Lo
Manthang ist der Umkehrpunkt. Jetzt geht es wieder zurück, weg von
Tibet, zurück in die
Zivilisation. Dieses mal gehen wir einen anderen
Weg. Die Pässe sind etwas höher, aber lange nicht "hoch". Bald habe ich
den höchsten Punkt der Reise erreicht, 4320m. Ein bisschen windig. Auf
dem Weg heraus aus der kleinen Welt in Lo Manthang, verfolgen uns ein
paar wilde Hunde. Ich bin ganz froh, als sie irgendwann abdrehen und
scheinbar nicht mehr an mir interessiert sind. Von einem Rudel wilder
Hunde, möchte ich hier nämlich nicht angegriffen werden.
Mittags liegt das Kloster von Ghar Gompa auf dem Weg. Hier leben ein paar Mönche, die hungrigen Touristen gerne ein Mittagessen zubereiten. Instantnudeln, gebraten mit ein
Das Kloster sieht etwas verlassen aus, der Gebetsraum ist dunkel und kalt. Der Mönch erklärt mir, dass ein Teil des Klosters in einer alten Höhle liegt. Der Gebetsraum geht daher
Der
Legende nach, soll dieses Kloster zur Verteidigung
gegen die Geister
und Drachen gebaut. Offenbar mit Erfolg, denn ich habe bisher noch keine
Geister und Drachen gesehen und ganz in der Nähe, in Dhakmar, ist das
Kliff rot gefärbt vom Blut des Drachens. Genau in diesem
drachenblutroten Ort, ist das Hotel für heute Nacht. Der Ort ist klein
und Touristen kommen zumindest jetzt nicht regelmäßig hierher. Es dauert
ein bisschen, bis eine Hotelbesitzerin kommt und eines der Hotels
aufschließt.
Ich mache noch einen kleinen Spaziergang durch den Ort. Das rote Kliff leuchtet intensiv,
Nach der Nacht in Dhakmar kreuzt der neue Weg den alten. Zum ersten mal auf dem Rückweg taucht Nilgiri wieder am Himmel auf. Sind wir jetzt so dicht wieder am Anfang bzw Ende der Reise? Am Vormittag treffen wir 3 Jungs. Den ältesten schätze ich auf 14, den jüngsten auf vielleicht 8 Jahre. Viel Gepäck haben sie nicht. Zusammen einen kleinen Rucksack und eine Plastiktüte. Und eine gemeinsame Flasche mit Selbstgebranntem. Die 3 laufen in zu großen Plastiklatschen und ich erfahre, dass sie hier gearbeitet haben. Jetzt sind sie auf dem Weg nach Hause, bis Jomsom müssen sie laufen, danach können sie einen Bus nehmen, der sie dann in 3-4 Tagen an die indische Grenze bringt. Ich weiß nicht, was ich zuerst denken oder tun soll. In mir entsteht eine Mischung aus Verzweiflung, Wut und dem Gefühl, die Kinder retten zu wollen. Die Kinder sind von ihren - sicherlich verzweifelten - Eltern in die Sklaverei verkauft worden. Die Familie hier, hat Kindersklaven aufgenommen... Was ist das nur für eine Welt? Dass die drei ihre Situation nicht ertragen können und sich deswegen betäuben, kann ich irgendwie verstehen. Aber... Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich stehe hier mit 3 Kindern, die eigentlich zur Schule gehen sollten, lesen und schreiben lernen und in den Pausen mit anderen Kinder toben. Stattdessen torkeln sie vormittags, vor dem eigenen Leben geflüchtet, auf dem langen Weg durch die Wüste. Das war mal wieder ein Bauchklatscher in die Realität.
Gegen
Mittag habe ich mich wieder einigermaßen gefangen und kann den Ausblick
auf die längste Manimauer der Welt aus einer ganz anderen Perspektive
genießen. Die Dörfer sehen aus wie grüne Inseln in einem lehmfarbenen
Ozean. Was Wasser nicht alles kann. So was unscheinbares wie Wasser,
kann die lebensfeindliche Wüste in einen lebendigen Lebensraum
verwandeln.
Am nächsten Tag steht noch ein Highlight auf dem Programm. Das Kloster mit dem Einsiedler. Als wir losgehen, liegt noch schwerer Nebel in den Tälern. Tiefer und tiefer geht es in die Schlucht hinein. Bergab natürlich. Nach einer guten Stunden biegen wir rechts ab und klettern eine steile Treppe hoch. Bald entdecke ich ein Meer aus Gebetsfahnen und -schals. Eine ganz unscheinbare Höhle von außen. Der Mönch, der hier wohnt, kommt vor die Tür und lädt mich ein, durch seine Höhle zu gehen. Das Herzstück bildet ein merkwürdiges anmutendes Gebilde, was mir als Stupa erklärt wird. Eine Kombination aus Stalagmit und Stalagtit -Tropfsteine, die sich in der Mitte getroffen haben und zu einer Einheit verschmolzen sind. Überall stehen Figuren, es hängen Schals und bunte Gebetsfahnen, Öllampen und andere Gaben. Ich bin fasziniert. Noch faszinierter bin
ich, als der Mönch mich einlädt, mich
hinzusetzen und einen Tee mit ihm zu trinken. Er erzählt von seiner
Pilgerreise und seinen
Meditationsübungen. Er hat die Bibel gelesen, den
Koran und kann die tibetischen Schriften auswendig. Sein Englisch ist
einwandfrei, daneben spricht er auch noch tibetisch, nepali, französisch
und chinesisch. Seit einigen Jahren lebt er alleine in dieser Höhle,
mindestens 1,5 Stunden von der nächsten menschlichen Siedlung entfernt.
Er ist komplett auf die Geschenke von anderen angewiesen. Und die
scheint er zu bekommen. Die Öllampen brennen und er erzählt stolz, dass
er jeden Tag etwas zu essen hat. Und wieder einmal keimt in mir dieses
Gefühl von Dankbarkeit und Demut. Dieser deutlich gebildete Mann in
meinem Alter lebt hier, ganz alleine. Tagein, tagaus. Er ist belesen,
kann viele Sprachen und ist trotzdem - oder deswegen? mit einem
absoluten Minimum zufrieden. Jeden Tag, etwas zu essen, Zeit zum beten
und meditieren und Gottvertrauen, das ist alles, was er zum Leben
braucht.
Am nächsten Tag steht noch ein Highlight auf dem Programm. Das Kloster mit dem Einsiedler. Als wir losgehen, liegt noch schwerer Nebel in den Tälern. Tiefer und tiefer geht es in die Schlucht hinein. Bergab natürlich. Nach einer guten Stunden biegen wir rechts ab und klettern eine steile Treppe hoch. Bald entdecke ich ein Meer aus Gebetsfahnen und -schals. Eine ganz unscheinbare Höhle von außen. Der Mönch, der hier wohnt, kommt vor die Tür und lädt mich ein, durch seine Höhle zu gehen. Das Herzstück bildet ein merkwürdiges anmutendes Gebilde, was mir als Stupa erklärt wird. Eine Kombination aus Stalagmit und Stalagtit -Tropfsteine, die sich in der Mitte getroffen haben und zu einer Einheit verschmolzen sind. Überall stehen Figuren, es hängen Schals und bunte Gebetsfahnen, Öllampen und andere Gaben. Ich bin fasziniert. Noch faszinierter bin
Noch
ganz erfüllt von der Begegnung geht es weiter durch die Schlucht.
Irgendwann geht es wieder bergauf. Langsam habe ich richtig Hunger, der
Berg will aber kein Ende nehmen. 10 Schritte und tief durchatmen. Wieder
10 Schritte. Ich habe Hunger wie eine ganze Herde Wölfe am Ende des
Winters. Endlich bin ich oben und sehe schon das Dorf, wo es Mittagessen
geben soll. Es sieht gar nicht so weit aus. Tja, zu früh gefreut. Es
sind noch 2 Flusstäler, die auf dem Weg liegen. Gefühlt sind es Stunden
und ich hätte fast den Boden (oder besser den Tisch) geküsst, als ich
endlich in der Küche des Guesthouse sitze und den Reistopf zischen höre.
Ich esse 2 Portionen, von der jede eine durchschnittliche 4-köpfige
Familie satt gemacht hätte. Jetzt bin ich zumindest ein bisschen
gestärkt und kann weiter gehen. Ab jetzt ist der Weg der gleiche wie auf
dem Hinweg. Jetzt heißt es Abschied nehmen von Mustang, dem mythischen
Königreich, dem Tibet außerhalb von Tibet. Gerne wäre ich länger
geblieben, hätte gerne mehr gesehen, gerochen, geschmeckt und erlebt.
Aber auch so bin ich dankbar und ein bisschen zufrieden und das obwohl
ich die Wüste jetzt wieder verlassen werde.