20.02.2009

Die neuen 7 Weltwunder oder das Taj Mahal und ich


Das Tja Mahal gehoert doch dazu, oder???
Am Mittwoch klingelte mein Wekcer also recht frueh, damit ich den Zug um 6.15 nehmen konnte. Und, oh Wunder, um 5.45 Uhr fuhr der Zug ein. Draussen am Wagen waren Zettel angebracht mit Namen, Sitzpatznummer und Essenswunsch. Drinnen war es angenehm, Klimaanlage halt. Es gab fuer jeden eine Rose, ein paar Zeitungen und dann ein mehrgaengiges Fruehstueck. Vielleicht sollte die Bahn mal ueber so einen Service nachdenken? Das ist aber auch das EINZIGE, was die deutsche Bahn von der indischen lernen darf.
Gute 2 Stunden und 10 Grad spaeter hielt der Zug in Agra. Agra ist eine nicht sehr schoene und eigentlich auch nur wegen ihrer Monumente bekannte Stadt,
suedlich von Delhi. Das bekannteste Bauwerk dort ist das Taj Mahal. Eben dieses hatte ich vor zu bestaunen. In Agra lauern, wie ueberall auf der Welt, potentielle Guides und Touristenabschlepper. Zusammen mit Erika aus der Schweiz habe ich mir einen der offiziellen Guides gemietet. Im Auto ging es dann zum Taj Mahal. Es war zum Glueck erst kurz nach halb neun, die grossen Touristenmengen waren lagen vermutlich noch in den kuehlen Hotelbetten. Eigentlich wollte ich ja 2 Tage in Agra bleiben und zu Sonnenaufgang zum Taj Mahal gucken, aber die Oeffnungszeiten haben mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Vor 8.00 Uhr, kein Einlass. 750 Rupien aermer (im Vergleich, mein Hotel - Einzelzimmer mit Bad, Internet und Fruehstueck kostet 400 Rupien pro Nacht) ging es vorbei an Souvenirverkauefern, Fotografen und Richtung Haupttor. Oh, hatte ich schon gesagt, dass Inder 10 Rupien Eintritt bezahlen? Und ich bin sicher, dass die Inder mit der Rolex am dicken Arm und dem BMW unterm Hintern nicht so viel aermer sind als ich...
Ok egal, am Haupttor dann der erste Blick. Weiss schimmernd, vielleicht ein bisschen blaustichig? Davor ein paar Wasserpfuetzen, die wohl mal ein prachtvoller Springbrunnen werden sollten und symmetrische Gaerten. Die 4 Tuerme des Taj Mahal neigen sich leicht zur Seite, damit sie, wenn sie einstuerzen nicht auf das Haupthaus fallen. Was der Architekt (der uebrigens nach der Vollendung seines Werkes nicht wieder zurueck nach Hause durfte, sondern in Indien festgehalten wurde!) alles bedacht hat - Wahnsinn! Es gibt Klimaanlagen, also welche die ohne Strom funktionieren und tatsaechlich einen Luftzug in den Bau bringen. Die Refielfs (oder halt das was draussen eingemeisselt ist) haben alle Symbolcharakter und sind natuerlich handgefertigt. Edelsteine und Perlmutt von ueberall auf der Welt sind mit in die Wande eingearbeitet... Und alles nur weil Frau Mumm Taj kurz vor ihrem Tod zu ihrem Mann gesagt hat, dass sie 3 Wuensche hat 1. er darf nicht wieder heiraten 2. Er solle sich um die Kinder kuemmern und 3. er solle ihr ein Denkmal bauen. Nun denn... Es ist ihm wohl gelungen. Und huebsch ist es alle mal. Innen drin ist allerdings nicht viel zu sehen. 2 Saerge, natuerlich aus Marmor, das wars. Der Garten ist nach persichem Muster angelegt (ich haette jetzt getippt franzoesich...) und absolut symmetrisch. Rechts und links des Taj stehen eine Moschee und ein Gaestehaus fuer wichtige Geaste. Um genau zu sein, ziemlich schoen!
Eigentlich waere ich nach diesem Taj Ausflug schon reif fuer die Badewanne gewesen, aber es ging weiter. Das Agra Fort (den Besuch in der Marmorschleiferei lasse ich aus, weil ich mich nicht noch mal aergern will) stand auf dem Programm. Ein riesiges Gelaende in dem Mumm Tajs Mann mit seinen erst 3, dann 2 Frauen gelebt hat, sein Ururur-Grossvater hatte mit der Tradition dort zu wohnen angefangen. Jeder hat was veraendert und so ist aus dem ehemaligen kleinen Palast fast schon eine kleine Stadt geworden. Der Palast aud rotem Sandstein ist umgeben von kleineeren Palaesten, Gerichts- und Regierungspalaesten, Veranstaltungszentren und Wohnhauesern. Mensche wohnen hier nicht mehr, nur noch kleine Affen und Streifenhoernchen. Zu putzig, diese Tierchen!
Die Wanderung durch das 2 Quadratmeilen grosse Gelaende bei inzwischen deutlich ueber 40 Grad hat mich wirklich geschafft. Wir haben eine Mittagspause gemacht ud was passiert? Stromausfall, kein Ventiolator geht mehr. Supi! Zum Glueck konnte der Dieselgenerator nach 10 Minuten aushelfen und fuer frischen Wind sorgen.
Am Nachmittag ging es dann weiter zum Baby-Taj (ein kleines Gebaude aus dem gleichen Marmor, wie das Taj Mahal) und zu einem Garten, in dem der Mann von Mumm-Taj eigentlich ein eigenes Taj Mahal fuer sich bauen wollte. Aber in schwarz. Durfte er nicht, die Reste der Baustelle sind noch vorhanden und was das ganze so schoen macht, der Garten ist direkt gegenueber, also auf der anderen Flussseite des Taj Mahal. Von hier aus ist der Blick eben nicht durch Tonnen von Touristen versperrt.
Der Guide zeigt uns zum Abschluss noch ein paar Gebauede aus der britischen Kolonialzeit und einen Abzock, aeehhh, Souvenirladen. Immerhin war das Klo in diesem Laden sauber... Und schwupps warenwir wieder am Bahnhof, haben gewartet und gewartet. Um 17.55 sollte der Zug kommen. Es wurde 18.00 Uhr, 18.30 Uhr, 18.45 Uhr, 19.00 Uhr, 19.15 Uhr... Es kam mal ein Zug, aber nicht der nach Delhi. Kinder spielen derweil auf den Gleisen fangen, Ratten ziehen das in ihre Hoehlen, was Menschen uebrig lassen, Hunde doesen in der Hitze, Maenner spucken ihre Betelnuesse aus, Verkauefer laufen mit ihren Wagen umher und bieten ihre Ware feil und ich stehe dazwischen und schwitze.
Als der Zug endlich, um 19.50 ankommt, bin ich erleichtert. Zwar ist der Wagen nicht klimatisiert und der Fahrtwind, der durch die vergitterten Fenster reinweht erinnert mich mehr an Umluft beim Backofen als an eine kuehlende Brise. Um 23 Uhr kommt Delhi in Sicht. Dass ich selten so gerne geduscht habe, wie an dem Abend, brauche ich nicht extra zu erwaehnen, oder?
Naechstes Ziel ist Rishikesh, mal sehen was mich da erwartet!