist ja grün! Wir fahren ziemlich dicht an dem Inselchen vorbei. Ich weiß gar nicht, wie ich die Insel beschreiben soll. Es ist mehr ein bewachsener Felsen, der aus dem Wasser ragt. Wir fahren zwischen den Inseln durch, die immer dichter zu werden scheinen. Ich hätte mich schon nach ein paar Inseln total verfahren. Nach jeder Insel tauchen rechts und links jeweils neue Inseln auf. Und sie ragen wirklich wie Zahnstocher, also sehr dicke und grün bewachsene Zahnstocher, aus dem Wasser. Ich bin schon nach wenigen Minuten der Inseln vollkommen orientierungslos. Wie gut, dass ich einen Kompass dabei habe.
Wir fahren immer weiter in die Inselwelt hinein. Immer wieder tun sich schöne und faszinierende Szenen vor meinen Augen auf. Gedankenversunken gucke ich aufs Wasser. Da macht es plötzlich platsch. Was das war? Ein Seeadler, der sich sein Mittagessen geholt hat. Dieser große Vogel hat etwas majestetisches. Nichts, aber auch gar nichts vom hellschwarzen oder dunkelweißen Pleitegeier, der im Bundestag hängt, sondern wirklich etwas besonderes. Wie lange er wohl dort eben über dem Schiff geflogen sein mag? Ob sein Mittagessen auch gut war? Unser Mittag bestand aus Reis und Tintenfisch. Wenn die Tiere nicht als ganzes Tier auf meinem Teller landen, kann ich mich damit anfreunden. Zumindes probieren muss drin sein. Und sonst gibt es ja immer noch Reis mit Fischsauce.
Nach dem Mittag dann umsteigen ins Kanu. Paddelnd gelangen wir zu einer Höhle. Ich bin zwar nicht ins Wasser gefallen, aber nass bin ich trotzdem. Paddeln ist doch ganz schön anstregend. Vor allem in der Mittagshitze. Die Stufen zur Höhle sind etwas rutschig. Aber lange nicht so steil, wie andere Stufen, die ich in den letzten Wochen hinaufgeklettert bin. Dann kommt der Moment, in dem die Höhle ihrem Namen alle Ehre macht. Surprise - es ist kühl. Herrlich! Die Drachenfrau, die sonst in der Höhle wohnt ist gerade nicht da und so können wir ihr Bad bestaunen und die Löcher an der Decke, die sie mit ihrem Schwanz hineingeschlagen hat. In verschiedensten Farben angestrahlt entwickeln die Tropfsteinformationen eine ganz eigene Atmosphäre. Es gibt hier Schildkröten (deutlich zu erkennen), Elefanten (meine Phantasie reicht nicht aus, um ihn zu sehen), einen versteinerten Drachenschwanz (eindeutig) und noch viel mehr Figuren, wenn man seiner Phantasie freien Lauf lässt.
Leider ist die Wanderung durch die Höhle auch irgendwann vorbei und wir gehen wieder an die Erdoberfläche. Komisch, hier ist es sehr warm... Mit dem Kanu weiter Richtung Festland. Auf dem Weg haben wir die Möglichkeit im kristallklaren, körperwarmen Wasser zu baden. Das Kanu schwankt gewaltig, als ich aussteige um ein wenig zu planschen. Noch viel weiter neigt es sich beim Einsteigen auf die Seite. Zum Glück sind meine Sachen alle in mehrere Plastiktüten verpackt und in einer wasserdichten Tonne verstaut. Alles ist gutgegangen und ausser ein paar Mücken (inklusive Stiche) bin ich keinem weiteren Tier begegnet. Vermutlich würde auch alles gegessen, was sich hier im Wasser bewegt... An einem kleinen schwimmenden (Touristen-) Dorf werden wir vom großen Schiff eingesammelt und nach Halong Stadt zurück gefahren. Von dort mit dem Bus weiter nach Hanoi. Ein aufregender Tag.