12.05.2009

Wenn keine Tiger rauskommen, kann ich keine Tiger sehen

Tja, da war ich schon im ersten Nationalpark Indiens und gleichzeitig einem der groessten Rueckzugsorte fuer die indischen Tiger, ausgerechnet zur besten Jahreszeit und was sehe ich NICHT? Klar, Tiger... Dann sollen in dem Park mehrer Elefantenherden rumrennen. Sollen... Habe ich natuerlich auch nicht gehsehen. Nur einen Arbeitselefanten (auf dem ich die Tour gemacht habe), sonst ein bisschen Rehgetier, eine Schildkroete, eine Raupe und ein paar Affen. Ok, der Reihe nach. Also ich bin aus dem Himalaya wieder nach Rishikesh gefahren, der Jeepfahrer hatte ein bisschen Muehe, die Kuh auf der Strasse nicht umzufahren und hat stattdessen eine Frau mit Kind an den Berg gedraengt (aber davon ein andern mal, das hier soll nett werden). In Rishikesh war das gebuchte Hostel voll. Dafuer haben wir ein kostenloses Upgrade bekommen in eine kleine Huette mit Klimaanlage. Herrlich war das. Eine kleine Huette mitten im Dschungel. Affen sassen im Baum hintern Fesnter oder auch auf der Balkonbruestung, Voegel kreischen in den hoechsten Toenen und ich kann der Hitze immer mal wieder entfliehen und vor allem nachts schlafen, ohne dass eine Seite nass geschwitzt ist.
Nach 2 Naechten in der Luxushuette, hiess es Abschied nehmen und Richtung Ramnagar fahren. Mit dem Bus nach Haridwar. Dort ist irgendeine Versammlung. Ich weiss nicht, ob das mit den Wahlen zu tun hat?! Letzter Schritt der Parlamentswahl ist am Mittwoch und Propaganda findet immer und ueberall statt...
Von Haridwar nach Kashipur habe ich einen etwas aelteren Bus erschwischt. Ich hatte die ganze Zeit Angst, dass das Loch vor meinen Fuessen weiter rostet und mein Rucksack unten rausfaellt. Bin aber heil angekommen und konnte in Kahipur den Bus nach Ramnagar nehmen. Insgesamt also eine Tagesreise. In Ramnagar habe ich gleich ein Hostel gefunden. Sah ganz nett aus und war es auch. Der Manager hat mir gleich erklaert, wo ich Tigertouren buchen koennte und wie das Buchen geht.
Am naechsten morgen bin ich also frueh aufgestanden, um die Tigertour zu buchen. Ab 6 hat das Buero geoeffnet und es ist sinnvoll, schon um 5.45 dort zu sein. Das heisst nicht, dass die Tour dann gleich losgeht... Die Tour beginnt um 16 Uhr. Nur das Buchen ist so frueh. Mit etwas Glueck habe ich 3 Mitstreiter gefunden. So wurden die Kosten fuer jeden von uns etwas weniger. Ueber die Logik, dass Inder wieder weniger zahlen muessen als Auslaender habe ich mich ja schon mal ausgelassen. Hier verstehe ich es wieder nicht.
Nach 2 Stunden Schlange stehen (von 8 bis 10 Uhr), davor haben wir nur so gewartet, haben wir einen der begehrten 30 Jeeps bekommen und konnte puenktlich los, in den Park.
Eine etwas trockene Waldlandschaft sollte da auf uns warten. Trotz 4 Stunden intensiver Suche zeigten sich wieder Tiger noch Elefanten. Toll! Dafuer habe ich ein paar Spatzen gesehen. Und einen Kingfisher (ich glaube eine Eisvogel-Art). Das Highlight war allerdings die Sumpfschildkroete. Nein, ehrlich die Landschaft war unendlich schoen. Dichtes gruen wechselt sich ab mit sattem braun und dem hellen Blau des Himmels. Entweder jemand hat TIgerspuren in den Sand gemalt, oder es war tatsaechlich mal ein Tiger hier. Aich Kratzspuren an den Bauemen koennten auf das tatsaechlich vorhandensein von Tigern deuten. Tiger sind naemlich sehr reinlich. Wenn sie gegessen habe, kratzen sie sich in einem Baum die Krallen sauber. Die roten Spuren konnten wir bestaunen.
Zu der Tour gehoerte auch ein Ritt auf einem der Arbeitselefanten. 2 Stunden, bergauf und bergab. Ich wusste gar nicht, dass die Ruesseltiere so gut klettern koennen... Und so schmale Wege gehen koennen. Wahnsinn, ich habe mehrfach gedacht, das Elefant bleibt stecken. Etwas schaukelig war der Ritt schon. Anders als bei Hagenbeck, gab es auch keinerlei Sicherung. Vor kurzem ist mal wieder ein Tourist vom Elefanten gefallen und durfte die Heimreise in einer Blechkiste antreten. Gut, dass der Elefant sich ruhig verhalten hat und ich nicht runtergefallen bin. Nach wie vor fasziniert mich, wie der Elefant es geschafft hat, das Unterholz zu durchkaemmen. Ich haette schwoeren koennen, dass nicht mal eine Maus da durch passt, so dicht war es verwachsen. Immer wieder hat unsere Elefantendame, deren Namen ich leider wieder vergessen habe, sich Blaetter von den Baeumen angezupft und in den Mund gesteckt. Wenn wird durchs Wasser geritten sind, auch mal vom Wasser was geschluerft. Schon lustig, was die mit ihrer Nase alles machen koennen...
Nun ja, nach 2 Stunden auf dem Ruecken dieser Elefantin endete der Besuch im Jim Corbett Tigerreservat. Halt ohne Tiger. Schade! Den Abend muessen wir, mal wieder ohne Strom im Hostel verbringen. Ein Sandsturm hat sich in der Stadt breit gemacht. Todesmutig wage ich mich noch einmal nach draussen und stelle fest, dass die heimtueckische indische Krankheit (Geldlosigkeit) auch die 2 Geldautomaten hier im Ort befallen hat. Banken in kleineren Orten tauschen grundsaetzlich keine Fremdwaehrung. Mmmh, und nun? Naja, der Schwarzmarkt blueht, oder?! In einem Geschaeft, das ein wenig an Drogerie oder Apotheke erinnert (von Zahnpasta ueber Babywindeln bis hin zu MTX kann man dort alles kaufen, ohne Rezept...) kann ich ein paar Dollar wechseln. So endet das Tigerabenteuer doch gluecklich und vielleicht habe ich ja doch ein bisschen Tiger gesehen. Wer weiss, was in dieser Apotheke alles verkauft wird...