21.06.2013

Ich glaub, ich steh im Wald


Nachdem das Fernsehen mir bei gebracht hat, dass es im Columbia Plateau einen versteinerten Wald gibt, habe ich aus Spaß Google befragt, wo das denn ist. Zur Sicherheit habe ich auch noch ganz viele andere Orte gesucht, damit die CIA und NSA nicht auf die Idee kommt mich mit einem großen Empfangskomitee bei den Bäumen willkommen zu heißen.
Noch vor Sonnenaufgang sitze ich im kleinen grünen Sparky und fahre durch Seattle. Es sind soooo viele Autos und sooo viele Menschen und sooo viel Stau. Naja, kein richtiger Stau, aber zähfließender Verkehr. Und es nieselt ein bisschen. Macht nix, ich habe es ja warm und trocken im Auto.  3-4 Stunden fährt man bis in die Wüste. Washington hat fast alles an Klima, was man sich so vorstellen kann. Regenwald, maritim/gemäßigt, alpin und eben Wüste. Stimmt, kaum bin ich über die ersten Berge (hier sind es die Cascades, in Kanada und weiter südlich in den USA heißen sie Rocky Mountains) ist es trocken und warm. Hatte es nicht eben noch geregnet und waren da nicht auch Skilifte am Straßenrand? Ganz groß ausgeschildert ist ein Windenergiepark. Auf einem Parkplatz lese ich den Flyer und entschließe mich dagegen. Ich wusste nämlich schon, dass diese Windmühlen Strom erzeugen können, ohne Kohle oder Öl zu verbrennen. Bin wohl einigermaßen fortschrittlich, was das angeht.

Das Autothermometer zeigt inzwischen über 80° an. Alleine beim Gedanken daran, bekomme ich schon Schweißausbrüche. Das Aussteigen am Wanderungsausgangspunkt war dann nicht so schlimm, wie ich erwartet hatte. Nee, eigentlich war es sogar ganz angenehm. Im Gingko Petrified Forest Park kann man 1. Wunderbar wandern und 2. Mit etwas Glück auch Klapperschlangen sehen. Ersteres habe ich gemacht, letzteres wird sich wohl eher als Tasche, Schuh oder Suppe zu mir verirren, als sich zu zeigen. Nicht das ich es wollen würde, aber die Wahrscheinlichkeit, dass sich so mir so ein Tier lebendig über den Weg läuft ist so gering, dass es mir wohl eher in anderer Form begegnen wird. Tiere, die ich spannend finde, mögen mich alle nicht. Über die kleinen Mückilein, die es auch in der Wüste zu Hauf gibt, muss ich nicht mehr als „Schlüsselart“ sagen, oder?! 
Bewaffnet mit 2 großen Wasserflaschen, einem über-den-Hut-Mückennetz, Sonnencreme und Aprikosen, gehe ich los. Seichte Steigung,  gute Wege, aber wo sind die Bäume und die Klapperschlangen? Nach 45 Minuten (das kommt davon, wenn man den Wanderweg geht und nicht den Erklärungspfad) sehe ich den ersten Baum. In einem vergitterten Loch im Boden, liegt ein Stein und daneben steht ein Schild mit „Gingko“. Ok, ich hätte es jetzt nicht als Baum erkannt, sieht halt aus wie ein Stein. Ich ziehe weiter und komme an weiteren Steinbäumen vorbei. Alle sind in kleine Käfige gesperrt, damit die bösen Menschen (alles gut, ich meine nicht die aus den Schurkenstaaten) keine Bäume klauen. Nach 2 Stunden Rundweg bin ich wieder am Auto und sehr dankbar für ein bisschen Schatten. Auf dem Weg zurück zur Hauptstraße komme ich noch am Souvenirgeschäft und am Infozentrum vorbei. Beides ist eher wenig aussagekräftig. Da ich im vorher schon über die Entstehung der versteinerten Bäume gelesen hatte, war die Kurzfassung im Infozentrum nicht sehr aufschlussreich. Aber nett gemacht war es trotzdem und von der Terrasse konnte ich wunderbar über den Columbia River gucken. 

Genau da wo ich hingeguckt habe, bin ich dann auch hingefahren. Auf der anderen Seite vom Columbia River gibt es Basaltsäulen und ein natürliches Amphitheater. Diese Basaltsäulen sind faszinierend. Ganz akkurat angeordnet stehen sie mit ihren sechs Ecken in der Gegend rum. Spontan abgekühlte Lava. Ich versuche mir das vorzustellen, wie es hier mal ausgesehen haben muss. Flüssige Lavaströme, dampfende Gesteine, und rauchende Löcher in der Erde. Wahrscheinlich war es sogar noch wärmer als es jetzt ist. Und es ist schon megaheiß. Außer den Basaltsäulen und dem Amphitheater gucke ich mir nichts mehr an. Ich habe keine Energie für weitere Ausflüge in die Wildnis. Ich lasse die Wüste mit ihrem grauen Schleier hinter mir. Also ich fahre durch sie durch. Die Landschaft ist kaum zu beschreiben. Alles ist grau, aber nicht regengrau oder farblos grau, sondern sehr graufarbig. Die Bodenbedeckung (Erde, Stein...) ist halt anthrazitfarben und der Staub der dadurch aufgewirbelt wird auch. Die Pflanzen sehen aus wie riesig große Sukkulenten. Und mittendurch zieht die I-90. Jetzt bin ich fast ein bisschen dankbar für diese gut ausgebaute Straße mitten im Nichts. In nur 3 Stunden bin ich wieder in Seattle und falle, kaum ins Haus gekommen, müde ins Bett. So ein Tag im Wald in der Wüste ist halt anstrengend.