09.06.2009

Das Chinatown von morgen

Ja, auch in Ho Chi Minh City gibt es ein weiteres asiatisches Viertel, Chinatown. Es ist nicht ganz so bunt und wuselig, wie Chinatown in westlichen Ländern - oder es fällt einfach nicht so auf - aber ein Erlebnis ist es alles mal wert. Nachdem ich meine Zugtickets gebucht hatte (die Entdeckung der Langsamkeit Teil 2), bin ich im chinesischen Viertel auf Schatzsuche gegangen. Lange musste ich nicht suchen. Mit Hilfe des allwissenden Stadtplans habe ich gleich die Cholon Moschee gefunden. Warum die ausgerechnet in Chinatown ist, weiß ich nun auch nicht. Sie ist auch relativ unscheinbar und langweilig, verglichen mit dem, was mich noch erwartet hat. Gleich daneben der Markt. Alles Obst, was man sich so in Vietnam vorstellen kann, liegt hier in Pyramiden aufgestapelt. Mangosteen, Rambutan, Sapodilla, Mangos, Custard-Apples (ähm, wie heißen die noch auf deutsch?), neuseeländische Braeburn-Äpfel und Erdbeeren. Direkt daneben Gemüse, vornehmlich grün und entweder gurkig oder blättrig. Auch Auberginen und Wurzeln gibt es zu kaufen. Spannend ist wieder die Fisch- und Meerestierabteilung. Aale alen sich in Schüsseln, Krabben krabbeln übereinander und hin und wieder wird ein Fisch aus dem Wasser gefischt. In der Fleischabteilung kann ich zwischen Hühnerköpfen und -füßen wählen. Oder eine ganze Ente kaufen. Kein Wunder, dass die Vogelgrippe damals aus Asien kam... In der Abteilung "getrocknetes" gibt es Tintenfische direkt neben Ginseng und Kräutern.
Ich spaziere weiter und komme zum ersten Tempel (oder Pagode? ). Die klar dominierenden Farben sind rot und gold. Es herrscht geschäftiges Treiben, Leute kommen und gehen, kaufen Räucherstäbchen und verbrennen sie, wirbeln dabei den Rauch in die Luft, dass es mir fast selbige zum atmen nimmt. Inzwischen ist der Himmel gefährlich dunkel. Ich will doch noch weiter... Kaum bin ich 5 Minuten unterwegs trifft mich etwas nasses auf dem Kopf. Im Ganzkörperkondom laufe ich weiter. Ich werde zwar nicht von oben nass, dafür ist die Belüftung so schlecht, dass ich von ganz alleine vollkommen nass bin. In einem weiteren chinesischen Tempel versuche ich ein wenig zu trocknen. Vermutlich wäre räuchern der richtigere Ausdruck... An der Decke hängen ganze Spiralen, die abgeräuchert werden können. Mit einer Leiter bewaffnet geht ein Mann herum und zündet eine Spirale nach der anderen an. Immer noch tropfnass, werfe ich das blaue Ding wieder über und laufe weiter. Der Regen ist weniger geworden. Gäbe es eine Richterskala für Regen, dann wäre er jetzt nur noch bei 7. Ein durchschnittlicher Schauer in Saigon hat eigentlich immer Stärke 10, von Anfang bis Ende. Dass es jetzt weniger wird, kommt mir komisch vor. Einen Tempel habe ich auf jeden Fall noch auf der Liste. Wobei ich sagen muss, dass ich die chinesischen Tempel bis jetzt alle recht ähnlich finde. Mit fehlt einfach das tiefere Verständis, um die Symbolik des einzelnen zu erkennen. Ich vermute mal, dass es jemandem, der das erste mal eine Kirchen-Tour macht, ähnlich geht. Jeder Tempel hat einen Eingangsbereich, der ein reich verziertes Dach hat, rechts und links finden sich Inschriften. In der Mitte ist ein Altar, vor dem eine Fläche zum beten ist. Auf dem Altar sitzt immer eine Statue, die angebetet wird. Ein großer Metallbottich mit Sand gefüllt, dient zum Räucherstäbchen festhalten. Oft gibt es einen Ofen, in dem ganze Bündel von Räucherstäbchen verbrannt werden. In einigen Tempeln habe ich kleinere "Kapellen" gesehen. Auch wieder mit einem Altar auf dem etwas anbetet wird. Dach und Säulen sind immer reich verziert. Überall habe ich Drachenfiguren wiedererkannt. Sonst auch gerne Tiger. Opfern kann man alles (und man kann eine ganze Menge zum Opfern im Tempel kaufen) Ich habe Chipstüten neben Lotusblumen gesehen, kopierte Geldscheine (5.000.000 Dong und 5.000US$-Noten) und bunt eingepackte Bonbons, auch ein Fahrrad stand mal auf einem Altar. Obst natürlich immer. Schwer, das zu beschreiben. Die Stimmung ist mystisch, fremd für mich. Ich fühle mich immer, wie ein Außerirdischer in diesen Tempeln. Nicht schlecht, einfach nur fremd.

Und warum jetzt von morgen? Die chinesische Gemeinde hier ist noch nicht so groß. Sie wächst aber beständig und Statistiken zu Folge wird Cholon in naher Zukunft eine der größten chinesischen Siedlungen in Asien außerhalb von China werden.