03.07.2009

Adrenalin am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen

13 Stunden 10 Minuten - ein neuer Rekord in meiner Flugstatistik. Ebenfalls neu ist auch mein Schlafrekord. 9 Stunden... Fliegen ist einfach die beste Medizin gegen Schlaflosigkeit, Heimweh und Adrenalinmangel. Mitten über dem Pazifik, also lange bevor ich Land erahnen konnte, knatterte nämlich die Anfrage nach einem Medical Doctor durch die Lautsprecher. So viel Adrenalin, wie mir da in die Knie geschossen ist, habe ich schon seit Jahren nicht mehr zusammenbekommen. Mein erster Gedanke ist "unsichtbar werden" mein zweiter Gedanke ist "sofort unsichtbar werden". Was hätte ich auch tun können? Blutdruck messen, fragen seit wann die Frau in den Kindergarten geht und ob es ihr Spaß macht? Ähm, vielleicht nicht. Ein wichtig aussehender Mann mittleren Alters stürmt duch den Gang. Auch ohne Durchsage hätte ich eine Berufsaussage für den treffen können. Internist! (Ok, Tierarzt oder Anwalt wäre auch gegangen, aber alles andere ist nicht möglich). Ich werde langsam wieder sichtbar und hoffe, dass ich schnell viel Erfahrung sammel, um irgendwann auch so wichtig durch den Gang zu schweben und den Rest der Fluges in der Businessclass zu verbringen. In Kanada angekommen (das kollabierte Weibchen wird von kanadischen Paramedics abgeholt) schmuggel ich als erstes mal Honig über die Grenze. Ha! Das wäre in NZ nicht gegangen! Der Stempelmann klickt schnell einen Stempel in den Pass und das Rucksackkarusell braucht 2 Ewigkeiten, bis es meinen Rucksack ausspuckt. Angeblich ist nämlich die Airline dafür verantwortlich, dass die Rucksäcke in hübscher Ordnung auf dem Band liegen. Alle Flughafenmitarbeiter, die die anderen Pasagiere und ich ansprechen, ob sie nicht den Stau oben an der Ausgabe (den die Air New Zealand Mitarbeiter unten im Keller gar nicht sehen können) beseitigen können, werden abgeschmettert. Vielen Dank! So warten wir alle 1-2 Stunden. Ich bekomme schnell ein Auto zugeteilt und fahre meine ersten Kilometer auf kanadischem Boden. Zum Glück ist alles geometrisch angeordnet, so dass ich auch ohne Ahnung das Hostel schnell finde. Mit 4 Menschen ist das 10 Quadratmeterzimmer ein wenig voll belegt, aber ich will hier ja auch nur schlafen. Die erste Nacht ist ungewohnt. Habe ich doch an diesem Sonntag, den ich 2 mal erlebt habe, bis Mittags um 12 geschlafen. Und wie kann man jetzt einen Tag 2x erleben? Ganz einfach, ich bin abends um 20 Uhr in Auckland ins Flugzeug gestiegen, habe Filme gesehen und geschlafen, eben bis mittags 12 Uhr und bin dann um 14 Uhr desselben Tages in Vancouver angekommen. Ob ich nun eigentlich einen Tag jünger oder älter bin?!
Um Vancouver zu erkunden braucht man nicht viel .Ein paar bequeme Schuhe reichen eigentlich schon aus. So besteht der erste Erkundungsrundgang aus einem Spaziergang durch und um den Stanley Park. Eine riesige Parkanlage auf einer kleinen Halbinsel im Westen von Vancouver. Hier stehen ein paar Totempfähle herum, schön aufgebaut, um fotografiert zu werden. Dann gibt es eine 9-Uhr-Kanone und ein paar Strände. Schon nett, dass dieser Park mitten in der Stadt ist. Bieber und Waschbären sollen hier leben. Leider zeigt sich keiner von denen. Auch nicht an dem Biebersee, der pittoresk inmitten des Parkes liegt. Es gibt sogar einen Kinderföhn, eine Art Autowaschanlage für Kinder, nur ohne das Waschen. Man stellt das nasse Kind rein, drückt einen Knopf und es wird trocken gepustet. Warum gab es sowas bei uns nicht? Ich hätte sicher lieber gebadet, wenn ich hinterher durch so eine Anlage geschickt worden wäre. Der Weg ist recht lang und mit den vielen kleinen Abstechern nach links (rechts ist nur Wasser) füllt der Parkbesuch fast den ganzen Tag. Kanadier füllen ihre Wraps übrigens mit Reis. Eine interessante Geschmackskombination... Ich bleibe aber lieber bei Gemüse beim nächsten mal.
Den Rest des Nachmittags verbringe ich damit die Stadt wieter zu erkunden. Eine interessante Stadt, irgendwie riesig und doch gar nicht so groß. Die Wolkenkreatzer lassen mich glauben, dass es eine Millionenmetropole ist und die kleinen Straßen mit den Einfamilienhäusern erinnern mich eher an ein kleiens neuseeländisches Dorf. Ich spaziere gemütlich am Wasser entlang und überlege, wo ich jetzt die Wale, Bären und Wölfe sehen kann. Auch einen 2. Tag konnte ich in Vancouver, genauer gesagt in North Vancouver gut aushalten. North Vancouver ist eigentlich eine eigene Stadt, am ehesten vergleichbar mit Norderstedt. EIne Stadt vor den Toren der richtigen Stadt. Aber das tolle an dieser Stadt vor der Stadt ist der große Wald. Eigentlich berühmt für die Hängebrücke, die dort über eine Schlucht gespannt baumelt. Leider war genau an diesem Tag die jährliche Inspektion und die Brücke somit gesperrt. Ein bisschen schade, aber nicht weiter wild, denn ein netz von Wanderwegen durchzieht diesen Park. Meiner fürht mich als erstes runter zum Fluß, das Wasser ist kristallklar und eiskalt. Über die Jahre hat es die Steine weich geschliffen, so dass sie jetzt mit weichen Konturen im Wasser liegen und zum drauf sitzen einladen. Die Sonne verwöhnt mein immer noch etwas eimwehgeplagtes Gemüt. Es ist wirklich nett hier. Grüne Farne, hohe Bäume, gut ausgebaute und ausgeschilderte Wege. Mein Weg führt mich weiter zum Rice Lake, ein See der vor allem durch seine spiegelglatte Wasseroberfläche, in der sich die umliegenden Bäume spiegeln, besticht. An kleinen Wasserfällen vorbei und plötzlich ist es nachmittag. Wo ist denn nur die Zeit geblieben??? Auf dem Weg sind weitere Parks, hier lassen sich die Rundwege allerdings in einem Stündchen gut ablaufen. Ein Leuchtturm ist auch zu bewundern. Hoffentlich weist er mir einen Weg Richtung Seattle, denn das ist mein nächstes Ziel.