26.06.2013

Beware of the Vampire!

Jaja, ist schon ok. Ich passe auf. Ich habe ein Mückennetz fürs Gesicht und DEET-haltige Mückensprays mit. Und außerdem habe ich lange Klamotten an und benutze kein Parfum. Ich hatte zwar schon festgestellt, dass alles nicht hilft, aber versuche es weiterhin. Allerdings habe ich nirgendwo anders auf der Welt solche Schilder gesehen. Aber vielen Dank, liebe Nachbarn rund um den Ort Forks, dass Ihr Euch solche Gedanken um mein Wohlbefinden macht. Auch, dass es eine Vampirewatcharea gibt finde ich wirklich sympathisch. Aber ehrlich, die ganzen Vampirsouvenirs müssten nicht sein. Finde ich ziemlich zynisch, denen gegenüber die die Blutsauger nicht so mögen. Oh, es sind gar nicht die kleinen fliegenden Blutsauger gemeint? Sondern die, die Volvo fahren? Ach so… und ich dachte schon… Angefangen hat dieser Ausflug wieder mit einer Fährfahrt. Stunde vorher da sein, das kenne ich ja schon. Werde ich Fjord 1 vorschlagen. Ich nehme an, die können sich dann vor Lachen nicht mehr auf den Beinen halten. Die Fahrt ist schön und kaum einen Augenblick später bin ich auf der Olympic Peninsula. Ich fahre an der Küste entlang und komme bald in einem kleinen Ort. Etwas unsicher, ob es die Post oder das Museum ist, versuche ich mein Glück und kaufe Briefmarken. Hat geklappt, war wohl die Post. Das Gebäude, ein altes Holzhaus, gleicht auch drinnen einem Museum. Der Schalter, wie so in alten Zeiten üblich, vergittert. Die Kasse, mit Tasten zu eintippen und einem Klingelton macht das Bild perfekt. Die Postdame ist leider ebenfalls antiquarisch und arbeitet der Zeit entsprechend. Eine halbe Stunde später halte ich glücklich einen Stapel Briefmarken in der Hand (alle mit dem gleichen Wert, das Zählen hat so lange gedauert). Anlecken und draufkleben, in den Briefkasten werden und weiter. Vor vier Jahren bin ich hier schon mal langgefahren. Und ich kann mich an kaum was erinnern. Entweder hat sich alles so verändert oder ich habe ein schlechtes Gedächtnis. Ich tippe (um mich selbst zu schonen) auf ersteres. Wenige Augenblicke später bin ich in Port Angeles und stürze mich ins Vergnügen. Also gehe ins Aquarium und Meermuseum. Ansonsten erkenne ich auch diesen Ort nicht weiter. Ob es am regen liegt? Dieses mal will ich aber nicht nur den Küstenweg entlang laufen, sondern in die Berge. Gerne bezahle ich wieder den Eintritt für den Nationalpark. Dafür bekomme ich auch wieder ein Museum zu sehen. Und dann fahre ich weiter den Berg rauf. Bumm, eine Wand steht vor mir. Zum Glück nur aus Wolken, aber so dicht, dass ich nur im Schneckentempo vorankomme. Oben angekommen, sehe ich die Wolkenwand unter mir. Es nieselt und es ist relativ frisch. Trotzdem gehe ich eine Runde spazieren. Wieder so ein Lehrpfad, mir macht das Spaß. 2,5 Stunden von Infotafel zu Infotafel. Dabei sehe ich natürlich nicht, das was ausgewiesen ist. Da ist meistens ne Wolke im Weg. Langsam zuckel ich weiter Richtung Forks. DER Vampirort. Gegen Abend bin ich da, sichere mir einen Platz in einer Hütte auf dem Campingplatz und gucke mir den Ort an. Kein Wunder, dass Bella gelinde gesagt, nicht vor Begeisterung gesprüht hat, als sie dort hin ziehen sollte. Abgesehen von den Souvenirgeschäften, einem Supermarkt, der Highschool und dem Busbahnhof gibt es nichts. Genau, nichts. Naja nichts, außer ziemlich viel Regen und Nebel. Um nicht von den kleinen Minivampiren aufgefressen zu werden, lasse ich den Abend früh in der Hütte ausklingen. Der Regen prasselt aufs Dach und ich bin froh, dass ich im Trockenen bin. Am nächsten Morgen will doch tatsächlich hin und wieder mal die Sonne vorbei gucken. Nichts wie los, ich will zum Strand und da zum Norway Point gehen, vorbei an Hole in the Rock. Der Sandstrand ist breit und rau. Überall liegt Treibholz, nicht nur kleine Zweige sondern große Baumstämme. Die 10km laufen sich leicht (sind auch nur 5km eine Strecke, also nur die Hälfte). Nur einen Fluss muss ich überqueren, auf einem Baumstamm balancierend. Kein Problem, klappt selbst bei meinem Gleichgewichtssinn. Und dann steh ich da vor einem Felsblock mit einem Loch drin - Hole in the Rock. Kreativer Name, oder?! Hier und da kleben ein paar von den bunten Seesternen an den Felsen und ich entdecke, dass man Anemonen dazu bringen kann, sich zu verschließen, wenn man sie mit einem Stöckchen anstupst. 
Frisch und munter bin ich nach diesem Spaziergang aufgelegt für neue Abenteuer im Regenwald. Links abgebogen und schon bin ich mitten drin. Moosbewachsene Bäume, Moos hier, Moos da. Ich gucke mir die bekanntesten Bäume an und entscheide mich dann für einen mittellangen Spaziergang. Meinen eigentlichen Favoriten kann ich nicht angucken, weil ein überraschend starker Regenguss den Weg weggespült hat. Aber auch der kürzere Weg ist beeindruckend. Kein Maler dieser Welt, kein Computer, kein Programmierer, nichts außer der Natur ist im Stande diese Fülle an Grüntönen zu schaffen. Beseelt von einer grandiosen Erfahrung, trete ich die Reise zurück in die Zivilisation an.