31.03.2009

Den Schneesturm ueberlebt


Erst die Hitze im weniger gebirgigen Indien, dann der Schneesturm im Himalaya... So verrückt ist Indien. Oder besser so anders ist es. Ich bin ja mit dem Jeep nach Uttarkashi gefahren und von dort aus weiter nach Gangotri. Uttarkashi war schon alleine eine Reise wert. Der Geldautomat musste nämlich mit Geld befüllt werden. Also kamen 2 Männer mit einer alten Sporttasche, liessen den Rolladen runter vor dem Automatenhäuschen runter und hantierten etwa eine Stunde rum. In der Zwischenzeit hatte sich eine Schlange von mehr als 20 Menschen gebildet. Geduldig haben wir gewartet, während immer mehr Inder sich vorgedrängelt haben. Als wir endlich dran waren, wollten alle helfen und waren etwas enttäuscht dass ich meine PIN nicht einfach so mitteilen wollte... Naja ich habe Geld bekommen und konnte so den Sherpa bezahlen, der uns auf der Wanderung zur Gangesquelle begleiten sollte. Um dorthin zu kommen ging es erstmal 4 Stunden oder 100km in die Berge hinauf. Die Welt schien verwandelt. Keine drückende Hitze mehr, klare Luft und die schneebedeckten Gipfel des Himalaya. Geschlafen habe ich erstmal seit Tagen wieder unter einer Decke. Nein, unter mehreren Decken. Es war tatsächlich kalt! Und Strom gab es wieder nur aus dem Dieselgenerator...
Am nächsten Morgen ging die Wanderung los. Plastiktütenzählen und Flaschenkontrolle am Eingang des Nationalparks... Und Gebühren zahlen, für Inder mal wieder deutlich weniger als für Ausländer... Ok, ich muss es hinnehmen.
Dann der Blick auf die Berge. Ich kann Reinhold Messmer und Sir Edmund Hillary verstehen, warum es sie immer wieder hier her gezogen hat. Es ist einfach der helle Wahnsinn. Schon das Wort Himalaya birgt eine Faszination an sich. Ich habe mich immer wieder gekniffen, um sicher zu sein, dass ich wach bin un dass es kein Traum ist.
Die Wanderung von Gangotri nach Bhojbasa ist nur 45 km lang, aber durch den staendigen Anstieg von 2100 m auf 3790m über NN recht anstrengend. Immer etwas oberhalb des Ganges verlief der Wanderweg, hin und wieder ging es runter, wenn wir einen der weiteren Quellfluesse auf einfachen Brücken überqueren mussten. Schön war es bis ca 2km vor Bhojbasa. Da fing es dann an zu schneien. Dafür war ich nicht ausgerüstet. Regen ja, aber Schnee???? Hier in Indien???
Vollkommen erschöpfft sind wir in der Berghütte der indischen Regierung angekommen. Dort haben wir mit Mühe Betten im Schlafsaal ergattern können (ihr könnt doch auch ins Zelt...) und ein spartanisches Mahl aus Linsen und Reis zu uns genommen. Und dann? Tja, ins Bett. Die offene Huette bot kaum Schutz vor dem eisigen Wind. Übrigens sind wir nicht leichtfertig einfach so losgelaufen. Wir haben vorher sehr genau die Menschen im Ort nach den Bedingungen befragt und die Wetterkarte studiert. Und trotzdem kam der Schneesturm...
Also lagen wir um 15 Uhr frierend im Bett und haben auf den Abend gewartet. Der kam und mit ihm die Nacht. Dass indischen Betten grundsätzlich eine Holzplatte mit Stoff bespannt sind, hat die mehr als 16 Stunden währende Nacht nicht bequemer gemacht.
Am ersten schneefreien Morgen war es nach wie vor noch eiskalt. Aber die Wolken waren weg und die Sonne ging hinter den Bergen auf. 7000m imposante Herrlichkeit erstrahlten im rotgoldenen Sonnenlicht. Der Schöpfer dieser Szene hat sich wieder einmal besonders viel Mühe gegeben. Dankbar und erfüllt von diesem Anblick laufen wir weiter zur Quelle, später wieder zurück. Der Weg ist vereist und ich habe dummerweise meine Steigeisen und Eispickel vergessen...
Auch der Rückweg nach Gangotri ist einmalig schön. Unberührt und unendlich schön. Ich hoffe, dass Bilder, die ich im Kopf gespeichert habe, ein Leben lang so lebendig bleiben, wie sie jetzt sind. Es war einfach zu schön!