04.09.2006

Von Axum nach Lalibela

Morgens geht es früh los. Nachdem wir etwa 20 Minuten im Innenhof eingesperrt waren und dann endlich den Nachtwächter geweckt hatten, konnten wir durch die Dunkelheit zum Busbahnhof laufen.
Es ist ein bißchen gruselig in der dunklen Stadt zu sein. Am Busbahnhof ist noch nichts los. Wir sitzen eine Stunde vor dem verschlossenen Tor und warten. Im Laufe der Zeit sammeln sich die Menschen vor dem Tor. Irgendwann kommt die "Security" und schliesst auf. Ein Minibus kommt vorbei. Der Karten-Mann schreit in einer unglaublichen Geschwindigkeit "AdwaAdwaAdwaAdwaAdwaAdwaAdwaAdwaAdwaAdwa...." Dieser Bus soll also nach Adwa fahren... Wir wollen aber nach Mek'ele (wer es aussprechen will: das k wird geklickt, ich musste lange üben, kann es aber jetzt aussprechen)
Die Busfahrt ist afrikanisch. Außer einer kleinen Panne passiert nichts außergewöhnliches. Wir sind ca 12 Stunden unterwegs und kommen spätnachmittags in Mek'ele an.
Wir gucken uns die Stadt und den Palast von Kaiser Yohannes an. Der Palast hat auch schon bessere Zeiten gesehen. Schade eigentlich. Es wäre beschützenswert.
In einem Cafe trinken wir Chai. Hier läuft ein Fernseher WOW! Pro 5 Minuten ist eine 1 Minute ein Bild zu erkennen. Mit Hilfe unserer Tischnachbarn finden wir heraus, dass Somalia sich mit dem Einmarsch äthiopischer Soldaten nicht so richtig zufrieden zeigt und Äthiopien jetzt den Krieg erklärt.
Ein bißchen unheimlich... Ein bißchen sehr unheimlich!
Aber an Wegkommen ist nicht zu denken. Also am besten gar nicht denken und einfach den Tag genießen. Mek'ele ist wieder sehr wuselig. Der Markt ist schon zu Ende als wir ankommen. Bei einer Frau an der Straße kaufen wir Mangos und Guaven. Jeweils 1 Birr pro Obstsorte. Das reicht auf jeden Fall für Frühstück und Mittagessen morgen.
In einem kleinen Restaurant essen wir - was wohl - Injerra. Nicht so lecker. Die Ziege deren Fleischreste in der Sauce waren, muss eine Greis-Ziege gewesen sein.
Unser Hotel "Green-Hotel" liegt zum Glück dem Busbahnhof gegenüber. So haben wir morgen nicht mehr so weit zu laufen.
Am nächsten Morgen das obligatorische Frühaufstehen. Um fünf Uhr am Busbahnhof sein, die Reise ist wie immer:
warten, warten und irgendwann zu einem Bus rennen, hoffen, dass es der richtige ist, vor dem Bus warten, reindrängeln, Sitzplatz sichern, hinsetzen, warten, warten und losfahren, Panne haben, warten, weiterfahren, Mittagspause, weiterfahren, Panne, warten, weiterfahren, Checkpoint, warten, weiterfahren, ankommen. Und immer lächeln, denn das Leben ist schön!

Spät nachmittags sind wir in Weldiya. Dort ist eine Straßenkreuzung. Ein Weg führt nach Lalibela, der andere nach Addis. In einem Café gehen wir Ambo (Mineralwasser) trinken und suchen uns dann ein Hotel. Das Hotel ist direkt gegenüber des Busbahnhofs. Wrkt erst ein bißchen eklig, so als könnten wir es auch nur für ein paar Stunden mieten... Aber da wir uns anmelden müssen, kann es nicht so schlimm sein. Es gibt sogar eine Dusche. Und noch viel toller: wir haben sogar ein paar Tropfen Wasser. Irre!!! Ich genieße das frische Wasser und dann geht's los in den Ort. Inzwischen ist es Abend und wir gehen Injerra essen. Sehr köstlich!!!
Zum Nachtisch gibt es nebenan noch Tee und Erdnüsse.
Erdnussverkäufer gibt es im ganzen Land. Und zwar ganz schön viele. Kinder von 4 bis etwa 12 laufen mit Plastikschüsseln herum in denen schon geschälte Erdnüsse sind. Abgemessen wird mit einem Flaschendeckel. Ein deckelvoll kostet 20-60c, je nach dem wieviel Faranji-Aufschlag ich bezahlen muss.
Zum Glück sind Martina und ich beide müde, so dass wir früh ins Hotel gehen. Zu unserem Nachttopf, der auch schon mal sauberer war...
Glück insofern, weil es bald anfängt wie aus Eimern zu schütten. Mit dem ersten Blitz ist auch der Strom weg. Stromausfälle hatten wir schon häufig, aber so lange hat es noch nie gedauert. Als ich um ca 3 Uhr morgens zum Klo (das am Überlaufen ist) gehe, ist immer noch alles stockfinster.
Morgens ist alles ein einziger Matsch. Es hat die ganze Nacht geregnet. Immerhin gibt es wieder Strom, so dass auf der Straße schon wieder Musik läuft.
Vor dem Busbahnhof warten wahre Menschenmassen. Alle wollen nach Lalibela. Nach einer kurzen Wartezeit von weniger als zwei Stunden nähern wir uns unserem Bus. Es ist so wahnsinnig voll, dass wir zu zweit auf einem Platz sitzen. Vier mal nebeneinander. Also wir sitzen zu acht (plus Gepäck) auf fünf Sitzen. Und es regnet immer schon wieder.
Nach der krassesten Fahrkarten-Abzocke versuche ich ein wenig zu schlafen. Es gelingt nicht wirklich. Von oben tropft nämlich ständig Wasser auf mich drauf. Jedes mal, wenn wir anfahren, bergauf oder bergab fahren gibt es einen kleinen Wasserfall, der mal meine Hose, mal meinen Nacken oder zur Abwechslung mal meinen Arm trifft. Am liebsten würde ich aussteigen und mich mit einem Flugzeug oder Helikopter abholen lassen. Der Mann neben mir möchte unbedingt reden, kann aber fast kein Englisch. Das macht die Sache wenigstens lustig. Immerhin hat er eine großartige Idee. Er stopft unsere Soft-Taschentücher in die Löcher in der Decke. Jetzt ist das Dauertropfen weg. Schlafen kann ich trotzdem nicht. Die Straße ist eine historisch wertvolle. Original aus der Steinzeit und nie repariert. Bei einer Reifenpanne müssen wir aussteigen, der Bus wäre sonst zu schwer. Auch das Überqueren von Wasserlöchern = Pfützen muss der Bus passagierfrei vornehmen. Zum einen wegen des Gewichts, zum anderen, weil die Fahrgäste eine Brücke durch das Wasser bauen müssen, damit der Bus voran kommt.
Als wir nach vielen unfreiwilligen Pausen in Lalibela sind, kann ich nachvollziehen, warum in meinem Reiseführer stand, dass auch eine Reise mit dem Bus einer Pilgerwanderung gleichkommt. Busfahren kann ja so anstrengend sein.
In Lalibela erwartet uns nichts als Regen und eine Horde von Kindern, die uns alle unser Hotel, Souvenirshops, Höhlen und all sowas zeigen wollen.