Morgens wirft uns der Wecker schon um 5.00 Uhr aus den Federn. Klar, unser Flieger wird nicht warten... Wir fahren, ohne uns zu verfahren, zum Flughafen, der auf halber Strecke zwischen Melbourne und Alice Springs zu liegen scheint.
Recht knapp in der Zeit sind wir da und checken ein. Einen Fensterplatz gibt es nicht mehr, aber Gangplätze. Das Qantas-Essen ist so mäßig, das Trinken perfekt. Kleine Flaschen mit Wasser und Orange-Ananas-Maracuja-Saft *yummy*
Die Flugzeugschlafmelodie wirkt sofort und ich wache erst auf, als wir schon länger im Landeanflug sind. Die Landschaft hat sich um 180° gedreht. Die Erde ist rot und die Pflanzen anders. Alles sieht eher stachelig und zäh aus. Entgegen meiner Vermutung stehen hier aber doch viele Bäume und Sträucher. Und so heiß ist es zum Glück auch nicht, als wir übers Rollfeld zum Terminalgebäude spazieren. Schon der kostenlose Shuttlebus macht deutlich, dass hier alles auf Tourismus ausgelegt ist. Die Fahrt führt schon einmal am Uluru vorbei. Unser Dorm ist recht spartanisch, aber sehr sauber. Die Bettdecken erscheinen sehr dünn, mal sehen, wir kalt es nachts wird!
Bald haben wir Transport und Nationalparkeintrittstickets für die nächsten drei Tage gebucht und sitzen dann auch schon fast im Minibus, der uns zum Sonnenuntergang fahren wird. Es gibt im Uluru-Kata Tjuta NP eine Parkfläche für den Sonnenuntergang und eine für den Sonnenaufgang. Ich bin schrecklich gespannt, wie der Berg seine Farben verändern wird! Der Uluru leuchtet in teracotta vor dem strahlend blauen Himmel. Langsam geht die Sonne hinter uns unter. Der Fels taucht in seinem Schatten unter und wird gräulich.Das Farbspiel, das der Himmel rechts und links von Uluru bietet ist umso gigantischer. Während es so aussieht, dass sich von unten der dunkelblaue Nachthimmel hinaufarbeitet, ist etwas oberhalb des Horizontes der wunderbare rosa Streifen zu sehen, über dem der Himmel immer noch himmelblau ist. Warum die meisten nur Augen für den Berg haben, kann ich angesichts dieser Farbkombination nicht verstehen!
Blitzartig wird es kühl, um nicht zu sagen kalt! Kaum ist die Sonne weg, ist es Pullover-Wetter. Unter dem herrlichen Sternenhimmel der Wüste fahren wir ins Resort zurück. Die Nacht im Dorm ist nicht so kalt, wie überall beschrieben. Trotz der dünnen Decke habe ich nicht einmal gefroren. Morgens geht es wieder früh los – der Sonnenaufgang wartet =) Zusammen mit ca. 1500 anderen Menschen warten wir bei heißer Milo auf die Sonne. Endlich kriecht sie über den Horizont und dieses mal verfärbt sich der Berg von grau zu terracotta. Wiederum empfinde ich das Schauspiel rund um die Sonne als viel aufregender.
Bevor es richtig heiß wird, wollen wir um den Berg rumlaufen. NICHT raufklettern. Die Anangu-People bitten immer wieder darum, dass der Uluru nicht bestiegen wird. Ich kann nicht verstehen, warum die australische Regierung den Aufstieg nicht verbietet. Aber es ist eher einladend. Es gibt sogar ein Geländer, damit man sich auf dem Weg festhalten kann. Der Lonely Planet vergleicht das Beklettern des Uluru mit Rumklettern auf dem Altar der Nôtre Dame.
Der Rundweg ist schön. Anfangs recht frisch, weil der Monolith noch lange Schatten wirft. Die Felsformationen sind einmalig. Das rotbraune Gestein hat die eindrücklichsten Formationen hervorgebracht. Höhlen, Einschnitte, Gebilde, die wie Tropfsteine aussehen, aber keine sind und andere Konstruktionen. Faszinierend sind auch besonders die Wasserstellen, die sogar jetzt in der trockensten Zeit, Wasser führen. Infotafeln erzählen sehr schön einige der hier wichtigen Traumzeitgeschichten. Die Felsmalereien sind alt, sehr alt. Und trotzdem aktuell. Früher dienten sie als Unterrichtsstätte. Die älteren haben den Kindern beigebracht, wie sie hier in der Steppe oder Wüste überleben. Einige der Symbole sind noch gut zu erkennen, andere sind schon recht verblichen.
Langsam steigt sie Sonne höher und es wird wärmer. Immer noch gut auszuhalten, aber deutlich anders als morgens im Schatten. Die heiligen Stellen am Berg werden immer noch von den hier lebenden Aborigines genutzt. Daher ist das Betreten und Fotografieren verboten. Immerhin! Besonders schön anzusehen ist die Region von Mala. Mala ist ein Wallaby aus einer Traumzeitgeschichte. Das Malafest hat nach wie vor große Bedeutung in der Gemeinde. Im Uluru ist der Beutel des Wallaby zu sehen. Auch ohne viel Phantasie kann ihn jeder hier sehen.
Sobald ich stehen bleibe, fallen allerdings einige Fliegen über mich her. Zum Glück haben wir Netze, die die Fliegen wenigsten aus meinem Gesicht fernhalten.
Die Mittagshitze verbringe ich mit einem gemütlichen Mittagsschlaf im Resort. Dann geht es nachmittags wieder in den NP, dieses mal zum Kulturzentrum. Die Ausstellungen sind wirklich schön und sehr lehrreich. Vom traditionellen „Bushtucker“ über die Geologie, Flora uns Fauna gibt es ganz viel über die Aborigines, ihre Geschichte und die Bedeutung von Uluru in der Traumzeit, die sich bis heute hinzieht.
Abends dürfen wir noch einmal Zeuge des Sonnenuntergangs werden.
Am Sonntag ist, mal wieder, Aufstehen vor Sonnenaufgang angesagt. Die Kata Tjuta (viele Köpfe) warten. Der Sonnenaufgang hier ist fast schon schmerzhaft schön. Unter dem wunderbaren Sternenhimmel stehen wir da und beobachten den Horizont. Der silberne Streifen wird langsam breiter und färbt sich rosa, dann kriecht die Sonne über den Horizont und das ist einfach genial. Wie ein Feuerball strahlt es über der weiten Ebene. Die Leuchtkraft und Farbintensität ist unbeschreiblich. Als die Sonne als volle Kugel am Himmel steht, leuchten auch die Felsen von Kata Tjuta in schönstem Terracotta. Dahin soll es weitergehen.
Das Tal der Winde bietet einen gemütlichen Rundwanderweg von 8km. Genau das richtige für mich. Ein einfacher Weg, gut ausgebaut und in 2 Stunden locker zu schaffen. Durch den Wind ist es anfangs kühl. Aber der Ausblick auf die Ebene lässt mich mein Frösteln schnell vergessen. Durch eine Schlucht kann ich kilometerweit über das flache Land blicken. Auch hier sind die Felsformationen beeindruckend. Mich hat diese Wanderung wesentlich mehr begeistert, als die um den Uluru herum. Hier sind wesentlich weniger Menschen und ich konnte die Laute der Stille genießen, konnte mich mehr auf die besondere Atmosphäre einlassen und die Landschaft aufnehmen. Kata Tjuta sind absolut empfehlenswert!
Den Nachmittag verbringen wir künstlerisch, mit der bekannten Punktmalerei der Aborigines. Wir lernen viel über die alten und trotzdem aktuellen Symbole und dürfen uns selber in der Malerei versuchen. Es macht unheimlich viel Spaß und ich habe das Gefühl, ein Stück der Kultur mit nach Hause nehmen zu dürfen.