05.07.2009

Der ganz normale Wahnsinn

Am 1.7. ist Canada Day, aha... Wusste ich auch nicht, habe ich aber mal mitgenommen. Allerdings habe ich nicht bis zum Feuerwerk abends gewartet, sondern bin mittags Richtung Seattle abgedüst. So spannend war die Ausstellung der Fernsehsender zum Thema "wir sind Olympia" auch nicht. Abgesehen von der Grenze, die eine Sache für sich war, war der Highway nach Seattle ziemlich unspannend. Vier bis sechsspurige Straßen, breit, gut ausgebaut und mit strengen Geschwindigkeitsbegrenzungen. An der Grenze durfte ich dann erstmal zweieinhalb Stunden rumsitzen und warten. Und warum? Jaaaaa, wenn ich das wüsste... Als endlich das kleine silberne Auto, das so aussieht, als würde in jedem Moment James, der Butler aussteigen, an vorderster Stelle stand und ich die Pässe durch das Fenster reichen durfte. Auf mein fröhliches "Das Esta-Formular habe ich im Internet ausgefüllt" kam ein mitleidiges Grinsen. Ja, aber ist das hier ein Flughafen? Nein, offenbar nicht. Also aussteigen, das grüne Ding ausfüllen und lauter Fragen beantworten. Was für einen Beruf ich denn ausüben würde... Naja Tochter? Ich sage einfach Student. So kann mir nix passieren. Ob ich denn in all den Ländern irgendwie gearbeitet hätte? Ööööh, nee... Ob wir in den USA denn terroristische Anschläge planen. Lass mich kurz überlegen. Nein! Und wie es mit meiner Teilnahme an den Verbrechen im 3. Reich aussieht. Also in Anbetracht der Tatsache, dass ich knappe 40 Jahre nach Ende des Krieges geboren bin, ist diese Frage schon schwierig zu beantworten. Ich kann mich jetzt nicht aktiv an die Zeit erinnern. Ach egal, ich mache einfach mit. Ist doch irgendwie ganz putzig.
Seattle ist ganz anders, als ich mir das vorgestellt habe. Die Innenstadt mit den Hochhäusern ist gigantisch riesig. Und dann eine Straße weiter stehen kleine Einfamilienhäuser und es ist wie in einem kleinen Dorf. Spannend! Das Hostel ist niedlich, das Wetter ist gut, ziemlich warm. Dann zur Space Needle, mitten in einem Vergnügungspark gelegen. Das Stadion in der Nähe ist eine waffenfreie Zone, Weder Stich noch Schusswaffen sind drinnen erlaubt. Ok, dann kann ich also nicht reingehen, nicht, dass ich mein Taschenmesser abgeben muss (hatte ich auch nicht vor)...
Die Märkte direkt am Wasser sind niedlich, lauter kleine überdachte Stände an denen man alles kaufen kann. Fisch, der durch die Gegend geworfen wird und Leder aus Büffelhaut. Direkt in der Innenstadt gibt es ein wunderbares Restaurant. Es gibt köstliche Injerra. Fast so gut wie das in Äthiopien. Ich bin drei mal dran vorbeigelaufen und jedes mal wurde der See in meinem Mund größer und das Wasser war kurz davor mir aus dem Mund zu tropfen. Gute Idee, dann dort essen zu gehen. Mmmhhh.
Auch das SAM, das Pioneer Quarter mit dem allerersten Starbucks der Welt dürfen nicht fehlen. Ich hätte gerne so viel mehr Zeit in dieser spannenden Stadt. Der Weg führt weiter durch den Olympic National Park nach Port Angeles. Das Hostel dort ist, nun ja, wie soll ich das beschreiben? Ein Knusperhäuschen in Renovierung kommt dem Ist-Zustand am nächsten. Die Fahrt war einmalig. Eine kleine Ozean-Querung mit inbegriffen. Die Sonne lacht vom blauen Himmel herunter und verwöhnt uns mit Ausblicken über den Pazifik. Das tiefdunkelblaue Wasser des blitzt immer mal zwischen den dichten grünen Bäumen durch, dann wechselt die Landschaft und wir fahren direkt neben dem kilometerlangen weißen Strand. Vögel fliegen herum und singen ihre Lieder und ich bin dankbar aus meiner tiefen Heimwehstimmung ein wenig befreit zu werden. Die friedliche Stille hier im Nationalpark tut mir gut. Auch das Gegenteil, die Warenvielfalt in amerikanischen Supermärkten gehört sicherlich zu einem der Highlights des Urlaubs.
Port Angeles hat außer einem Wanderweg am Strand wenig zu bieten. Da das Wetter besser als gut ist, gehört diese 4-Stunden-Wanderung auf jeden Fall ins Programm. Müde und trotzdem heiter blicke ich dem nächsten Tag entgegen.