08.09.2006

Zurück in die Zukunft

Viel zu schnell ist die Zeit in Äthiopien vergangen. Ich habe gar nicht genug Zeit allen lieben Menschen auf Wiedersehen zu sagen.
Aber es muss sein :-(
Zwei Tage bevor ich wieder abreisen muss, ist noch richtig was los gewesen. Zum einen war Mutter-Teresa-Todestag und extra für diesen Anlass wurden zwei Kühe geschlachtet. Leider war der Gulli im Innenhof solche Flüssigkeitsmengen, wie das Bultvolumen einer Kuh nicht gewohnt und das Blut lief so über den Hof. Und man kann eine ganze Kuh essen! Es muss nichts übrig bleiben. Und wenn ich sage nichts, dann meine ich auch nichts. Sogar das Periost wird gegessen.
Zum anderen gab es abends mal wieder Stromausfall. In Addis kam der Strom immer schnell zurück. Nur an diesem Abend nicht. So haben wir gemütlich bei Kerzenschein in der Küche gesessen. Bis, ja bis uns die Nachricht ereilte, dass am Arat-Kilo (also zwei Plätze weiter) gerade zwei Soldaten erschossen wurden.

Ich verlasse das krasseste Land, das mir je begenet ist mit einem lachenden und einem weineneden Auge. Ich bin froh dagewesen zu sein und werde vieles total vermissen. Auf der anderen Seite freue ich mich darauf, all meine Erlebnisse erzählen zu können.

Der Flug geht knapp an einer Katastrophe vorbei. Ich verschlafe die Zwischenlandung in Khartoum. Und zwar total. Ich wache erst auf, als wir schon wieder fliegen und neben mir ein Mann sitzt, der vorher nicht dort gesessen hat. Da die Bordbesatzung KEIN Englisch kann, gebe ich es auf nach mehr Wasser zu fragen. In Istanbul wird es schon was geben!
Einen ganzen Tag darf ich dann in Itanbul verbringen. Ich fahre mit der Straßen/S-Bahn in die Stadt und laufe etwas verwirrt umher bis ich endlich die blaue Moschee gefunden habe. Sieht schon schick aus. Nach einem kurzem Abstecher ins Museum (das Anstehen hat ungefähr 90 Minuten gedauert) mache ich mich wieder auf den Rückweg. Ich fühl mich komisch...
Mein erster Weg am Flughafen führt zum Klo, der zweite, dritte und vierte auch. Dann schaffe ich es schnell durch die Sicherheitskontrolle, um dan wieder auf's Klo zu gehen.
Den Flug überlebe ich dank eines peripher wirksamen Opioids *Loperamid sei Dank* (Loperamid ist Euch Nicht-Medizinern vielleicht bekannt als Immodium)
Zuhause angekommen will ich nur noch duschen, die Flöhe und Wanzen loswerden und auf ein richtiges Klo gehen. Klappt alles wunderbar. Mein ganzer Körper ist von Flohstichen überseht. Die Wanzen haben sich nur an den Beinen aufgehalten. Wanzenstiche werden bei mir zu dicken Blasen und wenn die platzen, dann ist mein Bein offen :-(
Das Ankommen an sich war merkwürdig. Ich wusste zwar, was ich zu erwarten hatte, aber mein Bauch hat anderes erwartet. Die ersten male einen Lichtschalter bedienen, brachten bei mir die Frage auf "geht es, geht es nicht, wird es lange anbleiben oder die ganze Zeit flackern?" Oder beim Wasserhan aufdrehen " kommt Wasser? wieviel? Warm? Reicht es für eine Dusche?"
Eigentlich total normale Dinge... Im Nachhinein bin ich dankbar, dass ich es auch mal anders kennengelernt habe. Und wie schnell das geht, dass ich mich an äthiopische Standarts gewöhnt habe.
Nach einigen Tagen in der High-Tech-Welt, sind meine Lamblien (kleine niedliche Dramparasiten) auch tot und ich bin wieder vollständig hergestellt, um mich au die nächste große Reise vorzubereiten!