09.06.2009

Der Charme alter Zeiten

Um möglichst viel vom Land zu erleben, bin ich mit dem Zug Richtung Norden gefahren (zum Zugfahren später mehr, das ist ein eigenes Kapitel wert). Etwa auf halber Strecke zwischen Saigon und Hanoi liegt Danang (ich bitte im Vergangenen und Folgenden fehlende Akzente zu entschuldigen. Ich kann es nicht besser). Danang hat wird von den meisten Touristen gemieden. Viel zu sehen gibt es direkt im Ort auch nicht. Dafür 30km südlich. Im kleinen Örtchen Hoi An. Ich bin trotzdem nach Danang gefahren. Einfach aus dem Grund, dass Hoi An keine Zuganbindung hat. In Danang ist das Museum der Cham-Figuren. Das sind die Figuren, die normalerweise an den Tempeln im Angkorstil sind und von Kunsträubern und Kulturschändern gestohlen und an reiche Europäer/Amerikaner/Araber verkauft werden. Ein paar sind aus der frenzösischen Gefangenschaft befreit worden und in einem kleinen Museum in Danang ausgestellt. Nun ja... An den Tempeln wirken die Figuren eindrucksvoll. Hier stehen sie ein wenig verloren rum. Der kleine Markt dagegen ist viel bunter und aufregender. Leider ist es unendlich warm. Wir kommen inzwischen fast an indischen Verhältnisse heran, nur dass es nebenbei auch noch feucht ist. So führt mich mein Weg am Nachmittag nicht weiter in die Stadt sondern an den Strand. Ich plansche ein wenig mit den Füßen im Wasser und genieße den Schatten der Palmen. Da Hoi An nur 30km weit weg ist, habe ich mich mit einem Xe Om dort hin kutschieren lassen. Auf dem Weg am Marble Mountain halt gemacht und dort die Tempel und Höhlen bestaunt. Ein ganzer Berg mit Tempeln und Pagoden übersät. Viele Höhlen gibt es dort zu erkunden, die idel sind, um für kurze Zeit vor der gnadenlos niederbrennenden Sonne zu fliehen. Hier herrscht Buddha vor. In den Höhlen im Lotussitz sitzend oder stehend, immer wieder Buddha. Und Räucherstäbchen fehlen hier auch nicht. Leider ist die größte und wohl beeindruckenste Höhle zur Zeit gesperrt. So klettere ich, die "Madame-buy-cold-drink-from-me-Rufe" ignoerend die Stufen zum Aussichtspunkt hinauf. Von hier kann ich auf das blaue Meer und den gelben Strand des China Beach gucken. Im Krieg haben sich hier amerikanische Soldaten in der Sonne gealt. Heute spielen Kinder im Sand.
Nach einer aufregenden und anstrengenden Wanderung über den Berg geht es weiter nach Hoi An. Wundersamerweise ist diese Städtchen im Krieg nicht weiter zerstört worden. Den architektonischen Meisterleistungen der 60er und 70er Jahre blieb somit keine Chance. Die Altstadt ist auto- und motorradfrei. Das macht die ganze Sache wirklich angenehm. Das Überqueren der Straße hat hier nichts mit suizidalen Absichten gemein, ganz im Gegensatz zu Saigon... Am Fluß gelegen reihen sich kleine Häuser aneinander. Verbunden durch schmale Gassen und kleine Straßen. Der ganze Ort besteht aus Souvenirgeschäften, Schneidereien, Hotels und Restaurants. Nur unterbrochen von Museen, Tempeln und Pagoden. Ich wandere einfach durch die Straßen, gucke in das eine oder andere Geschäft und bin sicher, wiederkommen zu müssen. Im Winter und mit mehr Zeit und einem gefüllten Konto. Merkwürdigerweise habe ich Interesse an dem einen oder anderen Kleidungsstück. Ich hätte schon gerne so einen Mantel oder eine Bluse. Vielleicht auch eine Hose und ein Kleid. Dieser Wunsch wird auf das nächste mal Vietnam verschoben. (Und das gibt es, ganz sicher!)
Ich gucke mir die Tempel und Pagoden an, staune ein wenig im Revolutionsmuseum (von dem ich sicher mehr gehabt hätte, wenn es nicht ausschließlich auf vietnameisch gewesen wäre) und schlendere weiter zu chinesischen Versammlungshalle und zur japanischen überdachten Brücke. Ein paar alte Häuser sind der Öffentlichkeit zugägnlich und ich darf die Zeitreise in die Vergangenheit antreten. Ein Hausaltar, eine Feuerstelle, Teegeschirr und weiße Striche. Weiße Striche? Ja, an der Wand sind die Wasserstandmarkierungen der letzten Überflutungen. Eigentlich jedes Jahr kommt das Wasser ins Haus und sorgt für ein wenig Abwechslung.
Der Tag war lang und anstrengend. Und das nicht nur wegen der immernoch fast unerträglichen Hitze. Ich kippe abends nahezu ins Bett, kann es aber nicht lassen noch ein wenig mein neues Lieblingsprogramm im Fernsehen zu gucken. Deutsche Welle TV Asien. Es gibt echt alles...